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Feueraugen III. Das Schloss

Feueraugen III. Das Schloss

Titel: Feueraugen III. Das Schloss
Autoren: Alexander Zeram
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begonnen! Dass einige von ihnen langsam ungeduldig werden und leicht reizbar sind, dürfte eigentlich niemanden verwundern.
    "Ah, wir dürfen den Mut nur nicht verlieren, dann geht alles", meint Rodolphe.
    Die Mannschaft hat eine Rast eingelegt. Die meisten sitzen einfach auf dem Felsboden, Baldwin, Zeramov und Emma sind stehen geblieben.
    "Tolle Aussicht!" stellt Emma fest. "Da drüben der Berg erinnert mich a bisserl an unsere Kampenwand."
    "Wie?" der Signore kennt den Berg in den Chiemgauer Voralpen nicht und lässt sich von Zeramov aufklären. Auch der ist ja in Bayern geboren. Die Kampenwand hat er sogar schon einmal bestiegen.
    "Ihr habt Nerven!" Ricci ist empört. "Ich mache mir Sorgen, wie das weitergehen soll und ihr ..."
    "Tun wir auch, mein Bester!" berichtigt Baldwin. "Aber deshalb kann man doch die Aussicht genießen."
    "Außerdem können wir nichts forcieren", fügt Zeramov an.
    "Wenn mir nur dieser Vers aus dem Kopf gehen würde, dann wäre ich weniger unruhig."
    "Welcher Vers, Luigi?" der Signore verteilt gerade Pfefferminz-Drops. "Imprimin hat doch übersetzt und ich verstehe einiges nicht. Erinnert ihr euch? 'In den Klippen der Verwüstung siedelt ER ...`"
    "Na, die haben wir inzwischen erreicht!" sagt Marlène.
    "Uno momento - so meine ich das nicht. Die nächste Zeile bringt mich durcheinander, nicht die erste: '- dorthin könnt ihr niemals geh'n!' Versteht ihr das? 'Niemals'!"
    "Aber Mr. Ricci - das fällt ihnen erst jetzt auf, wo wir rettungslos in dieser Gegend verloren sind?" Dalia springt auf. "My goodness, ... warum hat das niemand früher bemerkt?"
    "Wer redet denn von 'verloren', Miss Lama?" brummelt Baldwin. "Schloss Rachass haben wir bisher nicht gefunden, weil wir vielleicht einen falschen Weg genommen haben. Dass es uns nicht leicht gemacht wird, haben wir doch inzwischen herausbekommen, oder?"
    (LEERZEILE MUSS RAUS!)
    "Das entschuldigt nichts!" wirft Marlène ein. Ihre Stimme klingt jetzt noch gereizter als bisher.
    "Nein, überhaupt nichts!" bestätigt Ricci. "Was sagen Sie denn zu diesem Vers, der andeutet, dass wir nie nach Schloss Rachass kommen können, Sie Alleswisser?"
    Da Ricci hierbei Zeramov ansieht, fühlt sich der auch angesprochen.
    "Mein lieber Ronaldo ..." beginnt er seine Erklärung "... auch mir ist inzwischen aufgefallen, dass gerade in diesem Versfragment etwas nicht stimmt. Der Widerspruch 'niemals' ... und trotzdem sind wir jetzt hier. Dieser letzte Versteil hat uns den Weg hierher gewiesen, nicht wahr? Abgesehen davon, dass alle Verse völlig falsch oder unzureichend übersetzt sein könnten ... wer sagt denn, dass nicht weitere Verse ein ganz anderes Bild ergeben würden. Wir kennen nur drei ganze und einen halben Vers und müssen uns damit zufriedengeben. Wer möchte jedoch behaupten, dass 'Wind' wirklich nur 'Wind' bedeutet? Wer kann mir beweisen, dass der Hinweis auf die Unmöglichkeit, zum Sitz des Xaber Dracer zu gelangen, wirklich so gemeint ist? Kann zum Beispiel 'Wind' nicht auch 'Unruhe, Streit, Uneinigkeit' bedeuten? '... ein Wind wird nie dort weh'n! ' - das kann eine Metapher für einen Zustand der Stabilität sein. Und die zweite Zeile des Verses ... könnte das nicht auch bedeuten: Rachass ist von so vielen Hindernissen umgeben, dass die meisten, die den Versuch wagen, bald aufgeben, weil sie zu oft scheitern. Leuchtet das nicht ein?"
    Alle beginnen zu überlegen.
    Dass Riccis Zweifel durch eine dermaßen einfache Lösung entkräftet werden sollen, will den wenigsten einleuchten.
    "Bisher haben wir in gewisser Weise improvisiert", behauptet Zeramov. "Wir hatten einen klaren Standpunkt: Wir wollten eine Sage ergründen und zugleich Material für einen neuen Film sammeln. Die Dinge wurden kompliziert, als Rodolphe plötzlich verschwand und wir uns das nicht erklären konnten. Ohne lange zu überlegen, stürzten wir alle in ein aufregendes Abenteuer, ausgerüstet mit bruchstückhaften Hinweisen aus alten Sagen und dem festen Willen, Rodolphe wieder zu finden. Wir traten in eine andere Sphäre über ... ja, 'Sphäre' könnte man das nennen. Wir lernten Cultivasion, Conclusion und Destrusion kennen, kamen überall verhältnismäßig gut durch und klammerten uns an den einzigen Hinweis, den wir aus Destrusion mitnehmen konnten: den Versteil, den Imprimin übersetzt hatte. Genau auf unser Ziel sind wir nie losgegangen. Wir hätten Cultivasion links liegen lassen müssen und wären dann vielleicht schon längst auf dem Schloss. Aber uns lockte die Gefahr,
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