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Ferien mit Oma

Ferien mit Oma

Titel: Ferien mit Oma
Autoren: Ilse Kleberger
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riefen Jan und Brigitte und zogen ihn mit sich fort.
    Der Einbrecher sah wirklich etwas furchterregend aus mit seinem blassen, unrasierten Gesicht auf dem weißen Kopfkissen. Aber als sich sein Mund zu einem gutmütigen Grinsen verzog, kam auch Peter hinter Brigitte hervor. Die Kinder standen verlegen herum und wußten nicht recht, was sie sagen sollten. Der Einbrecher fuhr sich mit der Hand über die Bartstoppeln und blinzelte Brigitte an. „Ich bin eigentlich gar nicht in der Form, Damen zu empfangen. Könntet ihr mir vielleicht aus dem Schubfach im Tisch in meinem Wagen das Rasierzeug holen?“ Jan brachte das Gewünschte herbei, und Brigitte holte ein Schälchen mit Wasser. Bald standen sie um das Bett. Brigitte hielt die Schale, Jan ein Handtuch, Peter den Pinsel, und der Einbrecher rasierte sich. Es sah lustig aus, wie er zuerst mit einem Pinsel dicken weißen Seifenschaum in sein Gesicht schmierte und ihn dann mit einem Messer wieder abkratzte, wobei er die herrlichsten Grimassen schnitt. Jan seufzte ganz entzückt. „Ich werde mich jetzt auch jeden Morgen rasieren.“
    Als Mario fertig war, sah er ganz verändert aus. Er hatte ein schmales, freundliches Gesicht mit einem großen Mund, in den er jetzt eine Zigarette steckte. „Einbrecher“, fragte Peter, „haben Sie keine Angst, wenn Sie nachts in fremde Häuser einsteigen?“
    Mario verzog das Gesicht, als ob er Zahnschmerzen hätte. „Oh, oh, ich kann das Wort Einbrecher nicht mehr hören. Ich habe es doch nur ein einziges Mal getan, und ich werde es nie, nie, nie mehr tun. Darauf könnt ihr euch verlassen. Ich bin zu sehr erschrocken, als die gnädige Frau Oma da plötzlich in der Tür stand, und nachher hab’ ich mich zu sehr vor ihr geschämt. Könntet ihr euch entschließen, mich nicht mehr Einbrecher, sondern Mario zu nennen?“
    In diesem Moment hörte man Omas Schritte auf dem Flur näher kommen. Plötzlich war die Zigarette, die Mario eben noch im Mund gehabt hatte, verschwunden.
    Oma trug ein Tablett mit Essen herein. Als sie es absetzte, sagte sie ärgerlich: „Mario, ich hab’ Ihnen doch gesagt, daß Sie nicht rauchen sollen. Es ist ungesund und verpestet die Luft.“
    „Aber ich rauche doch gar nicht“., erwiderte Mario unschuldig.
    Oma schnupperte mißtrauisch.
    Kaum war sie aus der Tür, da hatte Mario die Zigarette wieder im Mund.
    „Wo haben Sie denn die Zigarette solange versteckt?“ fragten die Kinder erstaunt.
    Mario lächelte stolz. „Zauberei, ich bin doch ein Zauberer.“ Nachdem er zu Ende geraucht hatte, ließ er sich das Mittagessen schmecken. „Eure Großmutter ist eine wunderbare Frau, und wie gut sie kochen kann!“ sagte er anerkennend.
    Das hörten die Kinder gern, denn sie waren sehr stolz auf ihre Oma. Sie erzählten ihm, daß Oma nicht nur gut kochen, backen und nähen konnte, sondern sogar Rollschuh lief und daß alle Kinder im Ort die Pieselangs um ihre sportliche Oma beneideten. Als Mario aufgegessen hatte, brachte Brigitte das Tablett in die Küche.
    „Einen schönen Gruß von Oma“, sagte sie, als sie zurückkam. „Und Sie brauchen in Ihren Hosentaschen nicht nach Zigaretten zu suchen. Es sind keine mehr drin. Oma läßt Ihnen sagen, daß sie auch zaubern kann.“
    Nun war Mario müde.
    Jan, Peter und Brigitte gingen auf den Hof. Dort sahen sie zwei kleine Gestalten, die ganz versunken den grünen Wagen betrachteten.
    Es waren Jans Freund, der dicke Frieder, und die kleine Karoline von der Hühnerfarm. Die Pieselang-Kinder führten sie stolz in das Innere, und Jan mußte noch einmal seine Geschichte erzählen.
    Der Zauberer konnte wunderbar zaubern. Er zeigte es ihnen, als alle etwas später um sein Bett herum saßen, Oma mit einem Strickzeug in einem Lehnstuhl, Frieder, Karoline und die Pieselang-Kinder teils auf Stühlen, teils auf der Erde sitzend. Nur Heiner fehlte. Er kam sich zu erwachsen vor für „solchen Kinderkram“, wie er sagte. Er war überhaupt der einzige im Haus, der sich nicht über den Gast freute. Aber mit Heiner war in diesen Tagen sowieso nicht gut zu reden. Er hatte schlechte Laune, weil der Vater ihm verboten hatte, mit einem wohlhabenden Freund im Auto nach Frankreich zu fahren.
    Die anderen Kinder fanden, daß er viel versäumte. Der Zauberer ließ Jans Armbanduhr verschwinden und zauberte sie Karoline ans Handgelenk. Er holte aus seinem Zauberkasten ein Kartenspiel und machte mit ihm die tollsten Kunststückchen. Dann ließ er sich aus dem Wagen einen Zylinderhut bringen. Er
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