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Festung Zehn

Festung Zehn

Titel: Festung Zehn
Autoren: David Bunch
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wegen der vorbeigehenden Zeit hat, daß er keine Überraschungen im Kriege befürchtet, daß er keine Ängste im blaßgrünen »Blut« seiner Gehirngefäße hat – überhaupt keine.
    Und dann der fleischerne Mensch – o betrachten Sie. BETRACHTEN Sie ihn – die wenigen Kranken, die übriggeblieben sind. Bitte tun Sie es. Dann sehen Sie vielleicht, warum wir in unserer neu strahlenden Pracht, die Fleischstreifen gering an Zahl und unbedeutend, einen massiven Stab aus Neumetall verehren, den wir als unseren Leitstern aufstellten, als das Land der Neuen Methoden, unser großes Moderan, neu war!

 
Keine Risse oder Dellen
     
    Manchmal bewegen wir uns vom Rande unserer großen Errungenschaften im Geiste zurück, um uns an Dinge von scheinbar geringer Bedeutung zu erinnern, die sich in den Zeiten, die wir uns ins Gedächtnis zurückrufen, besonders drohend auftürmen. An dem Tag, an dem ich überwechselte, an dem Tag, an dem ich nach Moderan ging, waren auf den gewalzten und eingeebneten Flächen, soweit das Auge sehen konnte, diese langbeinigen Stampfmaschinen. Sie bestanden im wesentlichen aus großen, schwarzen Walzen, die kreiselnd zwischen gigantischen metallenen Schenkeln und Waden aufgehängt waren. Diese seltsamen, schwarzen Monstren zeigten ein sehr nachlässiges Gebaren, als sie auf ihren hochschenkligen Beinen umherliefen und ihre Walzen mit einer manchmal perfekt erreichten, übertriebenen und ausdruckslosen Gleichgültigkeit herumwirbelten. Dann plötzlich, auf kein Zeichen, das ich wahrnehmen konnte, auf keine Veranlassung, von der ich etwas erfuhr, stürzte sich die eine oder andere Maschine auf eine Stelle am Boden und – nachdem sie sich scheinbar ein wenig in der Hüfte vorgebeugt hatte – entfesselte sie die volle Wucht ihrer Walze gegen die frische Erde unter ihr, was sie offenbar mit großer Freude und voller Konzentration machte. Die zweibeinige Maschine schlug wirklich jenes Stück Erde mit dem Vorderende ihrer Walze für mehr als – sagen wir – dreißig Minuten oder sogar eine Dreiviertelstunde, nachdem sie einmal begonnen hatte, wobei die schlagende Bewegung im Laufe der Zeit immer heftiger wurde. Dann erhob sie sich aus ihrer gebückten Haltung, offensichtlich ohne jedes Raten wissend, wann es reichlich genug sei, zog ein dreckverklumptes Walzenende aus dem Boden und schloß sich wieder den anderen umherbummelnden, wartenden Maschinen an, als ob nichts von Bedeutung passiert wäre.
    Falls sich einmal zwei Maschinen zur gleichen Stelle der Erde aufmachten, war es ein herrliches Schauspiel, zu beobachten, wie sich beide zur gleichen Zeit in die Schlagposition krümmten, auf die gleiche Stelle zielten und die Walze der jeweils anderen Maschine mit der gleichen Intensität schlugen, mit der sie den Boden stampften. Ein Aufseher der Stampfmaschinen betrachtete diesen absurden Schlagwettbewerb eine Weile, bevor er hinüberging und jeder Maschine gerade genug auf ihr Hinterteil trommelte, um den Rhythmus ihres fehlgeleiteten Dschab-dschab-dschab zu unterbrechen und sie dazu zu veranlassen, daß sie sich mit rotierenden Walzen davonmachten, als ob sie sie ohnehin niemals benutzen wollten. Der Auftrag wurde einer dritten Maschine verliehen, einer Entstörreserve, die sich schon bald in Position krümmte und sich ans Stoßen dieser Stelle machte, als ob die ganze Welt für sie gänzlich neu und vergnügt wäre und oh! nanu! ramm-ramm, Ferien, Ferien, ran, Ran, RAN!
    »Was läuft hier eigentlich?« fragte ich den Aufseher der Stampfmaschinen, meine Stimme war dabei voll Staunen, wie die eines Kindes; meine Augen traten sicherlich vor wie die eines Frosches in den Alten Zeiten.
    »Die Zeit vergeht, das Leben bleibt, ho ho es weht, hi hi es schneit« rezitierte er. Und dann sagte er: »Was bist du eigentlich, eine Art Witzbold oder was? Was meinst du mit ›was läuft hier eigentlich‹?«
    »Was läuft hier eigentlich? Erklären Sie mir diese unbarmherzigen, grotesken und überaus lustigen Vorgänge. Ich möchte gerne unterrichtet werden. Ich möchte verstehen. Ich sehe hierin nichts anderes als eine Posse. Ist das alles?«
    »Ist das alles!? Mensch, ist das alles!!« Dann schaute er mich genauer an. »Ach! Du kommst von Da Draußen! Aus den Alten Zeiten!« stieß er hervor. »Vielleicht verstehst du wirklich nichts. Vielleicht meinst du wirklich ›Was läuft hier eigentlich‹?«
    »Ich meine WAS LÄUFT HIER EIGENTLICH!« Meine Fäuste waren inzwischen geballt und ich sah, daß ich sicherlich
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