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Fessle mich!

Fessle mich!

Titel: Fessle mich!
Autoren: Arne Hoffmann
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Definitionen wirken zwar immer so, als ginge es dabei nur um die objektive Wahrheitssuche, aber in Wahrheit ist natürlich auch Wissenschaft nur ein gesellschaftliches System, und vieles ist dabei schlicht eine Machtfrage. Auf den Diskussionsseiten des Online-Lexikons Wikipedia kann man bestens sehen, was das konkret bedeutet: Ein echter Experte hat gegen einen Laien mit Halbwissen, der sich aber in der Wikipedia-Community im Lauf der Zeit gut verankert hat, in der Regel keine guten Chancen.
    Wenn es um sexuelle Spielarten geht, die über das tägliche Einerlei hinausgehen, hat sich in den USA immer mehr der Begriff »Kink« etabliert. Das Schöne daran ist, dass er auf die verschiedensten Varianten anwendbar und in keiner Weise abwertend ist. Da es hierzulande keinen Ausdruck gibt, der dieselben Voraussetzungen erfüllt, wandert »Kink« auch immer mehr in die deutsche Sprache ein, was man etwa an einem Buchtitel wie Kinky Sex (von Christoph Brandhurst, Heyne 2011) erkennt.
    Die Grenzen, was bereits zu SM gehört und was noch nicht, sind wie gesagt fließend. Einige ungewöhnliche Praktiken führt Christian Grey ja im Anhang seines Sklavenvertrages auf, und Anastasia ist sich sicher, dass viele davon für sie überhaupt nicht infrage kommen. Aber es kann sicher nicht schaden, mehrere solcher Praktiken wenigstens kurz vorzustellen, um die Bandbreite von allem, was in diesem Bereich möglich ist und von vielen lustvoll betrieben wird, wenigstens einmal anzudeuten.
    Unter Atemkontrolle versteht man die kontrollierte kurzzeitige Behinderung des Atmens, um die Zirkulation des Blutes zum Gehirn für einige Sekunden zu verhindern. Solchermaßen eingeschränkte Atmung führt zu einem Ansteigen des Kohlendioxidgehaltes im Blut sowie des Adrenalinspiegels und zudem zu einem Sauerstoffmangel in den Lungen. Alle diese Faktoren können dazu beitragen, Euphorie und sexuelle Lust zu erzeugen. Während tiefes und gleichmäßiges Atmen eine beruhigende Wirkung hat und so zum Beispiel zur Bekämpfung von Panikanfällen ratsam ist, hat schnelles, flaches Atmen oft einen anregenden, aufputschenden Effekt. Dieser lässt sich beispielsweise mit der Verwendung von engen Korsetts, Plastiktüten, Badehauben, Knebeln oder Gasmasken herbeiführen. Dies ist allerdings eine der gefährlichsten Techniken, unter anderem, da aus dem selbstinduzierten Kohlendioxidrausch leicht eine potenziell tödliche Kohlendioxidvergiftung entstehen kann. Hier sind extreme Vorsicht und sorgfältige Beobachtung gefordert: Sobald Sie feststellen, dass Ihr Partner im Gesicht blau anläuft, gilt dies als untrügliches Zeichen dafür, dass es eigentlich schon zu spät ist. Als Obergrenze für die vollständige Einschränkung der Atmung wird eine Minute genannt. Solche Aktionen sollten sicherheitshalber völlig unterlassen werden, wenn der devote Partner älter als 60 ist, unter Arhythmie, Asthma, Bluthochdruck oder Arrteriosklerose leidet oder bereits einen Schlaganfall erlitten hat. Einen außergewöhnlich gründlichen Überblick über diese Technik und was es dabei zu beachten gilt, findet man auf der fachkundigen Website Datenschlag (Datenschlag.org/howto/atem/index.html). Als Autorin zeichnet Kathrin Passig verantwortlich, was ein Gütesiegel darstellt, dem man vertrauen kann.
    In diesen Bereich fallen auch Würgespiele , bei denen die Atemkontrolle durch Druck der Hände auf die Halsschlagader geschieht. Hier gilt als Obergrenze eine Dauer von zehn Sekunden, weil alles Längere zu irreparablen Hirnschäden führen kann. Von dem Gebrauch von Würgehalsbändern wird in der Fachliteratur abgeraten, weil diese auch den Kehlkopf umfassen und möglicherweise eindrücken können. Noch entschiedener ist vor Seilen zu warnen, die bei entsprechend starkem Zuziehen auch die Halsschlagader einschnüren oder die Luftröhre verletzen können.
    Spiele, die wesentlich harmloser und deshalb in der SM-Szene auch weitverbreitet sind, die in den Fifty Shades of Grey allerdings überhaupt nicht vorkommen, sind Praktiken im Zusammenhang mit Demütigungen . Verblüffenderweise genießen es viele Menschen, auf erotischer Ebene erniedrigt zu werden, wofür es bis heute keine allgemein einleuchtende Erklärung gibt. Nicht ganz von der Hand zu weisen ist allenfalls die Theorie, dass unangenehme Gefühle bewältigt werden können, wenn man sie auf eine sexuelle Ebene verschiebt und so zu Lusterlebnissen umdeutet. Demütigung kann auf die unterschiedlichste Weise geschehen, greift dabei aber
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