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Festungsklause Saghon

Festungsklause Saghon

Titel: Festungsklause Saghon
Autoren: K. H. Scheer
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Eintritt.
    Der zweite Materialisierte hatte nicht den Versuch unternommen, seine Waffe einzusetzen. Ich wußte auch, warum er es unterlassen hatte.
    Er hatte viel schneller als sein Gefährte erfaßt, was es bedeute te, daß seine Schirmblase noch nicht luftleer war.
    Die Vakuumpumpe eines Kampfanzugs arbeitet nun einmal bei weitem nicht so schnell wie die Positronik eines Schirmfeldprojektors!
    Er stand mit halberhobenen Armen auf der Transmitterplattform und rührte sich nicht. Er war hochgewachsen wie viele Männer, aber die Form seines Kopfes und der Ausdruck seiner Augen bewiesen mir, daß wir hier vor einem Menschen standen, der mit Hilfe der marsianischen Todesschläfer modifiziert worden war.
    Sein Intelligenzquotient mußte sehr viel höher sein als jener des Mannes, der mit großem Mut, aber ausgesprochen tolpatschig, in mein Energiefeuer gerannt war.
    Kenji war endlich in der Schaltstation verschwunden. Das Energiegatter, auf das wir ursprünglich großen Wert gelegt hatten, war nach dem Auslaufen des Transmitters ebenfalls erloschen. Nishimura war so vernünftig, es nicht mehr hochzufahren. Die Situation hatte sich zu unseren Gunsten gewandelt. Dafür aber liefen die Stromreaktoren des Kraftwerks endgültig aus. Die grünen Bereitschaftslampen in der Transmitterglocke erloschen. Das Gerät war nicht mehr betriebsbereit – weder für Sendung noch für Empfang.
    Der Unbekannte warf einen prüfenden Blick nach oben, aber er resignierte nicht. Seine Haltung blieb unverändert, in seinem gutgeschnittenen Gesicht zuckte kein Muskel.
    Hannibal stand längst vor der roten Gefahrenlinie. Jetzt trug er einen Thermopulsstrahler.
    »Die zwei paralysierten Kerle tragen keine Schirmfeldprojektoren«, gab er telepathisch durch. »Deshalb sind sie auch gleich schlafen gegangen. Ich küsse Kulots Füße, wenn die anderen Helden nicht genau die Geräte tragen, die man uns in Neo-Calthurion abgenommen hat. Kennst du den einen?«
    »Und ob! Halte dich zurück. Das Spiel hat schneller begonnen als gedacht.«
    Unsere eigenen Schutzschirme waren längst hochgefahren. Mit den typischen Toterlay-Stampfschritten ging ich noch tiefer in die Halle hinein. Ich mußte mich fast übergangslos in die Rolle hineinfinden.
    Ich blieb stehen, meine Waffe drohte. Ich wurde zu Professor Dr. Marcus Owen Toterlay; zu jenem Mann, dem selbst Optimisten schon von der äußeren Erscheinung her abnahmen, daß er hemmungslos war und verbrecherisch handelte.
    Mein Gelächter war rauh und brüllend. Anders konnte der Alte nicht lachen. Mein Hohn entsprach ebenfalls seinem Naturell.
    »Franco Sadonelli, der besonders Schlaue – ist er es, oder ist er es nicht? Aber sicher ist er es! Bube, du hast sofort zu fragen, ob du weiteratmen darfst. Du hast nicht gebeten, ob du zu M. O. Toterlay kommen darfst. Jetzt wirst du um jeden Lufthauch winseln. Na?«
    Meine Waffenmündung glitt höher. Er sah den Schirmfeldlauf auf seinen Kopf gerichtet.
    Franco Sadonelli, Psychologist und hervorragender Geheimdienstmann mit europäischer MADE-Schulung, später »Erster Hüter der Ordnung« in den Reihen der Wissenschaftlersekte vom Sehenden Calthur, kannte den echten Toterlay. Also kannte er auch mich.
    Niemand wußte besser als er, daß Toterlay schießen würde.
    Deshalb beeilte er sich zu stöhnen:
    »Professor – ich – ich bitte darum, weiteratmen zu dürfen. Ich – Verzeihung, ich möchte fragen, ob ich weiteratmen darf.«
    Er rang nach Luft. Die Druckwelle hatte ihn härter getroffen als angenommen.
    »Projektor abschalten, Waffen weg«, schrie Hannibal alias Quasimodo mit seiner pfeifenden Stimme.
    Sadonelli hatte immer gewußt, wann er sein Spiel verloren hatte. Er wußte es auch diesmal.
    Er ertastete seinen Kombigürtel, fand die Kugelrundung des Schirmfeldprojektors und schaltete ihn ab. Das Energiefeld erlosch.
    Allison zerrte den stöhnenden Abwehrchef auf die Beine, fuhr ihm durch die zu einem Sichelkamm frisierten Haare und entfern te ihm den Kampfgürtel von der Kombination. Die Herren waren hervorragend ausgerüstet. Ihr Material war überwiegend marsianischen Ursprungs.
    Kenji hatte zwei Bergungsroboter der Basis angefordert. Sie rollten in den Saal, faßten die immer noch auf dem Boden umhertobende Kampfmaschine mit ihren mächtigen Stahlgreifern und schleppten sie fort. Dadurch kehrte endlich Ruhe ein.
    Allison machte Sadonelli nach allen Regeln der Kunst lächerlich. Kulot kümmerte sich um nichts. Anscheinend fühlte er sich in die Rolle des
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