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Ferien mit Oma

Ferien mit Oma

Titel: Ferien mit Oma
Autoren: Ilse Kleberger
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widerwillig melken. Sie war unruhig und versuchte immer über die hölzerne Trennwand zu gucken, hinter der sich das Pferd befand, das man heute nacht hier einquartiert hatte.
    Max stand dort, als hätte er schon immer da gestanden, gar nicht fremd. Er sah sich nur flüchtig nach Jan um und steckte dann seine Nase wieder in das Heu in der Futterraufe.
    „Na“, sagte Heiner, „ihr seid ja vielleicht komisch, daß ihr uns ein Pferd in den Stall stellt. Wer soll es denn striegeln? Ich vielleicht? Ich will auch was von meinen Ferien haben. Und woher nehmen wir mehr Heu? Den Rest von dem Heu aus dem Wagen habe ich gerade in die Futterraufe getan. Jetzt ist nichts mehr da.“
    Was für ein ärgerlicher Morgen ! Wie anders hatte Jan sich diesen Tag vorgestellt. „Ich werde für das Pferd sorgen“, sagte er und ging mit hocherhobenem Kopf aus dem Stall.
    Drüben im Zirkuswagen schien sich allerlei zu begeben. Man hörte ein Rumoren, und aus der geöffneten Tür fuhr ab und zu ein Besenstiel. Schließlich schaute Brigitte heraus. „Jan, hilfst du mir?“ rief sie. „Peter stellt sich so dumm an. Der Wagen ist innen süß, aber schrecklich dreckig. Komm, wir machen ihn erst mal sauber, dann können wir prima drin spielen.“
    Bald waren die drei Kinder eifrig beschäftigt. Sie wischten den Fußboden auf, hängten die herumliegenden Kleider an einige Haken hinter einem bunten Vorhang und putzten die kleinen Fenster, wodurch der Raum gleich viel heller wurde. Zum Schluß wuschen sie zusammen schmutziges Geschirr ab, das in einer Ecke stand. Komisch, zu Hause drückten sie sich immer vor dem Abwaschen, aber hier machte es ihnen richtig Spaß. Schließlich war alles sauber. Brigitte lief ins Haus, bat Oma um eine karierte Tischdecke und pflückte im Garten einen Strauß Margeriten, den sie in einem Wasserglas auf den Tisch stellte. Dann setzten sich alle drei einträchtig oben auf Brigittes Bett und betrachteten ihr Werk. Hübsch und gemütlich sah es jetzt aus. Eine winzige Puppenwohnung mit allem, was man brauchte, mit Betten zum Schlafen, einem Tisch, um daran zu essen, Geschirr in der Kiste und einem Herd, um darauf zu kochen. An der Wand hingen eine Trompete und das Bild einer jungen Dame, die in einem mit Flitter benähten Röckchen und einem Bänderkopfputz auf Max ritt. Das Pferd sah ganz anders aus, als sie es kannten. Es hielt stolz den Kopf hoch, und seine Augen blitzten.
    Brigitte stieß Jan in die Seite. „Nun erzähl mal, wie das war heute nacht?“ Und Peter piepste: „Stimmt es wirklich, daß du ganz allein durchs Haus gelaufen bist, als du den Einbrecher hörtest? Hu, ich hätte Angst gehabt.“
    Jan fand plötzlich, daß es doch manchmal sehr nett ist, Geschwister zu haben, und er erzählte. Brigitte und Peter hörten ihm mit großen Augen zu. Als er fertig war, kletterte Peter vom Bett herab.
    „Wo willst du hin?“
    „Ich will nur meine Mäuse holen. Mit den Mäusen ist es gemütlicher. Und dann mußt du noch mal alles von vorn erzählen.“
    „Bring auch meine Schildkröte mit“, rief Jan ihm nach.
    „Und mein Kaninchen“, rief Brigitte.
    Bald kehrte Peter zurück. Seine Hosentasche war ausgebeult, und ab und zu angelte eine Schildkrötenpfote hervor. Unter dem rechten Arm trug er ein zappelndes Kaninchen und in jeder Hand eine Maus.

    Nun war es wirklich noch gemütlicher als vorher. Während Brigitte ihr Kaninchen streichelte, die Mäuse auf Peter herum turnten und Jans Schildkröte hinter ihnen auf dem Bett raschelte, erzählte Jan die ganze Geschichte noch einmal. Als er fertig war, sagte Peter: „Noch mal!“
    „Ach, jetzt wißt ihr ja schon alles. Wollen wir nicht lieber den Einbrecher besuchen?“
    Peter schüttelte den Kopf. „Der Doktor war gerade bei ihm und hat ihm eine Spritze gegeben, und nun muß er schlafen. Oma hat gesagt, wir sollen ihn nicht stören. Also, erzähl noch mal.“
    Jan erzählte die Geschichte noch einmal. Aber wehe, wenn er etwas ein bißchen anders erzählte als vorher oder etwas ausließ! „Du hast vergessen, daß Oma gesagt hat, ,da rascheln Peters Mäuse’“, rief Peter empört. Oder: „Es stimmt ja gar nicht, daß das Baby auf dem Schoß vom Einbrecher gleich eingeschlafen ist. Erst hat es genuckelt und sich sein Bein angeguckt.“
    Jan war es ganz lieb, als Oma schließlich zum Essen rief. Nach dem Mittagessen durften sie Mario Müller besuchen.
    „Stiehlt ein Einbrecher auch kleine Kinder?“ fragte Peter ängstlich.
    „Angsthase, Angsthase!“
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