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Ferien mit Biss

Ferien mit Biss

Titel: Ferien mit Biss
Autoren: Franziska Gehm
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Leute, die das Licht und die Sonne gewohnt sind, ist es entsetzlich. Fast, als hätten sie eine Lichtallergic Das Leben im Dunkeln macht sie furchtbar traurig.«
    »Und dann die Ernährung«, fuhr Daka fort. »Um Tiere bei lebendigem Leib auszusaugen, muss man schon Nerven haben.«
    »Doch die Gier, die jeden Vampir überfällt, der länger kein Blut zu sich genommen hat, ist viel schlimmer«, sagte Silvania.
    »Man kann nicht mehr klar denken und ist wie besessen von ihr«, erklärte Daka.
    »Man ist süchtig nach Blut. Und um es zu bekommen, würde man auch töten«, ergänzte Silvania.
    »Je länger der Vampir ohne Blut ist, desto mehr verliert er die Kontrolle und den Verstand. Es kann sein, dass er einen Menschen beißt. Sogar einen Menschen, der ihm vertraut ist. Du könntest zum Beispiel über deinen Vater herfallen«, sagte Daka.
    Helene, die bisher zwischen den Schwestern hin und her gesehen hatte, riss die Augen auf. »Meinen Vater?«
    »Ja, oder Ludo«, sagte Silvania.
    »Oder Herrn Graup«, sagte Daka. Herr Graup war ihr Klassenlehrer. Allerdings, überlegte Daka, war die Vorstellung, dass er von einem Vampir gebissen wurde, gar nicht so abschreckend.
    »Wahrscheinlich könntest du als Vampir sowieso nicht mehr zusammen mit deinem Vater in Bindburg leben«, sagte Silvania.
    Daka nickte. »Dein bisheriges Leben wäre dahin.«
    »Und dann ist da noch die Sache mit der Unsterblichkeit«, warf Silvania ein.
    Daka rümpfte die Nase. »Klingt vielleicht toll, ist es aber nicht. Ich bin jedenfalls froh, dass ich nicht unsterblich bin.« Als Halbvampire waren die Zwillinge sterblich wie jeder Mensch. So viel stand fest. Allerdings war es gut möglich, dass sie sehr alt wurden. Zumindest hatten sie von einem Halbvampir in der Mongolei gehört, der 250 Jahre alt sein sollte.
    »Wenn du unsterblich bist, wirst du alle Freunde, Verwandte und geliebten Menschen um dich herum sterben sehen«, sagte Silvania. »Deinen Vater ...«
    »... Ludo ...«, ergänzte Daka.
    »... und uns«, schloss Silvania.
    Helene schluckte. Sie musste an ihre Mutter denken. Sie war gestorben, als Helene drei Jahre alt war. Helene wollte niemanden sterben sehen. Sie umschlang ihre angewinkelten Beine fest mit den Armen und stützte das Kinn auf die Knie. Sie musste nachdenken. Schon möglich, dass Vampirsein unheimlich war. Aber sie liebte doch unheimliche Sachen.
    Oder?

Die Blutzeremonie
    D en ganzen frühen Morgen hatte Helene nachgedacht. In der Sargbahn auf dem Weg vom Theatnyk zurück zu den Tepes. Beim Frühstück. Beim Vampirbeiß-mich-nicht-Spielen mit der Tepes-Familie. Und beim Zähneputzen mit Giuseppe. Jetzt lag sie neben Silvania und Daka auf dem Luftsarg und starrte an die Decke.
    Bei dem ganzen Nachdenken war sogar etwas herausgekommen: Helene fand Vampirsein immer noch cool. Aber sie verstand auch, was daran gefährlich war. Doch was sie nicht verstand, war die Sache mit Murdo. Murdo Dako-Apusenu ging Helene nicht aus dem Kopf. Was, wenn sie sich unsterblich in ihn verliebt hatte? Was, wenn sie wirklich für immer mit ihm zusammen sein wollte? War sie ihm auf Gebein und Gebiss ausgeliefert? Musste sie dann ein Vampir werden? Musste sie in der Dunkelheit leben, sich von Blut ernähren und durfte nie mehr im Leben Knoblauchbaguette essen?
    Es musste noch eine andere Möglichkeit geben. Eine Möglichkeit, von der ihr Daka und Silvania nichts erzählt hatten. Helene war sich sicher. Und sie wusste auch schon, wen sie fragen musste. Als sie Silvanias regelmäßigen Atem und ein leichtes Schnarchen von Daka hörte, stand Helene leise auf. Dann seilte sie sich ins Wohnzimmer ab. Tante Karpa und Onkel Vlad hingen kopfüber vor dem Fernseher und waren Hand in Hand eingeschlafen. Onkel Vlad baumelte das Monokel vor der Stirn.
    Elvira Tepes stand am Budnykfenster und blickte auf die Stadt. Ihr Mann lag auf dem Sofa. Er kuschelte sich fest an ein großes Kissen, das er offenbar für seine Frau hielt. Auf dem Tisch lag eine leere Flasche Karpovka.
    Helene trat ans Fenster und räusperte sich.
    Elvira drehte sich um. »Kannst du auch nicht schlafen?«
    Helene nickte.
    »Ich habe hier nun schon zwölf Jahre gelebt und meine innere Uhr ist immer noch auf Tag und Nacht programmiert. Und mein Körper darauf, nachts zu schlafen und nicht am Tag. Also mach dir nichts daraus – für Menschen ist das ganz normal.« Frau Tepes lächelte.
    »Das ist es nicht«, erwiderte Helene. »Ich ... ich muss Sie etwas fragen.«
    Elvira Tepes sah Helene
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