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Festung Zehn

Festung Zehn

Titel: Festung Zehn
Autoren: David Bunch
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Gefahr. Es schien keine Chance für den fleischernen Menschen mehr zu geben und sein Gott, wo immer er auch war, wo immer sein weißer Thron auch war, schwieg. Die HOFFNUNGSLOS-Zeichen waren überall zu sehen. Kleine Kinder baten darum, daß man ihnen erlaubte, schnell zu sterben, damit sie nicht verkrüppelt und mit Schmerzen aufzuwachsen brauchten. Erwachsene in dem, was eigentlich die volle Blüte der stattlichen Männlichkeit und der lieblichen Weiblichkeit sein sollte, zitterten, blickten gen Himmel, um einige hoffnungsvolle Zeichen zu sehen und, da sie keine fanden, warfen sie sich zu Boden und weinten bitterlich. Die Alten, die wackelig auf den Beinen waren und wimmerten, beschlossen endlich, daß sie, jawohl, wirklich überaus glücklich seien, schon so alt zu sein. Das Fleisch der Milliarden, um das sie sich am Hof des Todes so eifrig bemüht hatten, hatte sich nun gegen sie gewandt. Und die Massenvermählung von Tod und Zerstörung schien fast sichergestellt zu sein.
    Und dann – und dann diese Chance! Allen angeboten. Zuerst zeigte sie sich als eine kleine Hoffnung, als das Gerücht von einer kleinen Hoffnung, ein schwacher schwacher Hauch einer Chance, der durch die schmutzig-fleischernen Metropolen sickerte. Und dann wurde sie als leuchtende Tatsache bestätigt, als in jenem Jahr die Tour durch das ganze Land gemacht wurde, in jenem Jahr der Größten Finsternis. Und doch – und doch spotteten sie in Milliarden über diesen Mann, der seine Scharniere und Bügel bewegte, sie wollten nicht glauben, daß sein Herz ein ewig arbeitendes war, sie glaubten nicht so leicht an seine wunderbaren neuen Lungen, die ihm für ein ewiges Leben Atem schöpfen würden – und das sogar in von Bomben verpesteter Luft. Als sie sahen, daß seine Hände aus Stahl waren, schrien sie: Roboter! Roboter! Als sie sahen, daß seine Augen eine große Sichtweite hatten und von einem Mechanismus unterstützt wurden, daß er einen Schtimmodulat-Knopf an seinem Sprechgerät hatte, den er von Zeit zu Zeit drückte, um seiner Sprache mehr Ausdruck zu verleihen, dann lachten und johlten sie …
    Irgendwo in den weiten, blauen Himmelsräumen gibt es heute noch milliardenfaches Gelächter, milliardenfaches rohes Gewiehere, das die Erde umkreist, jedes einzelne gejagt von einem gebrüllten Aufschrei, einem Kreischen, das das dazugehörige Lachen niemals ganz einholt. Jenes seltsame Lachen und Schreien bildet vorsichtig kreisende Kegel, die für immer ein kurioses, sich bewegendes Denkmal für alle Ungläubigen abgeben müssen, die nur lachen konnten, als ihnen der große Traum einleuchtend vorgeführt wurde und die über eine verpaßte Chance schrien, als die schnellen Lastwagen des Todes mit dem Tode eigenen persönlichen tuchbedeckten Kisten kamen. Aber einige von uns SAHEN! Wir GLAUBTEN! Wir gingen hinüber in das Neue Land. Wir legten unsere Körper vor, um uns helfen zu lassen. Wir wurden nicht enttäuscht.
    Denken Sie an die Träume, die wir hier in den Neuen Methoden eingefangen haben, denken Sie an die Ängste, die wir jetzt im Neuen Land zurückgewiesen haben; erheben Sie sich und neigen Sie den Kopf vor Moderan. Und nehmen Sie zur Kenntnis, daß es unsere Ansichten völlig geändert hat, die früher von zitternder O-Gott-hilf-uns-Angst bestimmt wurden und heute von massiver und unerschütterlicher Nicht-Angst. Jetzt haben wir Zeit! Wir können die Zeit in unseren festen, sicheren Händen halten und sie als die hellste hellste Kerze betrachten, als eine Kerze, die niemals abbrennen wird. Wir haben die Zeit ergriffen und gefesselt, wir haben sie in unseren »Ersatz« -Teilen eingesperrt. Obwohl sie mit Lichtgeschwindigkeit millionenmal vorüberrast, obwohl sie unbeschreiblich schnell vergeht, ist es so, als ob sie eigentlich hier bei uns bleiben würde. Eine Million Jahre können an unseren ewig-funktionierenden Scharnieren vorbeihuschen, und wir nicken, winken, sitzen tief in unseren Schmiegesesseln und danken. Unserem Gott. Denn JA! als wir die Zeit einfingen, brachten wir sie im Brustkasten eines jeden Menschen unter und hielten sie in jedes Menschen ruhig schlagendem Herzen fest. Und sollte ein Herz im Brustkorb irgendeines Menschen versagen, dann braucht man deshalb keinen besorgten Gedanken zu verschwenden. Wir haben uns nur zu einem Großen Ersatzteillager zu begeben, wo zusammen mit anderen Ersatzteilen, reihenweise schimmernde Herzen liegen, tausende von Quadratmetern voll aufgewärmter und nicht benutzter schlagender
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