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Feuermale

Feuermale

Titel: Feuermale
Autoren: Tami Hoag
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Jacke, die Augen weit aufgerissen.
    »Auf den Boden!« schrie Kate und ließ das Telefon fallen.
    Die Informationsdame erstarrte.
    »Jemand wird dafür bezahlen!« schrie der Typ, stürzte sich auf die Frau und packte ihren Arm mit seiner freien Hand. Er riß sie an sich und fuchtelte vor ihr mit der Pistole herum. Die Explosion des Schusses wurde durch die Höhe des Atriums verstärkt, betäubte alle Ohren für die Panikschreie, die sie auslöste. Jetzt registrierten ihn alle.
    Kate rammte ihn von hinten und schwang den Absatz ihres Schuhs wie einen Hammer gegen seine Schläfe. Ein schockierter Schrei entwich ihm, dann konterte er hart mit dem rechten Ellbogen und erwischte Kate.
    Die Informationsdame kreischte und kreischte. Dann versagten ihr die Beine oder die Sinne, und das Gewicht ihres fallenden Körpers prallte auf ihren Angreifer. Er fiel auf ein Knie, Unflätigkeiten brüllend, feuerte noch eine Kugel ab, und diese prallte vom Steinfußboden ab und landete weiß Gott wo.
    Kate fiel mit ihm, ihre linke Hand umklammerte den Kragen seines Mantels. Er durfte ihr nicht entwischen.
    Was immer das für eine Bestie war, die er da in sich gefangen hielt, jetzt war sie frei. Wenn er ihr entkam, hätten sie weit mehr Sorgen als nur ein paar verirrte Kugeln.
    Nachdem sie mit ihren Nylons keinen Halt auf dem
    glatten Boden fand, strampelte sie, um auf die Beine zu kommen und klammerte sich an ihm fest, während er versuchte, sich aufzurichten. Sie schwang den Schuh noch einmal und klatschte ihn gegen sein Ohr. Er wandte sich um und versuchte, ihr eine Rückhand mit der Pistole zu verpassen. Kate packte seinen Arm und preßte ihn nach oben; sie war sich der zwanzig Stockwerke Büros und Gerichtssäle über ihnen nur allzu bewußt, als die Pistole erneut losging.
    Während sie um die Waffe rangen, hakte sie ein Bein um eines von seinen und warf sich mit ihrem ganzen Gewicht gegen ihn. Und plötzlich fielen sie, immer weiter hinunter, purzelten übereinander die scharfkantigen Metallstufen der Rolltreppe zur Straßenebene hinunter – wo sie mit dem Schrei »Keine Bewegung! Polizei!« empfangen wurden.
    Kate sah durch einen Nebel von Schmerz in die grimmigen Gesichter über sich und murmelte: »Es wurde,
    verdammt noch mal, auch Zeit.«

    »He, schaut!« schrie einer der stellvertretenden Staatsanwälte aus seinem Büro. »Es ist Dirty Harriet!«
    »Sehr komisch, Logan«, sagte Kate, die den Gang
    hinunter zum Büro des Bezirksstaatsanwalts ging. »Das hast du doch in einem Buch gelesen, stimmt’s?«
    »Sie müssen Rene Russo für deine Rolle im Film engagieren.«
    »Ich werd ihnen ausrichten, daß du das gesagt hast.«
    Schmerzen nagten an ihrem Rücken und ihrer Hüfte. Sie hatte sich geweigert, in die Notaufnahme zu fahren. Statt dessen war sie zur Damentoilette gehumpelt, hatte ihre rotgoldene Mähne zu einem Pferdeschwanz gekämmt, das Blut abgewaschen, ihre kaputten Strumpfhosen weggeworfen und war zurück in ihr Büro gegangen. Sie hatte keine Verletzungen, die eine Röntgenaufnahme oder ein paar Stiche wert gewesen wären, und der halbe Morgen war ohnehin schon im Eimer. Der Preis dafür, eine taffe Braut zu sein: Heute abend würde sie sich mit Tylenol, kaltem Gin und einem heißen Bad begnügen müssen, statt mit echten Schmerzmitteln. Sie wußte bereits jetzt, daß sie es bereuen würde.
    Vielleicht war sie zu alt, sich mit Irren anzulegen und sie die Rolltreppe runterzureiten, aber sie wehrte sich hartnäckig gegen die Vorstellung, daß zweiundvierzig zu alt für irgend etwas war. Außerdem hatte sie erst fünf Jahre von dem hinter sich, was sie als ihr ›zweites Erwachsensein‹ bezeichnete. Der zweite Beruf, der zweite Versuch, Stabilität und Routine in ihr Leben zu bringen.
    Das einzige, was sie sich auf dem Heimweg aus dem Wahnsinn Las Vegas gewünscht hatte, war die Rückkehr in das nette, normale, relativ wahnfreie Leben, das sie sich geschaffen hatte. Ruhe und Frieden. Die vertrauten Verwirrungen ihres Jobs als Opfer/Zeugen-Betreuerin. Der Kochkurs, den durchzuziehen sie wild entschlossen war.
    Aber nein, sie hatte diejenige sein müssen, die den Verrückten entdeckte.
    Von seiner Sekretärin vorgewarnt, öffnete ihr der Bezirksstaatsanwalt selbst seine Tür. Ted Sabin war ein großer, gutaussehender Mann mit herrischem Auftreten und einem Schopf grauer Haare, die er von einem sehr spitzen Haaransatz zurückkämmte. Eine runde Stahlbrille thronte auf seiner Adlernase und gab ihm etwas Gelehrtes.
    Sie
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