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Fessle mich!

Fessle mich!

Titel: Fessle mich!
Autoren: Arne Hoffmann
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Sie sich Rat bei Leuten, die sich auskennen. ­Obwohl in diesem Ratgeber verschiedene allgemein anwendbare Tipps zusammengestellt sind, gibt es im Bereich von Sexualität und Partnerschaft oft keine wirklich eindeutigen Regeln und Vorschriften. Stattdessen gilt das als Grundlinie, was einem immer wieder ­Juristen erwidern, wenn man sie um eine »generelle Einschätzung« zu einer bestimmten Frage bittet: »Das kommt auf den Einzelfall an.« Beim Thema SM ist es nicht anders. Wenn Sie konkrete Probleme oder Fragen haben, durchstöbern Sie dazu also ruhig Websites wie Datenschlag.org und Lustschmerz.de, fragen Sie dort oder in den Foren von Sklavenzentrale.com oder Romantische-dominanz.de die Community um Rat und knüpfen Sie viele Kontakte mit ähnlich veranlagten Menschen durch Chats oder indem Sie einen SM-Stammtisch besuchen. Auch das Beratungstelefon des Charon-Verlages und von Mayday (Maydaysm.de) leisten oft gute Dienste. Ein solcher Gang in die Szene kann Sie beispielsweise davor schützen, dass Sie sich als unerfahrener Neueinsteiger von einem manipulativen dominanten Partner ausnutzen lassen. In Anastasias Fall versucht ­Christian Grey genau solche Schritte durch seine ominöse Verschwiegenheitsklausel zu unterbinden (wobei ich stark annehme, dass so eine Vereinbarung juristisch ungültig ist). Im realen Leben wäre ein Partner, der Sie daran hindern möchte, sexuelle Probleme mit Dritten zu besprechen, ein Alarmsignal.
    Noch einmal: Vertrauen ist die Grundlage von allem. Letzten Endes kommt es bei solchen Spielen entscheidend darauf an, ob Sie Ihrem Partner absolut vertrauen oder nicht. Wenn er, wie in den Fifty Shades , ein fast vollkommen Fremder für Sie ist, von dem Sie nur wissen, dass er in seinem Sexualleben übel traumatisiert wurde und über wichtige Dinge nicht vernünftig mit Ihnen sprechen will, dann sollten Sie im wahren Leben keine Anastasia spielen und all das einfach so hinnehmen, um sich diesem Menschen trotzdem komplett zu überantworten. Das Vertrauen stellt sich nicht erst als Resultat davon ein, dass Sie mit einem Menschen mehrere psychologisch und körperlich heikle sexuelle Abenteuer überstanden haben. Es sollte schon zu Beginn dieser Reise in ausreichendem Maß vorhanden sein, damit diese Reise so schön wie möglich wird.

Kapitel 2

Es gibt nicht nur Blümchensex  – Das Spektrum des Kink
    »Ich hatte noch nie Blümchensex«, teilt Christian Anastasia in Kapitel 8 des ersten Bandes mit. Blümchensex (auch: Kuschelsex) ist ein Ausdruck, der vor allem in der SM-Szene verwendet wird; er bedeutet schlicht »normaler« Sex ohne irgendwelche Finessen, die man früher abwertend als »Perversionen« bezeichnet hätte und wissenschaftlich gerne »Paraphilien« nennt. Nun gibt es allerdings Sadomasochisten, die darauf hinweisen, dass Christian im Verlauf der Romantrilogie kaum etwas anderes als Blümchensex betreibe. Eine klare Trennung zwischen dem, was noch als Blümchensex durchgeht und was nicht, fällt im Jahr 2012 immer schwerer. Was ist, wenn ich meiner Liebsten beim Sex zum Beispiel die Augen verbinde oder sie mir vor Leidenschaft den Rücken aufkratzt? Ist das schon SM oder nicht? Wo verläuft die Grenze? Vermutlich genau da, wo Christian Greys Grenze zwischen »mit einer Frau schlafen« und »ficken« verläuft – im Nirgendwo. Christian ist mit seiner Behauptung, noch nie Blümchensex gehabt zu haben, auch sehr untypisch für SM-Freunde. Etliche davon haben immer wieder Blümchensex. Warum auch nicht? Jemand, der liebend gerne ins Kino geht, hört deswegen doch auch nicht auf fernzusehen oder Radio zu hören. Für viele SMer ersetzen Unterwerfungsspiele nicht die übliche Form von Sexualität, sondern erweitern lediglich deren Spektrum.
    Schaut man in medizinische Fachbücher, entdeckt man dort außer SM-Spielen eine größere Bandbreite sogenannter Paraphilien. Dazu gehört etwa auch Exhibitionismus, Fetischismus, Frotteurismus, Pädophilie, Voyeurismus und Transvestismus. Nur: Versuchen Sie mir mal zu erzählen, in der »normalen« Sexualität käme beispielsweise kein Exhibitionismus vor! Dass Homosexualität international nicht mehr als Paraphilie gilt, ist vermutlich zu einem nicht geringen Teil schlichtweg dadurch begründet, dass die Homosexuellen es im Gegensatz zu den Angehörigen anderer Minderheiten in der sexuellen Ausrichtung geschafft haben, sich zu Gruppen und Organisationen von ausreichendem politischen Einfluss zusammenzuschließen. Wissenschaftliche
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