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Festung Zehn

Festung Zehn

Titel: Festung Zehn
Autoren: David Bunch
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Herzen, die bereit sind, einem Menschen das Leben zu erhalten, wobei für jeden Menschen jederzeit mindestens zehn voll betriebsbereite Ersatzherzen bereitstehen. JA, wir, Die Gläubigen, beabsichtigen zu behalten, was wir haben, wir werden es niemals loslassen! Wir haben die Zeit, einstmals der Erzfeind von allen, zu einem Baby im Korb gemacht – sie zur Ruhe gebracht. Wir haben einem alten Mann seine Sense entrissen, wir haben seinen langen, dreckigen Bart geschoren. Er steht immer noch da und ist mit seinem düsteren Anzug, der an seinem dürren Körper schlottert, schauerlich anzusehen; er grinst sardonisch und wünscht sich eine Möglichkeit, uns Schaden zuzufügen. Aber seine Sanduhr ist jetzt an beiden Seiten ausgelaufen, und für uns fließen endlos endlose Sandmengen.
    Unser Gott? JA! Laßt uns von unserem Gott sprechen. Einmal, vor langer, fast schon vergessener Zeit, gab es diesen Waffenstillstand der Zwölf Tage der Festungsleute, als wir alle die Pilgerfahrt machten. Zu Fuß, im Tunnelwagen oder auf Rollwegen kamen wir alle zur großen Plastikebene des Verwirklichten Traums, und zu einem vorher festgelegten Zeitsignal, das uns von unseren sorgfältig synchronisierten Ewikoms mitgeteilt wurde, bewegten wir alle in einer eindrucksvollen Bewegung unsere Knieschalter zu der mit »Niederknien« bezeichneten Einstellung. Und mit einem Krachen und Geklingel, das durch den roten Gasschirm jenes glücklichen Septembertages donnerte, wurden wir zu Boden gekniet. Einige dachten, daß er an jenem Tage allen seinen Kindern einen Segen widmete. Einige sagten, daß er winkte und nickte, und wieder andere behaupteten, daß er lächelte. Und es gab einige, die während des ganzen Rests ihrer Leben, ihrer ewigen Leben, beschwören würden, daß es JAWOHL! dieses Wunder gegeben hatte, als die Stummen donnernd ihre Stimmen erhoben, als die Blinden durch die glänzende und dichte blaßrote Luft Blitzstrahlen erblickten. Aber ich hörte an jenem Tage nur die Stille über der weiten, schimmernden Fläche voll funkelnder, strahlender Leute, die auf dem Boden niederknieten, ich erblickte nur einen scharfen Schein wie von Silber, als die Sonne etwas durchbrach, weil eine kleine Störung an einem fernen Ort aufgetreten war, wo viele große Antriebsräder und Antriebswellen die Energie für unseren Gasschirm lieferten.
    So sehen wir, was wir sehen müssen, hören wir, was unsere Bedürfnisse uns hören machen. Ein Etwas tief in den Fleischstreifen von einigen von uns benötigte eine Vision, das Lächeln eines menschenähnlichen Dings, das sie beruhigte, und so »sahen« sie ein Lächeln. Einige benötigten ein Nicken, ein väterliches Winken mit der Hand, und einige brauchten Worte von einem im wesentlichen schweigsamen Gott. Aber für mich war es genug zu sehen – still, unerbittlich, wunderbar – die ruhige Stärke des bewegungslosen, stummen Schimmers, um beruhigt zu werden. Ja, er war unser stiller, großer Gott auf der weiten Plastikebene des Verwirklichten Traums, eine massive Mahnung, die geehrt wurde, und unser Leitstern seit der Zeit, in der das Land der Neuen Methoden noch sehr neu war.
    Und wenn Sie an all das denken, wovon wir durch seine wunderbare Brauchbarkeit und Hilfe erlöst worden sind, dann werden Sie nicht über jene glänzende Erscheinung, jenes schimmernde, strahlende Wunder grinsen, das das eigentliche Wesen der Erlösung ist, wie es groß und rein dasteht. Denn ein großer Gott steht in unserem Land, um uns immer an die größte Erlösung von der Angst zu erinnern, die man jemals in der ganzen Welt ersonnen hat. Sehen Sie einen Menschen der Neuen Methoden in seiner ganzen unerschütterlichen Makellosigkeit so ruhig wie eine kalte Schale voll Öl tief in seinem Schmiegesessel sitzen. Wissen Sie, daß sein Herz auf »kühl-ruhend« eingestellt ist, und wissen Sie, daß seine Flexiflex-Lungen der Neuen Methoden ihm gerade genug von der Totenkopf-und-Knochen-Luft atmen, um ihn ruhig und kühl aber munter zu halten. Wissen Sie außerdem, daß er zu seinem Vergnügen zu Zeiten des Waffenstillstandes matt und glücklich an einem Allumfassenden Schweren Problem arbeitet, bis das Große Schießen von neuem beginnt und er glücklich seine erhebende Festung einmal mehr in den Kampf schicken kann, er ist total mit dem totalen Krieg beschäftigt. Und seien Sie außerdem fest versichert, daß der Mensch der Neuen Methoden sich keine Sorgen darüber macht, daß er sich seine Denkbänder zermartert, daß er keine Angst
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