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Feuereifer

Feuereifer

Titel: Feuereifer
Autoren: Sara Paretsky
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gewusst habe, dass auch Amerikaner eine Besatzungsmacht in ihrer Mitte hätten.
    »Die Polizei ist keine Besatzungsmacht«, fuhr ich sie an. »Diese Rolle übernimmt hier die brutale Armut.«
    »Polizisten sind immer machtversessen, egal wer ihnen ihre Position auch zuweist«, versetzte sie, blieb aber weiterhin ziemlich wortkarg, bis wir auf die Mädchen trafen. Als Love aus der Sporthalle verschwunden war, legte ich einen Zahn zu mit dem Training, obwohl ein paar Spielerinnen bockten und jammerten, dass sie erschöpft seien und sie so was bei Coach McFarlane nicht hätten machen müssen. »Das könnt ihr vergessen«, bellte ich. »Ich hab selbst bei ihr trainiert, daher hab ich ja diese Methoden.«
    Ich ließ sie Pässe und Rebounds üben, ihre größten Schwachpunkte. Die Drückebergerinnen beorderte ich unter die Körbe und ließ sie Bälle ans Brett schmettern und fangen, weil sie ständig zu lahm waren zuzupacken. Celine, die Gangbraut, rammte eine der Trödeltanten so, dass die zu Boden ging. Das hätte ich heimlich zwar selbst gerne gemacht, aber mir blieb nichts anderes übrig, als Celine auf die Bank zu schicken und ihr mit Ausschluss zu drohen, falls sie noch mal eine Keilerei anfing. Was ich äußerst ungern tat, weil Celine, April und Josie Dorrado unsere einzige Hoffnung für eine Mannschaft waren, die vielleicht ein paar Spiele gewinnen konnte. Falls sie sich verbesserten. Falls die anderen sich mehr anstrengten. Falls sie alle weiterhin antraten, nicht schwanger oder erschossen wurden, die richtigen Schuhe und die Ausstattung fürs Krafttraining bekamen, die sie brauchten. Und falls Celine und April sich nicht gegenseitig fertigmachten, bevor die Saison überhaupt begonnen hatte. Alle legten sich plötzlich ins Zeug, und ich wusste auch ohne Blick auf die Uhr, dass wir noch eine Viertelstunde hatten. In dieser Zeit tauchten Freunde und Familienmitglieder auf. Ob wohl die meisten Mädchen alleine nach Hause gingen, spielten alle besser mit Publikum.
    April Czernin strengte sich heute zu meiner Verwunderung besonders an - ihre Rebounds waren so flott wie die von Theresa Witherspoon. Ich schaute zur Tür, um zu sehen, für wen sie sich solche Mühe gab. Marcena Love war zurückgekehrt, in Begleitung eines Mannes, der etwa in meinem Alter war, einem dunklen Typ, der ein bisschen verwittert wirkte, aber immer noch einen zweiten Blick lohnte. Die beiden lachten zusammen, und seine rechte Hand befand sich etwa einen Millimeter von ihrer linken Hüfte entfernt. Als April merkte, dass er nur auf Marcena achtete, schmetterte sie ihren Ball mit solcher Wucht gegen das Brett, dass er beim Abprall Sandra an den Kopf knallte.

3
    Auftritt Romeo (Bühne links)
    Mit einem lockeren Lächeln auf den Lippen trat der Mann auf mich zu. »Du bist es also wirklich, Tori. Dachte ich's mir doch, als April uns deinen Namen gesagt hat.«
    Seit dem Tod meines Cousins Boom-Boom hatte mich niemand mehr mit diesem Spitznamen angesprochen. Es war sein Kosename für mich gewesen - meine Mutter verabscheute amerikanische Spitznamen, und mein Vater nannte mich immer Pepperpot, Pfefferstreuer -, und es passte mir überhaupt nicht, dass dieser Fremde ihn in den Mund nahm.
    »Warst schon so lang nicht mehr hier, dass du deine alten Kumpel nicht mehr kennst, was, Warshawski?«
    »Romeo Czernin!«, rief ich verblüfft, als die Erinnerung zurückkehrte. Romeo - sein Spitzname - war in Boom-Booms Klasse gewesen, eine über mir, und die Mädchen in meiner Clique hatten ihn immer kichernd beäugt, wenn er eine unserer Klassenkameradinnen anbaggerte.
    Jetzt waren es Celine und ihre Kumpaninnen, die laut grölten, um April anzustacheln. Was funktionierte, denn April schmetterte einen Ball in Celines Richtung. Ich sprang dazwischen und fing ihn auf, wobei ich mich erfolglos an Romeos bürgerlichen Namen zu erinnern versuchte.
    Czernin grinste selbstgefällig, weil ihm sein Jugendspitzname schmeichelte oder aber weil es ihm vor Marcenas Augen gelungen war, die Aufmerksamkeit sämtlicher Mädchen im Raum auf sich zu lenken. »Genau der.« Er legte den Arm um mich und beugte mich nach hinten, offenbar mit der Absicht, mich zu küssen, aber ich drehte mich in seinem Arm und hakte den linken Fuß um seinen Knöchel, worauf er ins Schwanken geriet und ich entkam. Ich legte keinen Wert darauf, dass die Mannschaft sich diesen Kniff merkte, aber natürlich schauten alle aufmerksam zu, und ich hatte die üble Vorahnung, dass Celine die Nummer im nächsten
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