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Festungsklause Saghon

Festungsklause Saghon

Titel: Festungsklause Saghon
Autoren: K. H. Scheer
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allesbeobachtenden Wächters versetzt. Er stand mit dem Rücken gegen eine Wand gelehnt und hielt seine Strahlwaffe auf den Fremden gerichtet.
    Ich stampfte auf Sadonelli zu. Da bemerkte ich die erste menschliche Regung.
    Es war durchaus keine Furcht, aber seine Haltung spannte sich. Er suchte verzweifelt nach einem Ausweg.
    »Steig von deinem Thron, Lümmel, oder ich schieße dich herunter«, fuhr ich ihn an.
    Diesmal brüllte ich nicht. Toterlay hatte sich je nach der Art seiner Gegner stets eines anderen Tones befleißigt. Diesmal hätte er sich eiskalt und beherrscht, aber voll von tödlicher Drohung gegeben.
    »Noch drei Sekunden. Noch zwei, noch …«
    Er kam. Er wußte, daß er mit einer luftgefüllten Energieblase keine Chance hatte.
    »Und jetzt bleibst du schön auf der roten Linie stehen«, fuhr ich fort. Mein Grinsen wirkte abstoßend. Ich kannte es aus vielen Spiegelproben. »Genau auf der Linie, Bübchen.«
    Er zögerte. Zorn glomm in seinen dunklen Augen auf. Wann würde er sich endlich äußern? Eine hinweisende Bemerkung machen, auf die ich sehnlichst wartete? Ich dachte nicht daran, ihn direkt zu befragen. Sollte er von selbst kommen. Toterlay hätte sich nicht anders verhalten, denn er lebte in dem Irrglauben, alles zu wissen und jedes Ding zu beherrschen. Der Rolle mußte ich treu bleiben.
    »Telepathisch taub«, teilte Hannibal mit. »Das überrascht mich nicht. Auch die Burschen auf dem Transmitter sind para-immun. Sie sind übrigens von der gleichen biologischen Sorte wie unser Freund. Bringe ihm Respekt bei. Er will weitergehen, das spüre ich.«
    Ich grinste breiter, aber diesmal kam kein Laut über meine Lippen. Toterlay hatte oftmals sadistisch gehandelt. Was hätte er jetzt getan? Den Fremden nochmals gewarnt? Nein, bestimmt nicht! Toterlay brüstete sich, alles nur einmal zu sagen. Dann handelte er.
    Ich wartete also ab. Dabei wurde klar, daß es der Fremde auf eine stumm ausgefochtene Kraftprobe abgesehen hatte. Sein Gesicht war verkrampft. Er versuchte überdies, mich mit seinen jetzt brennend wirkenden Augen zu fesseln.
    Tatsächlich – er besaß geringfügige suggestive Fähigkeiten. Sie waren so schwach, daß er nicht einmal einen willensbewuß ten Normalmenschen hätte beeinflussen können. Aber er probierte es. Er riskierte in seiner verzweifelten Lage die Flucht nach vorn.
    »In Calthurs Namen, Kalhohr, bleiben Sie stehen«, gellte plötzlich Sadonellis Entsetzensschrei auf. »Bleiben Sie stehen! Sie kennen Toterlay nicht. Er feuert hemmungslos. Kalhohr!«
    Kalhohr folgte dem Rat. Mein erwartungsvolles Grinsen hatte ihn der letzten Initiative beraubt.
    »Wie schade«, sagte ich so leise, wie es mir möglich war. »Schade, Kalhohr. Ich hätte dir drei Druckfronten auf drei Körperpunkte gestoßen. Meinen Großtransmitter wollte ich nicht beschädigen, sonst hättest du dort schon Toterlays herzlichen Gruß empfangen. Quasimodo, Söhnchen, er steht jetzt so schön auf der Gefahrenlinie. Wenn Nishimura schaltet – na, was passiert dann wohl mit unserem Adonis?«
    Hannibal lachte provozierend. Es klang scheußlich. Daran war die Quasimodo-Stimme weitgehend schuld.
    »Soll er?« rief er und hob den Arm.
    Ich schüttelte langsam den Kopf. Das vorbereitende Spiel mußte beendet werden. Vorerst hatten wir um Haaresbreite gewonnen.
    »Schirm abschalten«, forderte ich, ohne die Waffe zu senken.
    Er zögerte nochmals und warf einen forschenden Blick zu Sa donelli hinüber. Dieser starrte mich wie einen Geist an.
    Als Sadonelli beschwörend nickte und anschließend unter Al lisons Griff wieder das Gesicht verzog, fiel auch der zweite Energieschirm in sich zusammen.
    Hannibal schlurfte eilig zu dem Fremden und nahm ihn den kinderballgroßen Hochenergieprojektor ab.
    »Sieh einer an! Das ist ja mein Gerät. Ich hatte es in Calthuri on vergessen«, meinte er.
    Er erntete einen Blick voll unsäglicher Verachtung.
    Ich lachte erneut; kurz und stoßartig, gewissermaßen überlegend und als Begleiterscheinung für ganz andere Vorgänge.
    »Schrecklich, von so einer kleinen, widerlichen, verwachsenen Kreatur angefaßt zu werden, Bübchen, wie?« sagte ich gedehnt.
    Dann kam sofort die Psychobombe. Ich »warf« sie instinktiv, denn zum gezielten Einsatz fehlte mir eigentlich das korrekte Wissen.
    »Das paßt nicht zu deinem Ehrenkodex, was? Du, einer der neuen, vergeistigten Super-Terraner; einer aus dem unendlich überlegenen Herrenvolk, das sich wegen widriger Umstände lei der noch nicht
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