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Feuer der Rache

Titel: Feuer der Rache
Autoren: Ulrike Schweikert
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schoss in die schmale Lindenallee und trat vor dem Tor zu Peter von Bor-gos Villa hart auf die Bremse. Sie nahm sich nicht die Zeit, den Schlüssel abzuziehen, sondern kletterte über das verschlossene Tor und rannte die Zufahrt hinauf. Sie klopfte gegen die Tür, als wolle sie sie einschlagen, aber nichts rührte sich.
    Hatte sie sich geirrt? Konnte das sein?
    Die Kommissarin hielt einen Moment inne. So ein Mist! Wie hatte sie nur so dumm sein können, zu denken, er würde seine Zufluchtsstätte gefährden.
    „Verdammt!", schrie sie und rannte zum Wagen zurück. Sie folgte der Einbahnstraße und raste dann den Mühlenberger Weg hinunter. Unten angekommen, ließ sie das Auto mitten auf dem Weg stehen, schlug die Tür hinter sich zu und lief, so schnell sie konnte, den Strandweg entlang. Die Kommissarin stieß das Gartentor auf und schlug mit den Fäusten gegen die Haustür. Bevor sie rufen konnte, schwang die Tür auf, und sie stürmte in die dunkle Diele. Es war niemand zu sehen, aber sie ahnte, wo sie fündig werden würde. Zwei Stufen auf einmal nehmend, lief sie die Treppe hinauf und stieß die Tür zu dem Zimmer auf, in dem Aletta ihr gestern den Karton mit den Tagebüchern überreicht hatte. Sabine stürzte hinein und blieb schwer atmend mitten im Raum stehen. Sie wollte schreien, wollte irgendetwas sagen, aber sie brachte keinen Ton heraus. Sie schlug die Hände vors Gesicht wie ein Kind, das glaubte, der Wahrheit auf diese Weise entfliehen zu können.
    „Du bist schon da?", begrüßte er sie heiter. „Die Frist ist noch nicht abgelaufen. Ich hätte dich noch nicht erwartet."
    Sabine ließ die Hände sinken und zwang sich, das Bild in sich aufzunehmen. Im Schein zweier Kerzen saß der Vampir auf Alettas Bett, die junge Frau an seine Brust gelehnt. Sie hatte die Augen geschlossen, ihr Kopf ruhte in seinem Arm. Kissen-und Bettbezug waren voller Blut. Frisches Blut, das im Schein der Flammen feucht glänzte. Widerstrebend trat die Kommissarin näher. Nun konnte sie erkennen, dass auch Alettas Gesicht und der Hals blutverschmiert waren. Ein Tropfen war von ihrem Mundwinkel über das Kinn geflossen.
    Sie konnte nicht verhindern, dass ihr Blick zu den Armen glitt, aus deren aufgeschnittenen Adern noch immer ein Rest Blut sickerte.
    „Was hast du getan?", hauchte sie tonlos und fiel auf die Knie. Zitternd griff sie nach der leblosen Hand. Das Blut war noch warm, aber kein Pulsschlag pumpte es mehr durch den Körper. Sabine sprang auf.
    „Schnell, wir müssen die Wunden verbinden. Hilf mir! Ich kann sie wiederbeleben. Leg sie auf den Boden. Wir müssen den Notarzt rufen. Nun sitz hier nicht so rum!", rief sie mit sich überschlagender Stimme.
    „Sie ist tot!", sagte er sanft, schob den Körper von sich, stand auf und legte Aletta behutsam auf die blutüberströmte Bettdecke.
    „Was hast du getan? Du Scheusal, du Mörder!", schrie sie und hämmerte mit den Fäusten gegen seine Brust. Er ließ sie gewähren und wartete mit starrer Miene, bis sie weinend zurückwich und sich auf den Schreibtischstuhl sinken ließ.
    „Warum? Du hast gesagt, du tötest niemanden mehr. Warum sie?"
    „Weißt du das nicht?", wunderte er sich. „Sie sagte mir, sie habe dir die Bücher gegeben. Warum also fragst du?"
    „Aber deshalb darfst du sie doch nicht umbringen", wimmerte Sabine.
    „Ich habe sie getötet, weil sie mich darum gebeten hat!"
    „Ach, so einfach ist das. Jemand steckt in einer Krise und sagt, er wolle nicht mehr leben, und schon darfst du ihn töten?" Sie sprang auf und begann im Zimmer auf und ab zu gehen. „Das war Mord! Eindeutig Mord! Du kannst dich da nicht rausreden!"
    Peter von Borgos Augen folgten ihren Bewegungen. „Ich rede mich nicht heraus. Ich rechtfertige mich auch nicht, denn ich bin kein Mensch, und eure Gesetze und Regeln interessieren mich nicht. Ich habe nur einer Frau mit besonderen Fähigkeiten ihren letzten Wunsch erfüllt."
    „Oh, das war dir sicher sehr unangenehm!", schleuderte sie ihm entgegen.
    „Nein, es war eine Lust, die ich lange vermisst habe", gab er ohne Umschweife zu. „Ich habe es genossen und werde lange von der Erinnerung zehren."
    Die Kommissarin schnappte nach Luft. Es dauerte eine Weile, ehe sie wieder sprechen konnte. „Ich werde dich für diese Tat verhaften lassen! Ich werde der Kripo sagen, dass sie kaltblütig ermordet wurde!"
    „Dann war ihr Opfer umsonst!", erwiderte er mit kühler Stimme. „Aber wenn du meinst, so etwas tun zu müssen: Bitte, ich halte dich
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