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Fette Voegel gehen oefter fremd

Fette Voegel gehen oefter fremd

Titel: Fette Voegel gehen oefter fremd
Autoren: Gunther Mueller
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Gesichtszüge. Ehepartner gleichen sich in ihrem Aussehen immer stärker einander an, je länger sie verheiratet sind. Dies liegt nicht nur an der menschlichen Neigung, Partner zu wählen, die ohnehin schon eine gewisse Ähnlichkeit aufweisen. Liebespaare besitzen durchaus ähnliche Eigenschaften; so gleichen sie sich zum Beispiel in ihrer Körpergröße, im Brustumfang, in der Länge der Ohrläppchen und vielen anderen körperlichen Details. Doch unabhängig davon lässt sich bei Betrachtung über einen längeren Zeitraum erkennen, dass Ehepaare sich darüber hinaus immer ähnlicher werden.
    Die vorliegende Studie kann tatsächlich zeigen, dass sich die Gesichter von Ehepaaren angleichen, dass jeder Partner also seine individuellen Gesichtszüge verliert. Irgendwann steigt man gewissermaßen mit sich selbst ins Bett. Dieses Phänomen wurde folgendermaßen erforscht: Die Grundlage bildeten Hochzeitsfotos von zwölf verheirateten Paaren. Man verglich die Fotografien der einzelnen Ehepartner miteinander, die jeweils kurz vor der Hochzeit und fünfundzwanzig Jahre danach aufgenommen wurden. Rund hundert Probanden beurteilten die Ähnlichkeit der Personen und sollten Aussagen darüber treffen, wer mit wem verheiratet ist.
    Um eine unbefangene Beurteilung sicherzustellen, wurden aus den Fotos alle Elemente, Kleidung und Umgebung, wegretuschiert, die auf eine Ehe hinweisen könnten. Die Fotos zeigen nur die Gesichter der Personen. Diese wurden zudem so manipuliert, dass alle die gleicheGröße hatten. Die Einschätzungen der Probanden zeigten tatsächlich eine Zunahme der Ähnlichkeit nach einem Vierteljahrhundert Ehe.
    Die Forscher erklären dieses Phänomen dadurch, dass emotionale Prozesse zu Gefäßveränderungen führen, die zum Teil durch die Gesichtsmuskulatur beeinflusst werden. Die Gesichtsmuskeln wirken auf Venen und Arterien und können den Blutstrom verändern. Die Theorie besagt, dass der alltägliche Gebrauch der Gesichtsmuskulatur dauerhaft Einfluss auf die Eigenschaften des ganzen Gesichts hat. Menschen, die für einen längeren Zeitraum eng miteinander leben und deswegen wiederholt die gleiche Mimik haben, wachsen allmählich ähnliche Gesichtszüge. Es ist übrigens eindeutig nicht das Alter, welches die Gesichter ähnlicher erscheinen lässt. Die Daten zeigen eine stark entgegengesetzte Tendenz. Die Gesichter junger Menschen ähneln sich ebenso oft wie die der älteren. Es konnte kein altersspezifischer Effekt auf das ähnliche Aussehen nachgewiesen werden – Falten oder schlaffe Haut maskieren Unterschiede also nicht.
    Ein alternativer Erklärungsansatz verweist darauf, dass die Ähnlichkeit auch an der gleichen Ernährungsweise liegen könnte. Eine gleiche Ernährung würde zu einer ähnlichen Menge und Verteilung des Fettgewebes im Gesichtsbereich führen. Tatsächlich aber unterschieden sich die Ehepartner in ihrem Fettgehalt umso mehr, je älter sie waren. Das Gesichtsfett bietet daher keine Erklärung für die Ähnlichkeiten der Ehepartner.
    Es wird angenommen, dass das Nachahmen der Mimik uns subjektiv erleben lässt, was eine andere Person fühlt. Wir simulieren die Gesichtszüge des Gegenübers und damit mehr oder weniger auch dessen Gefühlswelt. Intuitiv verzerren wir beispielsweise das Gesicht, wennwir eine unter Schmerzen leidende Person sehen. Diese ungewollte und spontane unbewusste Imitationsmimik wurde auch bei sehr subtilen emotionalen Ausdrücken beobachtet – sie ist wahrscheinlich das Zeichen einer grundsätzlichen menschlichen Fähigkeit zur Empathie. Wie automatisch synchronisieren auch Eheleute die mimischen Eigenarten ihres Partners, und das über einen langen Zeitraum. Die Ehe hinterlässt auf diese Weise ihre Spuren auf den Gesichtern der Ehepartner.
    Vielleicht ist es aber einfach dieselbe Miene der Langeweile, die sich in die Gesichter gegraben hat. Tiefe Kluften der Verzweiflung, Furchen des Ehefrustes? Diese Annahme wurde durch eine Befragung der fotografierten Ehepaare geprüft. Sie wurden um eine Einschätzung ihrer Zufriedenheit und um die Angabe der Anzahl und Art sehr positiver sowie sehr negativer Erfahrungen im Laufe ihrer Ehen gebeten. Das Ergebnis überrascht deshalb nicht: Je ähnlicher die Ehepartner, desto glücklicher nahmen sie ihre Ehe wahr. Es ist eben nicht der Frust der Ehe, sondern das Eheglück, das sich im Gesicht der Paare widerspiegelte. Wenn Empathie die wichtigste Zutat einer guten Ehe ist und die Angleichung von Mimik und Bewegungen eine Form
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