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Feuereifer

Feuereifer

Titel: Feuereifer
Autoren: Sara Paretsky
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Hakenwürfe, Sprungwürfe, Korb leger. Irgendwann kam Celine anspaziert. Ich fragte sie nicht, was sie in den zehn Minuten draußen getrieben hatte, sondern bedeutete ihr, sich einzureihen. »Jetzt kannst du gehen, Theresa!«, rief ich.
    Theresa steuerte Richtung Tür und brummte dann: »Ich glaub, ich halt durch bis zum Ende, Coach.«
    »Das Risiko würd ich nicht eingehen«, sagte ich. »Lieber fünf Minuten Training versäumen, als dass es schiefläuft.«
    Sie lief wieder rot an und behauptete, es sei alles in Ordnung. Ich platzierte sie getrennt von Celine und warf einen Blick auf Marcena Love. Die betrachtete eingehend das Geschehen unter dem Korb, der ihr am nächsten war.
    Ich grinste in mich hinein: Der Punkt ging an die Straßenkämpferin aus der South Side. Wiewohl Straßenkampf im Einsatz gegen Marcena Love nicht die Methode der Wahl sein konnte -die Frau hatte allerhand im Arsenal, was mich außer Gefecht setzen konnte. Wie diesen knochigen - also von mir aus schlanken - Körper, den das schwarze Prada-Teil bestens zur Geltung brachte. Oder die Tatsache, dass sie meinen Liebsten schon kannte, als er noch beim Peace Corps war. Und dass sie sich im letzten Winter mit ihm in Afghanistan aufgehalten hatte. Und dass sie vor drei Tagen, während ich Mary Ann McFarlane in South Shore besuchte, in seiner Eigentumswohnung in Evanston aufgekreuzt war.
    Als ich abends in die Wohnung gekommen war, saß Marcena an Morrells Bett, den löwengelben Schopf über Fotos gebeugt, die sich die beiden ansahen. Morrell musste wegen seiner Schussverletzungen immer noch hauptsächlich liegen; es war also nicht weiter verwunderlich, dass er sich im Bett aufhielt. Aber der Anblick einer fremden und überaus ansehnlichen Frau, die sich - um zehn Uhr abends - über ihn beugte, sorgte doch dafür, dass sich mir das Nackenfell sträubte.
    Morrell streckte die Hand aus, um mich an sich zu ziehen und zu küssen, bevor er uns vorstellte: Marcena, alte Journalistenfreundin, war in der Stadt, um eine Serie für den Guardian zu schreiben, hatte vom Flughafen aus angerufen, würde eine Woche oder so im Gästezimmer wohnen. Victoria, Privatdetektivin, Basketballtrainerin auf Zeit, geborene Chicagoerin, die ihr die Stadt zeigen konnte. Ich bemühte mich um das freundlichste Lächeln, das mir gelingen wollte, und versuchte in den folgenden drei Tagen angestrengt, nicht darüber nachzudenken, was die beiden wohl trieben, während ich in der Stadt auf Achse war. Ich war natürlich nicht eifersüchtig auf Marcena. Keinesfalls. Schließlich war ich eine moderne Frau und überdies Feministin, ich konkurrierte nicht mit anderen Frauen um die Zuwendung eines Mannes. Aber Morrell und Love merkte man die Vertrautheit ihrer langen Freundschaft an. Als sie redeten und gemeinsam lachten, fühlte ich mich ausgeschlossen. Und war, na gut, okay, eifersüchtig.
    Ein Gerangel unter einem der Körbe brachte mich wieder in die Gegenwart. Wie üblich hatten sich April Czernin und Celine Jackman, meine Gangbraut und Flügelspielerin, in der Wolle. Die beiden waren die besten Spielerinnen in der Mannschaft, aber eine Strategie zu entwickeln, wie man diese beiden zu Teamwork anhalten konnte, gehörte zu den wenig aussichtsreichen Herausforderungen dieser Arbeit. In solchen Momenten war mir meine Straßenkampferfahrung durchaus nützlich. Ich trennte die beiden und teilte die Mannschaft in Gruppen auf zum Scrimmage, zum Übungsspiel. Um halb vier machten wir eine Pause; alle waren inzwischen schweißgebadet, auch ich. Dank einer Spende von einem meiner Firmenkunden konnte ich den Mädels Gatorade offerieren. Während die anderen mit ihrem Getränk beschäftigt waren, kletterte Sancia Valdez, meine Center-Spielerin, auf die Tribüne, sorgte dafür, dass ihr Baby seine Flasche bekam, und eröffnete eine Art Gespräch mit dem Vater des Kinds, den ich allerdings nur irgendwas vor sich hinmurmeln hörte.
    Marcena suchte beliebig - oder vielleicht nach Hautfarbe -eine Blondine, eine Latina, eine Afroamerikanerin aus und begann, diese Mädchen zu interviewen. Die anderen lungerten neidisch um sie herum.
    Ich sah, dass Marcena das Gespräch mit einem schnuckligen roten Gerät aufzeichnete, das an einen Füllhalter erinnerte. Eindrucksvolles Teilchen, natürlich digital, in dem man acht Stunden Interview speichern konnte. Und sofern Marcena den Leu ten nicht sagte, dass sie die Unterhaltung aufzeichnete, merkten sie nichts davon. Den Mädchen hatte sie es verschwiegen, aber ich
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