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Fessle mich!

Fessle mich!

Titel: Fessle mich!
Autoren: Arne Hoffmann
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Fünfzigerjahre wollen. Aber sie wollen auch keine Langweiler oder Weicheier, wie sie sich im Softie oder im von Politik und Medien ­gehypten »neuen Mann« wiederfinden. Mehr noch: Eine Analyse von 20 Unter­suchungen, die die Zeitschrift Psychology Today durchführte, ergab, dass zwischen 31 und 57 Prozent aller Frauen Fantasien genießen, in denen sie zum Sex gezwungen werden. Es könne sein, so Roiphe, dass Macht nicht immer bequem und oft langweilig ist, dass »wir Gleichstellung nur in bestimmten Bereichen wollen« und dass Fantasien von sexueller Hingabe eine Art Urlaub von der Trostlosigkeit und Anstrengung der Gleichberechtigung darstellten. Wenn linke Vordenker jetzt in Talkshows fragen: »Sind wir dafür auf die Barrikaden gegangen?«, dürfe man nicht vergessen, wie seltsam irrelevant diese Barrikaden für das Intimleben oft seien. Es gebe keine Anzeichen dafür, dass die glühende Sehnsucht danach, von einem Mann überwältigt zu werden, mit gleichem Lohn für gleiche Arbeit verschwinde. Stattdessen scheint sie nur noch stärker zu werden.
    Wie es zu erwarten war, blieben nach diesem Artikel massive Anfeindungen von Feministinnen gegen Roiphe und deren angeblichem »Bullshit« nicht aus. Was Roiphe immer wieder unterstellt wurde – dass sie »zwischen den Zeilen« behaupte, Frauen sehnten sich nach dem überholten Geschlechterverhältnis zurück –, findet sich in ihrem Artikel nicht. (Andernfalls wäre er auch kaum von der feministisch geprägten Newsweek veröffentlicht worden.)
    Mancher deutsche Leser und Rezensent dieses Buches fragt sich allerdings, ob hierzulande die Debatte über diesen Roman genauso hitzig werden wird wie in den USA. Wurde sie in Deutschland nicht längst geführt? Endete sie nicht mit dem Ergebnis, dass eine Frau sehr wohl in jeder Hinsicht gleichberechtigt sein und sich im Schlafzimmer trotzdem Unterwerfungsfantasien hingeben kann, wenn sie das gerne möchte? Beispielsweise widmete bereits im Januar 2003 die Frauenzeitschrift Cosmopolitan exakt diesem Thema einen ausführlichen Artikel. Um nur einige zentrale Passagen daraus zu zitieren:
    »Nimm mich! Fessle mich! Mach mit mir, was du willst! Viele Frauen spielen im Kopf Szenen lustvoller Hingabe durch. Sich zu diesen Wünschen zu bekennen, fällt schwer. Denn die Sehnsucht nach dem dominanten Mann im Bett ist ein Tabu,« konstatiert die Cosmo, unangezweifelte Sex-Expertin unter den Frauenzeitschriften, schon damals. Und die Frauen fragen sich, was passieren würde, wenn ihre Fantasien Wirklichkeit werden würden. »Wenn er plötzlich härter zufasst, die Handgelenke fest umklammert hält. Wenn er uns die Augen verbindet, uns mit Handschellen, Tüchern, Gürteln fesselt, uns erregt, doch nicht erlöst. Wenn er unseren Schein-Widerstand bricht mit Worten und Befehlen, für die er sonst eine Ohrfeige kassieren würde. Wenn er die Klamotten runterreißt, als sei es das Letzte, was er in diesem Leben tun wird.« Schon mit dem Denken dieser Träume und Fantasien überkommen sie Schamgefühle. Doch Cosmo beruhigt: »Doch, ja, es ist ganz normal, diese Anwandlungen zu haben. Solche Grenzüberschreitungen gehören zu einer aufregenden Sexualität und könnten ein neues Kapitel selbstbewusster Weiblichkeit bilden.«
    Ist man in Deutschland also in Sachen Sexualität wieder einmal ein gutes Stück unverklemmter als in den puritanischen und zugleich oft zwanghaft politisch korrekten USA? Nicht durchgehend. So heißt es hierzulande auf der Homepage des katholischen Bücher-Großhändlers Weltbild: »Die hier beschriebene Unterwerfung der Frau widerspricht dem Welt- und Menschenbild, von dem wir uns als Buchhändler leiten lassen. Wir sehen das Buch als sehr problematisch an.« – Was Weltbild nicht davon abhält, es trotzdem zu verkaufen. Gleichzeitig halten es viele Fachleute für keinen Zufall, dass Fifty Shades of Grey zu der Zeit boomt, in der E-Book-Reader inzwischen massenhaft von Lesern verwendet werden. So kann jede Frau im Bus oder an der Uni ihre liebsten erotischen Unterwerfungsfantasien lesen, ohne befürchten zu müssen, dafür von der Seite angelabert zu werden.
    Dabei sind Wünsche, sich sexuell zu unterwerfen, alles andere als eine rein weibliche Domäne. So erinnert Tracy Clark-Flory, Sex-Expertin des amerikanischen Magazins Salon , daran, dass auch viele Männer in Machtpositionen sich gerne mal von einer dominanten Frau unterwerfen lassen, weshalb sie eine Reihe von Dominas zu diesem Thema befragte. Die
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