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Feuer der Rache

Titel: Feuer der Rache
Autoren: Ulrike Schweikert
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später weitersprechen."
    „Ja", hauchte die Kommissarin und legte auf.
    Ein seltsam zufriedenes Gefühl breitete sich in ihr aus. Sie schämte sich dafür. Sie hätte einen Mord -oder Mordversuch -verhindern können, wenn sie richtig nachgedacht und schneller die richtigen Schlüsse gezogen hätte. Wenn sie die Frauen gleich hätte verhaften lassen. Und dennoch empfand sie mit Eike Canderhorst kein Mitleid.
    Sie ließ sich Thomas' Worte noch einmal durch den Kopf gehen. Eine Gestalt auf einem Motorrad, mit langem schwarzem Haar, die in Richtung Blankenese davongefahren war. Konnte es sein, dass... ? Sie wollte den Gedanken nicht zu Ende führen. Hastig sprang sie auf, griff nach den Autoschlüsseln und rannte die Treppe hinunter.
    Sie musste sich Gewissheit verschaffen.
     
    Aletta betrat das reetgedeckte Häuschen ihrer Eltern am Rande des Baurs Park, das dichte Hecken vom Strandweg trennten, die den Lärm der abendlichen Spaziergänger fast völlig verschluckten. Im Haus war es noch stiller. Aletta schaltete kein Licht ein. Die Räume strahlten Verlassenheit aus, obwohl die Eltern erst einen Tag weg waren. Aletta blieb in der Diele stehen und schloss die Augen. Kein Laut war zu hören, und dennoch wusste sie, dass sie nicht allein im Haus war. Sie zog ihre Jacke aus und ließ sie auf den Boden fallen. Den Helm legte sie auf die bemalte Bauerntruhe. Dann stieg sie langsam die Treppe hinauf und öffnete die Tür zu ihrem alten Zimmer.
    Er stand am Fenster und hatte ihr den Rücken zugekehrt. Eine kühle Brise streifte ihr Gesicht, als sie eintrat und die Tür hinter sich schloss. Langsam drehte er sich um und sah sie an. Sie konnte das Rot seiner Augen sehen.
    „Nun?", fragte er nur.
    „Ich habe meine Aufgabe vollbracht", antwortete Aletta. Sie trat an den Schreibtisch und legte die Pistole neben den Brief, der dort mitten auf der Schreibunterlage von einem weißen Kiesel festgehalten wurde. Daneben stand ein braunes Glasfläschchen.
    Aletta deutete auf das Schreiben. „Haben Sie es gelesen?" Der Vampir nickte.
    Aletta leckte sich nervös die Lippen. „Werden sie es glauben?"
    Peter von Borgo trat näher. Er zuckte mit den Schultern. „Es steht nicht in meiner Macht, die Gedanken der Kripoleute vorherzusagen, aber ich kann mir vorstellen, dass ihnen ein fertig gelöster Fall recht sein wird."
    Er kam immer näher. Unwillkürlich wich Aletta einen Schritt vor ihm zurück. Der Vampir blieb stehen.
    „Bist du dir sicher, dass du das tun willst? Ein Nein genügt, und ich verlasse das Haus, als sei ich niemals hier gewesen."
    „Für immer?"
    „Für heute."
    Aletta lachte nervös. „Sie sind ehrlich. Das gefällt mir. Wird es wehtun?"
    „Hast du Angst?"
    Sie nickte.
    „Ich werde dir die Angst nehmen, und den Schmerz -allen Schmerz, der dich bisher gequält hat. Nur ein Wort von dir."
    Aletta zitterte am ganzen Leib. Sie biss sich so stark auf die Unterlippe, dass ein Blutstropfen hervorquoll. Der Vampir machte eine schnelle Bewegung auf sie zu, hielt dann aber inne, bevor er sie berührte. Sein Atem schien plötzlich schneller zu gehen. Seine Hände ballten sich zu Fäusten und öffneten sich wieder.
    „Ich habe meinen Freundinnen geschworen, dass ich für sie da bin und auch bereit, mein Leben für sie zu geben. Was nützen Schwüre, wenn man sich im entscheidenden Moment nicht mehr an sie erinnern will? Wie oft sind Schwüre der großen Liebe nur leere Worte?" Sie zitterte nicht mehr. Ihre Stimme klang fest. „Ich bin bereit." Sie zog ein langes Rasiermesser aus der Schreibtischschublade und klappte es auf. Die frisch geschärfte Schneide glänzte matt.
    Der Vampir holte ein mit alter Spitze besetztes Taschentuch aus seiner Hemdtasche und nahm ihr das Messer aus der Hand. Vorsichtig legte er es neben Brief und Pistole auf den Schreibtisch, ehe sein Blick wieder zu Aletta zurückkehrte. Ihre Miene war ernst und entschlossen. Sie nickte.
    Der Vampir nahm ihre Hand und küsste die Handfläche. Seine kalten Lippen wanderten über das Handgelenk. Sie zuckte ein wenig, als sich die Zähne in die pulsierende Ader senkten.
     
    Die Kommissarin trat auf das Gaspedal, dass die Reifen quietschten. Mit durchdrehenden Rädern schoss der Wagen los, sobald die Ampel auf Gelb schaltete. Warum, zum Teufel, gab es so viele rote Ampeln und noch mehr herumschleichende Idioten? Sie überholte waghalsig und erntete ein Hupkonzert. Knapp vor einem entgegenkommenden Lastwagen bog sie von der Hauptstraße in den Baurs Park ab,
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