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Feuereifer

Feuereifer

Titel: Feuereifer
Autoren: Sara Paretsky
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Männern in schwarzen Regenmänteln. Vorsicht hier, Miss, treten Sie beiseite, wir haben's im Griff, das Krachen, als Äxte durch Metall brachen, mein Gott - schau dir mal das Ding in ihrer Schulter an, ruf einen Krankenwagen, eine riesige Handschuhhand, die mich so mühelos hochhob, als wäre ich ein Kind und nicht eine 64 Kilo schwere Privatdetektivin, und dann, als ich mit den Füßen nach draußen auf dem Beifahrersitz des Kommandowagens hockte, wieder hechelnd vor Schmerz, eine vertraute Stimme: »Ms. W., um Himmels willen, was machst du hier?«
    Ich blickte verblüfft auf und war unsagbar erleichtert. »Conrad! Wo kommst du denn her? Woher wusstest du, dass ich hier bin?«
    »Wusste ich nicht, aber ich hätte mir denken können, dass du irgendwo in der Nähe bist, wenn in meinem Revier Häuser in die Luft fliegen. Was ist passiert?«
    »Ich weiß nicht.« Die Schmerzwelle überrollte mich wieder, zog mir den Boden unter den Füßen weg. »Zamar. Wo ist er?«
    »Wer ist Zamar? Dein jüngstes Opfer?«
    »Der Fabrikbesitzer, Commander«, sagte ein Mann, den ich nicht sehen konnte. »Sitzt da drin fest.«
    Ein Funkgerät quäkte, Handys klingelten, Männer redeten durcheinander, Maschinen dröhnten, Feuerwehrleute mit rußschwarzen Gesichtern trugen einen verkohlten Körper vorbei. Ich machte die Augen zu und erlaubte der Welle, mich davonzutragen. Ich kam kurz zu mir, als der Krankenwagen eintraf. Es gelang mir noch, mich selbstständig zur Tür zu schleppen, aber dann musste der Sanitäter mich reinheben. Als sie mich in einer unbequemen Position, auf der Seite liegend, festgeschnallt hatten und der Wagen losruckelte, zog sich alles in mir zusammen vor Schmerz. Wenn ich die Augen zumachte, wurde mir übel, aber öffnen konnte ich sie auch nicht, weil mir dann das Licht durch Mark und Bein ging. Als der Wagen auf den Hof des Krankenhauses einbog, sah ich kurz das Schild mit dem Namen, aber ich war vor allem damit beschäftigt, die Fragen der Triageschwester zu beantworten. Ich schaffte es irgendwie, meine Versicherungskarte aus meiner Brieftasche zu nesteln, Formulare auszufüllen, Lotty Herschel als meine Hausärztin anzugeben und zu sagen, dass sie Mr. Contreras benachrichtigen sollten, falls mir etwas zustieße. Ich wollte auch Morrell anrufen, aber ich durfte mein Handy nicht benutzen und war überdies auf eine Trage verfrachtet worden. Irgendein Jemand stach mir eine Nadel in den Handrücken, andere Jemands verkündeten, dass sie meine Kleider aufschneiden müssten.
    Ich wollte protestieren, weil ich unter meiner marineblauen Seemannsjacke einen guten Hosenanzug trug, aber da wirkte die Droge bereits, und ich gab irgendein sinnloses Kauderwelsch von mir. Ich war nicht vollständig narkotisiert, aber sie mussten mir eine Gedächtnisdroge gegeben haben, denn ich konnte mich später weder daran erinnern, wie mir die Kleider vom Leib geschnitten wurden, noch daran, wie man mir den Teil des Fensterrahmens aus der Schulter entfernte.
    Als ich zu einem Bett gerollt wurde, war ich bei Bewusstsein. Die Teilnarkose und ein Pochen in der Schulter rissen mich immer wieder aus dem Schlaf, wenn ich einzudösen drohte. Als die Ärztin um sechs Uhr morgens ins Zimmer kam, war ich wach, aber so grauenvoll müde, dass ich die Welt wie durch eine Watteschicht wahrnahm. Die Ärztin hatte selbst die ganze Nacht kein Auge zugetan, sondern Notfälle wie mich operiert. Sie sah völlig übernächtigt aus, war aber so jung, dass sie es noch schaffte, mit heller, fast munterer Stimme zu sprechen, als sie sich auf einem Stuhl an meinem Bett niederließ.
    »Als das Fenster explodiert ist, hat sich ein Stück vom Rahmen in Ihre Schulter gebohrt. Sie können von Glück sagen, dass es gestern Abend kalt war, denn Ihr Mantel hat den Splitter abgebremst.« Sie hielt ein fünfzig Zentimeter langes verbogenes Metallstück hoch - ein Souvenir, falls ich Wert darauf legte.
    »Wir werden Sie jetzt nach Hause schicken«, verkündete sie, nachdem sie mein Herz, den Kopf und die Reflexe meiner linken Hand untersucht hatte. »So funktioniert die Medizin heute, wissen Sie. Raus aus dem Operationssaal und ab ins Taxi. Ihre Wunde wird schön verheilen. Der Verband darf allerdings eine Woche lang nicht nass werden, also keine Dusche, bitte. Kommen Sie nächsten Freitag in die Ambulanz, dann wechseln wir den Verband und schauen, wie es Ihnen geht. Was arbeiten Sie?« »Ich bin Ermittlerin. Privatdetektivin.«
    »Würden Sie dann bitte ein bis zwei Tage
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