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Feueraugen III. Das Schloss

Feueraugen III. Das Schloss

Titel: Feueraugen III. Das Schloss
Autoren: Alexander Zeram
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Saals bemerkt Zeramov jetzt einen altarähnlichen Aufbau. Er weist die beiden Alten darauf hin und fragt: "Was bedeutet das?"
    "Wir ... das ... das haben wir ebenfalls noch nie zuvor gesehen!" gibt Caulk mit verzweifelter Stimme zur Antwort. "Was ist denn heute nur los, Karl?"
    "Wenn ist das nur wüsste, Carl!"
    Die Unruhe der beiden Alten ist offensichtlich und beginnt sich auf alle zu übertragen.
    Im nächsten Augenblick ertönt eine grelle Fanfare, so klangrein und brillant gespielt, dass alle herumsehen und nach einem versteckten Orchester zu suchen beginnen. Aber es ist keine Musik, die von im Saal sitzenden Musikern gespielt wird.
    Zeramov hat einige Lautsprecher entdeckt: unter Mauervorsprüngen, hinter schweren Atlasvorhängen und hinter großen, kostbaren Vasen.
    "Janá č ek scho' wieder!" murmelt Emma. "Was tuat 'n der da?"
    "Sehen sie mich nicht so fragend an, Fräulein Killmayer ... ich weiß es wirklich nicht!" sagt Zeramov.
    "Ich begreife das nicht, Carl! Das war bisher nie so!" murmelt Kalfater und seine Stimme drückt das Unvermögen aus, diese Dinge zu verstehen: die Musik, der Altar, die Gemälde, das Gelächter ...!
    "Das ... das ... das Zeichen!" stammelt Dalia plötzlich und deutet mit ausgestrecktem Arm zum Altar.
    Alle starren wie gebannt auf den Altar in der Nische und erkennen jetzt den Marmorsockel mit der rotierenden Raute wieder, vor dem auf der Ebene die 'Salvum fac populum tuum'-Sänger ihre Andacht abgehalten haben. Nur jetzt ist er reich ornamentiert und von Edelhölzern eingefasst. Auf ihm funkelt in goldenem Strahlenkranz der Kreisel, sprüht feine Blitze von nadelspitzer Schärfe um sich und in seiner Mitte flackert ein leuchtendes Augenpaar ... die Augen des Xaber Dracer!
    "Feueraugen!" Gleichzeitig rufen sie dieses eine Wort.
    "Ja!" hören sie da eine ruhige, wohlklingende Stimme ausrufen, die entfernte Žhnlichkeit mit der des imaginären Spötters hat. "Feueraugen, meine sehr verehrten Gäste!"
    Kalfater und Caulk beugen sich über die Balustrade und erschrecken dann so sehr, dass sie beinahe vorneüber kippen und hinunter stürzen.
    "Er ist es!" stammelt Caulk Baldwins Mannschaft seine Erkenntnis entgegen und sein bleiches Gesicht verrät ihnen genug über den Schlossherren, um sie sofort zur Umkehr zu bringen.
    Das Gemälde mit dem Abbild des Xaber Dracer zeigt nur noch einen leeren Treppenabsatz - die Gestalt aber ... sie steht mitten im Saal und sieht zu ihnen herauf.
    "Fort!" schreit dann Kalfater auf und drängt die Baldwinschen zur Seite. Er rennt die Galerie zurück und nähert sich der Türe, durch die sie gekommen sind.
    "Er wird uns bringen um, wenn wir hierbleiben!" winselt Caulk. Zum ersten Mal ist ein englischer Akzent in seinem Tonfall zu bestimmen.
    "Aber woher denn, liebe Gäste?" kontert die Stimme des Schlossherrn. Im nächsten Augenblick öffnet sich die Türe, durch die Kalfater fliehen hat wollen.
    "Xaber Dracer!" entfährt es Caulk und alle weichen zurück. Dass ihnen der Fluchtweg abgeschnitten worden ist, zweifelt niemand mehr an. Und da sie jetzt abwarten müssen, was geschehen wird, verfolgen sie alle mit größter Aufmerksamkeit jede Bewegung, die der Schlossherr macht.
    Sie können jetzt seine sonderbare Kleidung aus der Nähe sehen. Er trägt einen Umhang, der so gearbeitet ist, dass er mit dem Anzug darunter eins geworden scheint, sobald er sich bewegt. Außen völlig schwarz, von seidigem Glanz - innen schillernd rot ausgefüttert, sodass es wie falschfarbenes Perlmutt wirkt, wenn der Umhang zurückgeschlagen wird. Dazu trägt Xaber Dracer einen samtenen Schlapphut mit flaumigen, roten Federn - wie ihn sich nur der raffinierteste Modeschöpfer ausdenken hätte können. Eine lange Zigarettenspitze hält er zwischen den Fingern und lächelt die Eindringlinge freundlich an.
    Sein Gesicht ist von markantem Schnitt - nicht weich, sondern eher herb, doch weist es keine brutalen Züge auf. Vielmehr möchte man in diesen Zügen nur Entschlossenheit und einen übermenschlichen Willen lesen. Oh ja, dieser Mann weiß, was er will und was er tut - das sieht man ihm bereits an.
    "Xabrudracaras, stets zu Diensten, meine verehrten Gäste! Ich heiße euch vorläufig willkommen!" erklärt der Schlossherr den Baldwinschen und ihren Führern. "Kommt hinunter in den Saal und nehmt an meiner Tafel Platz. Ich halte nichts vom Versteckspiel ... auch wenn es manchmal sehr amüsant erscheinen mag!"
    Seine Stimme ist angenehm dunkel und mit feinem Vibrato, welches
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