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Feuereifer

Feuereifer

Titel: Feuereifer
Autoren: Sara Paretsky
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davon ausgehen - ich hab mit dem Vorarbeiter gesprochen, und der meinte, als die Schicht aus war, hielt sich nur noch Zamar im Gebäude auf. Und ob es Brandstiftung war, kann ich auch erst sagen, wenn die Sondereinheit sich alles angesehen hat, aber der Typ ist jedenfalls nicht an Unterernährung gestorben.«
    Er wechselte das Thema und erkundigte sich nach meiner alten Freundin Lotty Herschel, gab seinem Erstaunen Ausdruck, dass er sie nicht im Krankenhaus gesehen hätte, wo sie doch Ärztin und meine große Beschützerin sei.
    Ich erklärte ihm, dass ich keine Zeit gehabt hatte, um Anrufe zu machen. Dennoch sann ich über Morrell nach, aber das wollte ich Conrad nicht auf die Nase binden. Vermutlich hatte ihn niemand vom Krankenhaus angerufen, denn sonst hätte er sich auf jeden Fall gemeldet, auch wenn er nicht kommen konnte. Ich bemühte mich, nicht an Marcena Love zu denken, die derzeit in Morrells Gästezimmer wohnte. Aber sie war dieser Tage ohnehin anderweitig beschäftigt. Oder eher dieser Nächte. Unvermittelt fragte ich Conrad, wie es ihm gefiel, so weit entfernt vom Mittelpunkt des Geschehens zu arbeiten.
    »Wenn du bei der Polizei bist, dann ist South Chicago der Mittelpunkt des Geschehens«, antwortete er. »Mord, Gangs, Drogen - hier haben wir das ganze Programm. Und Brandstiftung, massenhaft, wenn diese alten Fabrikgebäude und sonst was an die Versicherungsfirmen verkauft werden.«
    Er hielt vor meinem Haus. »Dieser alte Knabe, Contreras, wohnt der immer noch im Parterre? Müssen wir erst wieder 'ne Stunde mit dem quasseln, bevor wir hochgehen können?«
    »Vermutlich. Und >wir< gibt's nicht, Conrad: Ich komme alleine die Treppe hoch.«
    »Ich weiß, dass du dafür stark genug bist, Ms. W., aber du glaubst doch wohl nicht, dass ich aus nostalgischer Sehnsucht nach deinen schönen grauen Augen heute früh im Krankenhaus aufgetaucht bin, oder? Wir werden uns ein bisschen unterhalten, wir beide, und du wirst mir haarklein berichten, was du gestern Abend bei Fly the Flag zu suchen hattest. Woher wusstest du, dass der Laden in die Luft fliegen würde?« »Das wusste ich überhaupt nicht«, knurrte ich. Ich war todmüde, die Wunde schmerzte, die Narkose steckte mir noch in den Knochen.
    »Ja, und ich bin der Ayatollah von Detroit. Wo immer du dich aufhältst, werden Leute angeschossen, massakriert oder umgebracht, also wusstest du entweder, dass das passieren würde, oder du warst selbst dafür verantwortlich. Was interessiert dich so an dieser Fabrik?«
    Seine Stimme klang bitter, aber diese Anschuldigung machte mich so wütend, dass ich schlagartig munter war. »Vor vier Jahren bist du angeschossen worden, weil du nicht geglaubt hast, dass ich was wusste. Jetzt willst du mir nicht glauben, dass ich nichts weiß. Ich hab es satt, dass du mir nie was glaubst.«
    Er verzog die Lippen zu einem niederträchtigen Copgrinsen. Sein goldener Schneidezahn glitzerte in der fahlen Sonne. »Dann werde ich deinen Wunsch jetzt erhören. Ich werde jedes einzelne Wort von dir glauben. Wenn wir das Spießrutenlaufen hinter uns gebracht haben.«
    Den letzten Satz murmelte er nur noch, da Mr. Contreras und die beiden Hunde, die meinem Nachbarn und mir gemeinsam gehören, bereits nach mir Ausschau gehalten hatten und zu dritt die Treppe heruntergestürmt kamen, als ich aus dem Wagen stieg. Mr. Contreras allerdings zögerte, als er Conrad erblickte. Er war ohnehin nie dafür gewesen, dass ich ein Verhältnis mit einem schwarzen Mann hatte, hatte mich aber gehätschelt, als Conrad mich verließ, und war nun völlig verdattert, uns zusammen zu sehen. Die Hunde dagegen hatten keinerlei Vorbehalte. Ob sie sich an Conrad erinnerten oder nicht - Peppy, eine Golden-Retriever-Hündin, und ihr Sohn Mitch, der zur Hälfte Labradorblut hat, begrüßen jeden gleich stürmisch, den Parkuhrenableser wie den Sensenmann.
    Mr. Contreras folgte ihnen in gemäßigtem Tempo. Als er meine Verletzung bemerkte, war er besorgt und verärgert, weil ich mich nicht gemeldet hatte. »Ich hätte Sie doch abgeholt, Herzchen, wenn Sie's mir gesagt hätten, war doch keine Polizei-Eskorte nötig gewesen.«
    »Es ist spätabends passiert, und sie haben mich gleich heute früh rausgelassen«, erklärte ich geduldig. »Conrad ist jetzt übrigens Commander im Fourth District. Diese Fabrik, in der es gestern Abend gebrannt hat, liegt in seinem Revier, und jetzt möchte er gerne erfahren, was ich darüber weiß - er will mir nämlich nicht glauben, dass ich
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