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Feuerfrau

Feuerfrau

Titel: Feuerfrau
Autoren: Federica de Cesco
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Unersättlichkeit und Neugier. Seine Erregung im Bett war stark und ansteckend; er kannte meine Stimmungen nicht, reagierte aber sofort. Er schien restlos in meinen Bann geschlagen; er sagte, ich sei außergewöhnlich, meine Hände besäßen eine magnetische Kraft. Er war von meiner Gesichtsform fasziniert, von meiner Hautfarbe – wie Alabaster, sagte er, und mir gefiel das unübliche Wort – und von meinen Pupillen. Er kenne keine Frau, die so große Pupillen habe wie ich. Ich lächelte.
    »Ach, findest du?«
    Er wußte nicht, daß ich eine Maske trug, daß mein innerstes Ich in Schweigen lag, verschlossen und dunkel, unzugänglich. Martin war außerstande, zu diesem Punkt vorzudringen; das Licht, das diese Stelle anleuchtete, kam nicht von ihm. Das Gefühl, das mein Körper auf dem seinen hervorrief, ließ ihn keine Notiz davon nehmen. Er bewunderte meine absolute Unabhängigkeit, er sagte, er habe das noch nie bei einer Frau erlebt. Amerikanerinnen seien ganz anders. Auch die sonderbarsten Liebesdienste ließen sie sich abverlangen, sie gehorchten.
    »Sie schauen nach der Norm und benehmen sich wie Dozenten in Hygiene. Aber sobald es im Bett klappt, selbst wenn sie anderweitig verheiratet sind, wollen sie sofort ein festes Verhältnis. Bis zur nächsten Scheidung. Sie wirken sehr emanzipiert, aber in Wirklichkeit haben sie keine sichere Haltung zu sich selbst. Und ich denke manchmal, fällt diesen Frauen denn nichts anderes ein als sofort ein neuer Mann?«
    »Ich glaube nicht«, sagte ich, »daß ich mit einem Mann schlafen muß, um ihn richtig kennenzulernen. Ich lerne die Leute aus ihrer Art zu sprechen ganz gut kennen.«
    Er zeigte sein angenehmes Lächeln.
    »So? Und was tun wir eigentlich hier im Bett?«
    »Ach, uns nur etwas besser kennenlernen«, hatte ich an jenem ersten Abend erwidert.
    Das Gewitter verzog sich; auch der Regen hatte aufgehört. Wir lagen nebeneinander, im blauen Schein des anbrechenden Tages. Paris erwachte.
    Schon fuhren die ersten Lastwagen durch die Straßen. Martin beugte sich über mich hinweg, er holte eine Zigarette aus dem Päckchen am Boden und knipste sein Feuerzeug an. Neben dem Futon stand auch der Aschenbecher; Martin zog ihn näher heran. Nach unseren Umarmungen rauchte er gerne eine Zigarette.
    »Willst du auch eine?«
    Ich schüttelte den Kopf; ich sah den glühenden Punkt seiner Zigarette; der Qualm wehte über mein Gesicht. Früher, als Studentin, hatte ich auch geraucht. Jetzt nicht mehr. Ich suchte die Stelle im Bett, wo das Laken nicht zerwühlt war.
    »War ich gut?« fragte Martin.
    Schon wieder die dumme Frage. Ich lehnte den Kopf gegen das Kissen.
    »Das mußt du doch gemerkt haben.«
    Er streckte den Arm aus, um mit den leicht gekrümmten Fingern meine Wange zu streicheln, eine flüchtige, mich eher nervende als ihn näherbringende Geste.
    »Als Mann weiß man das nie so genau«, hörte ich ihn versonnen sagen.
    »Eine Frau kann sich verstellen.«
    Ich erstickte ein Gähnen.
    »Stell dich nicht so an, Martin. Es ist eine Empfindung und kein Hundertmeterlauf.«
    »Du kannst verdammt beleidigend sein.«
    Ich wandte mich ihm zu, versöhnlich lächelnd, nahm ihm die Zigarette behutsam aus dem Mund und tat einen Zug.
    »Das war nicht meine Absicht.«
    Wir rauchten abwechselnd die Zigarette zu Ende. Dann zog ich die Decke über meine nackten Schultern, wälzte mich auf die andere Seite und schlief sofort ein. Als ich aufwachte, spiegelte sich die Sonne in den Fensterscheiben. Die schiefergrauen Dächer glänzten vor Nässe. Ich hörte, wie Martin sich im Badezimmer rasierte, und sah blinzelnd auf die Uhr.
    Halb zehn. Um zwei ging mein Flugzeug nach Milano.

2. KAPITEL

    W ährend Martin in der Küche die Kaffeemaschine anmachte, ging ich ins Badezimmer, duschte mich und zog Jeans und T-Shirt an. Vor dem Waschbecken bürstete ich mein Haar, das ich an der Seite gescheitelt und kinnlang trug. Martin hatte das Radio angestellt. Als ich in die Küche kam, schob er zwei Scheiben Weißbrot in den Toaster, stellte Cornflakes auf den Tisch. Er öffnete den Kühlschrank, goß zwei große Gläser Orangensaft ein.
    »Schön, daß Samstag ist«, meinte er, »was machen wir heute?«
    Ich setzte mich und griff nach der Kaffeekanne.
    »Ich fliege nach Milano.«
    Er senkte das Glas, das er zum Mund hob.
    »Du hast mir nichts davon gesagt.«
    »Ach nein?« Ich nahm einen Schluck und sah auf die Uhr. »Ich fliege von Roissy ab. Hoffentlich hat der Flug nicht wieder
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