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Feuermale

Feuermale

Titel: Feuermale
Autoren: Tami Hoag
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gemeldet?«
    »Anonymer Anrufer über Handy, sagte man mir«, sagte Sabin. Sein Mund verzog und verkniff sich, als ob er an einem wehen Zahn saugte. »Peter Bondurant ist ein Freund der Bürgermeisterin. Ich kenne ihn auch. Er ist außer sich vor Kummer bei dem Gedanken, daß dieses Opfer Jillian ist, und er will den Fall so schnell wie möglich gelöst haben. Während wir hier reden, wird eine Soko aufgestellt. Ihre alten Freunde beim FBI sind angerufen worden. Sie schicken jemanden von der Investigative Support Unit. Wir haben hier zweifellos einen Serienmörder.«
    Und einen prominenten Geschäftsmann, der uns Feuer unterm Hintern macht.
    »Gerüchte schwirren bereits«, murmelte Sabin düster.
    »Das Polizeirevier hat ein Leck, das reicht, um den Mississippi abzulassen.«
    Das Telefon auf seinem Schreibtisch blitzte und blinkte wie die Telefonzentrale bei einem Krankennotruf, klingelte aber nicht hörbar.
    »Ich hab mit Chief Greer und mit der Bürgermeisterin gesprochen«, fuhr er fort. »Wir packen die Sache sofort gnadenlos an.«
    »Deshalb haben wir Sie hinzugezogen, Kate«, sagte Rob und rutschte wieder auf seinem Stuhl hin und her. »Wir können nicht warten, bis jemand verhaftet wird, und dann erst dieser Zeugin jemanden zuteilen. Sie ist die einzige Verbindung, die wir zum Mörder haben. Wir möchten, daß jemand aus der Einheit von Anfang an bei ihr ist.
    Jemand, der sie bei Polizeiverhören begleitet. Jemand, der ihr beibringt, nicht mit der Presse zu reden. Jemand, der den Kontakt zwischen ihr und dem Büro des Bezirksstaatsanwalts aufrecht hält.«
    »So wie sich das anhört, braucht ihr einen Babysitter. Ich habe laufende Fälle.«
    »Wir werden ein paar von ihnen für Sie abwälzen.«
    »Nicht Willis«, sagte sie, dann verzog sie das Gesicht.
    »So gerne ich ihn auch loswerden würde. Und unter keinen Umständen Melanie Hessler.«
    »Ich könnte Hessler übernehmen«, sagte Rob hartnäckig.
    »Ich war beim ersten Treffen dabei. Ich bin mit dem Fall vertraut.«
    »Nein.«
    »Ich hab mit vielen Vergewaltigungsopfern gearbeitet.«
    »Nein«, sagte sie, als wäre sie der Boß und es wäre an ihr, die Entscheidungen zu treffen.
    Sabin sah verärgert aus. »Was ist das für ein Fall?«
    »Melanie Hessler. Sie wurde von zwei Männern vergewaltigt, in der Gasse hinter dem Buchladen für
    Erwachsene, in dem sie in der Innenstadt arbeitet«, erklärte Kate. »Sie ist sehr zerbrechlich und hat entsetzliche Angst vor dem Prozeß. Sie könnte es nicht ertragen, wenn ich sie im Stich lasse – ganz besonders nicht, wenn ich sie an einen Mann weitergebe. Sie braucht mich. Ich lasse sie nicht gehen.«
    Rob seufzte beleidigt.
    »Na schön«, verkündete Sabin ungeduldig. »Aber dieser Fall hat absolute Priorität. Egal was es kostet, dieser Irre muß unschädlich gemacht werden. Jetzt.«
    Jetzt, wo das Opfer mehr als eineinhalb Minuten in den Sechs-Uhr-Nachrichten kriegen würde. Kate fragte sich, wieviele tote Prostituierte nötig wären, um bei Ted Sabin dasselbe Maß an Dringlichkeit auszulösen. Aber sie behielt die Frage für sich und nickte und versuchte, das Angstgefühl, das sich bleiern in ihrem Magen einnistete, zu ignorieren.
    Nur ein weiterer Zeuge, sagte sie sich. Nur ein weiterer Fall. Zurück zu den üblichen vertrauten Verwirrungen ihres Jobs.
    Von wegen.
    Die tote Tochter eines Milliardärs, ein Fall voller Seilschaften, ein Serienmörder und jemand, der aus Quantico hier einschweben würde. Jemand vom ISU. Jemand der vor fünf Jahren nicht dabeigewesen war, mußte sie hoffen – wohlwissend, daß diese Hoffnung ein sehr schwacher Schild war.
    Mit einem Mal schien Las Vegas gar nicht mehr so furchtbar.

KAPITEL 3
    »Es ist nachts passiert. Es war dunkel. Wieviel kann sie gesehen haben?« fragte Kate.
    Die drei gingen zusammen durch den unterirdischen Gang, der unter der Fifth Street verlief und das Regierungszentrum mit der deprimierenden gotischen Steinmonstrosität verband, in der die Stadtverwaltung und die Polizei von Minneapolis untergebracht waren. Im unterirdischen Gang herrschte reger Betrieb. Keiner nahm freiwillig die Straße. Der düstere Morgen rutschte ins Unerträgliche ab, als ein bleierner Himmel sich tief über die Stadt senkte und kalten, stetigen Regen herabließ.
    November: ein herrlicher Monat in Minnesota.
    »Sie hat der Polizei erzählt, sie habe ihn gesehen«, sagte Rob, der neben ihr einherstapfte. Seine Beine waren zu kurz für seinen Körper, und wenn er schnell ging,
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