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Feueraugen III. Das Schloss

Feueraugen III. Das Schloss

Titel: Feueraugen III. Das Schloss
Autoren: Alexander Zeram
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Zeit über hab' ich Dir einen guten Drehbuchautor abgegeben. Aber jetzt hat Dich meine Fragerei aufgeregt, wie? - Ah, Du Mistkerl ... Du ekelerregender Sadist  ... Du eingebildeter, bescheuerter Irrer, Du ..."
    ('Schwachkopf!')
    "Was hat denn das Lachen zu bedeuten gehabt?" fragen sich währenddessen Kalfater und Caulk. "Das ist uns noch nie passiert."
    "Wie auf der Treppe und beim dem Dreieck in den Felsen - nur noch vui schlimmer!" murmelt Emma, die sich auf den Boden zusammengekauert hat und stark zittert.
    "Treppe?" Baldwin schluckt geräuschvoll. "Sie hat recht!"
    "Das Lachen hat Zeit ... erst der Ruski!" brummt Rodolphe, dem es selbst nicht ganz wohl in seiner Haut zu sein scheint.
    "Können sie ihn reinziehen?" fragt X den schwer atmenden Kalfater.
    "Ich ... kann kaum noch. Ich bin froh, wenn ich ihn nicht fallen lasse! Nie könnte ich ihn reinziehen!" gibt der mit schwacher Stimme zur Antwort. Sie alle sehen ihm an, dass er nicht mehr lange wird aushalten können. Wenn sie Zeramov nicht doch noch verlieren wollen, dann muss rasch etwas geschehen.
    Und es geschieht etwas - völlig unerwartet!
    Plötzlich drängt sich Cassius vor, zwängt seine langen Arme über die Kalfaters aus dem Fenster und löst den alten Mann ab. Er hat Zeramovs Fuß sicher im Griff - Kalfater darf sich zurückziehen.
    "Alexej!" hören sie alle eine Stimme. "Alexej! - Sie müssen mir ihre Hände reichen. Kommen Sie nach oben und wenn Sie meine Arme mit den Händen haben, dann lassen Sie sich fallen. Ich lasse den Fuß los und packe Sie an den Armen. Dann geht es! - Mut, Alexej ... es geht. Wir schaffen es! - Wir müssen es schaffen!"
    Keiner kann es fassen, dass diese vielen Worte von dem Mann gesprochen worden sind, von dem sie normalerweise nur ein "OK!" gewöhnt sind ?- als einziges Wort, das er je gesprochen zu haben scheint.
    Auch Zeramov reißt Cassius' Wortschwall aus allen Hadesfantastereien heraus. Mit einem Mal erkennt er, dass er noch nicht tot ist und schon beginnt er wild zu strampeln, arbeitet sich mit dem Oberkörper in einer gymnastischen Meisterleistung nach oben, packt Cassius an beiden Armen, und als der seinen Fuß freigibt, hängt er bereits sicher und weiß, dass er es schaffen wird.
    Mit vereinten Kräften zerren Cassius, Rodolphe und der Krämer den Kameraden zu sich herein. Endlich steht er dann in einem engen, dunklen Gang und wird von allen betätschelt. Die Frauen überhäufen ihn mit Liebkosungen, die Männer klopfen ihm auf die Schultern.
    Man bemitleidet ihn lange genug, um Rodolphes Ungeduld herauszufordern.
    "Ist ja jetzt gut. Wollt ihr hier übernachten?" knurrt er. "Wenn ihr ihn noch ein paar Stunden lang bemitleidet, kommen die Ordensbrüder wieder, bevor wir auch nur einen einzigen Raum im Schloss gesehen haben."
    Kalfater und Caulk stimmen dieser Ansicht zu. Abrupt endet die allgemeine Bemitleidung Zeramovs. Baldwin treibt seine Leute hinter den beiden Alten her durch den Gang.

-8-  Xaber Dracer
     
     
    Die Tatsache, dass sie am Ziel angelangt sind, verleiht den Baldwinschen wieder Mut und beflügelt ihren Tatendrang. Müssen sie sich auch mit einer im höchsten Maß ungewöhnlichen Situation abfinden, die Angst vor dem Unvorhersehbaren ist überwunden. Bereits in dem Gang, der hinter dem kleinen Fenster unter der Zugbrücke liegt, zeigt sich, wie weit Michel seine Žngstlichkeit abgelegt hat. Er kneift Marlène -seine alte Freundin- in den Hintern ... oder wohin auch immer. Ihr Aufquiecken bringt Baldwin aus der Fassung und Rodolphe in Rage. Die beiden Alten bitten für den Weiterweg um etwas mehr Ernsthaftigkeit und - vor allem: Ruhe!
    Etwas später haben sie ein schweres Gitter erreicht, welches zur Hälfte hochgezogen ist. Der Rost hat sich über die Eisenstäbe hergemacht und diesen Weg ins Freie für -wahrscheinlich- immer offen gehalten.
    Die beiden Führer und die Baldwinschen können unter dem Gitter hindurch kriechen und so kommen sie schließlich ans Ende des langen Ganges.
    Durch ein kleines Fenster in Kopfhöhe können sie auf den Schlossgarten hinaussehen: eine wunderbare Anlage im hochbarocken Prunkstil mit mehreren Springbrunnen, Engelsstatuen, hübschen Lauben und verschlungenen Spazierwegen, die an verschiedenen Stellen in den eindrucksvollen Säulengang münden, der das Ganze umrahmt.
    Die Szenerie ist friedlich. Mitten in diesem düsteren Gemäuer leuchten Blüten und Gräser in warmem Sonnenlicht. Dabei haben sie noch an der Zugbrücke über sich einen grau verhangenen Himmel
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