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Festung Zehn

Festung Zehn

Titel: Festung Zehn
Autoren: David Bunch
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Strahlengebete, Gebete, die das ganze Universum mit meinen stillen Ängsten und meinem Staunen erfüllen – sie bitten vor allem darum, daß diese großen Maschinen im Norden auch weiterhin zünden. So daß ich hier bleiben kann, bleiben kann mit einem Leben, das ich kenne. Und nicht dieses andere riskiere, oder KEIN anderes oder was auch immer, o riskantes Risiko! Aber manchmal an strahlig windigen Tagen, wenn die Erde im stürmischen Wetter aufgewühlt wird, oder an Tagen, an denen der Wind und die Stille mit Unterbrechungen zusammen spielen, dann wird es mich an der Kehle meiner Strahlen packen, dieses Ding. Dann erfaßt mich eine Wut auf diesen Mann, dieses menschliche Wesen von Moderan, dieses Individuum aus Speckstreifen und Panzerplatten, das vor langer langer Zeit lebte, diesen Menschen, der die Chance hatte, hinauszugehen und für uns alle zu WISSEN und es nicht machte. Ich kann ihm keinen wirklichen Vorwurf machen, aber es KANN mir leid tun, daß er nicht ging. Es scheint so zu sein, daß eine hervorragende Chance vergangen ist, entwischt ist, dahingezogen in jenes riesige unwiederbringlich-dunkle Ödland der von Menschen verpaßten Chancen; und ich muß gestehen, daß sogar wir hier im Geistesreich der Strahlen bisher noch keinen Plan haben, der seinem gleichkommt. Manchmal denke ich, daß wir im wesentlichen auf unseren Strahlen herumreisen und die Zeit vertrödeln (NEIN! Das ist nicht wahr). Aber wir müssen planen, es besser zu machen. Morgen. MORGEN!
     
    … Aber he! Lassen Sie es mich nicht vergessen zu betonen, daß dieser Mann haßte. Der Haß zieht sich durch alle Geschichten wie ein kalter kalter Wind, wie eine heiße, allesversengende Flamme und wie eine undichte Säurekugel, die alle menschlichen Bemühungen und Bestrebungen der beißenden Schärfe von Galle aussetzt. In der Tat scheint es so zu sein, daß er manchmal von seinem Haß fast verzehrt oder zumindest völlig von ihm aufgesaugt wurde. Er ließ seinem Haß freie Bahn und behandelte ihn fast als eine Art Tugend. Wenn er sich in seinem Kriegsraum zurücklehnte, seine Festung auf Dauerfeuer eingestellt, seine Wumm-Kanonen auf Ziele in der ganzen Welt gerichtet, seine Puppenbomben unerbittlich auf dem Wege zu ihrem einprogrammierten Ziel, seine Weiße-Hexe-Raketen feuernd, »die Hohen, unheimlich gellenden Zertrümmer-Trümmer waren automatisch auf dem Weg zum Töten«, so scheint es mir, als ich in meinen Strahlen zurückdachte, daß es in der ganzen langen Geschichte des kriegführenden Menschen niemals ein menschliches Wesen gab, das so erfolgreich geschossen hatte. Oder aber auch so zwecklos, denn die Kriege dieses Mannes waren stetige Kriege, wie diese Dokumente berichten. Die Kriege wurden nur von kurzen Waffenruhen unterbrochen, die, Sie haben es erraten, damit verbracht wurden, neue Kriege vorzubereiten. Irgendwie fasziniert mich diese Idee und doch muß ich sie als nicht ganz richtig betrachten, nicht ganz. Waren sie in Moderan nur ganz sie selbst, so schlecht wie sie wirklich waren? Nun, es gibt Behauptungen auf den Bändern, die diese Denkweise rechtfertigen, nach der der Krieg ihr »liebstes Spiel« und Haß ihre »oberste Tugend« war. Und doch muß daran etwas falsch sein, alles oder im wesentlichen alles zu bekämpfen und das immer. Und ich meine nicht moralisch, gewissensmäßig falsch. Pah pfuuuiii bah bah und pah pfuuuiii buh buh – das meine ich natürlich nicht. Ich meine irgendwie falsch in der Betonung unnötiger Aggressivität und Gewalttätigkeit, die die Anpassungsfähigkeit des Menschen im Universum unterhöhlte und ihn als lächerlich grob und außer Harmonie mit dem Weltplan befindlich erscheinen ließ. (Schauen Sie uns nur an! Geschmeidige Strahlen, die heute über die ganze Welt gleiten und das Universum in arglosem Glanz durchstreifen, von jenen großen Maschinen im Erdnorden bis zu allen Häfen aller Orte und dem Weltraum und der zeitlosen Zeit …) Aber unser Mann wurde von seinem allesverzehrenden Haß, der manchmal erhaben, oft aber billig war, direkt dahin getrieben, »Wie es endete«. Er lernte niemals etwas dazu …
     
    Es geschah zwischen »Der Letzte Entschluß« und dem Entziffern von »Wie es endete«, daß wir von dem Buch etwas müde wurden, nicht gelangweilt, verstehen Sie, sondern ein bißchen träge und verträumt nach soviel Arbeit, und plötzlich erinnerte ich mich daran, daß meine Gefährtin wunderschöne Strahlen hatte. Oder, wenn man alles zusammennimmt, wäre es nicht falsch zu
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