Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ferien mit Biss

Ferien mit Biss

Titel: Ferien mit Biss
Autoren: Franziska Gehm
Vom Netzwerk:
Bogdan holte seine Mutter vom Friseur ab. Sie freute sich sehr darüber. Die anderen flogen nach Hause. Sie freuten sich auch. Darüber, dass Helene wieder da war. Und darüber, dass sie noch ungebissen war. Aber sie machten sich auch ziemlich große Vorwürfe und Sorgen.
    »Du hast recht«, sagte Mihai. Sein Bruder hatte oft recht. Allerdings nicht ganz so oft wie seine Frau Elvira. »Hören wir auf, uns Vorwürfe zu machen. Helene hat ein Abenteuer erlebt. Und Abenteuer sind gefährlich. Allerdings müssen sie nicht gleich lebensgefährlich sein. Ich denke, das war uns allen eine Lehre.« Mihai sah in die Runde.
    Elvira nickte ihrem Mann zu. »Zum Glück fliegen wir morgen zurück nach Deutschland.«
    Daka schreckte auf und rutschte beinahe vom Stuhl. Sie lag mit dem Rücken auf der Sitzfläche und hatte die Beine über die Lehne gehängt. »Schlotz zoppo! Morgen schon. Dabei hat Helene noch nicht einmal unseren Flugparcours gesehen.«
    »Und unseren Blutmarkt«, warf Woiwo ein. Er steckte den Kopf von der oberen Etage ins Wohnzimmer.
    »Und unser Theatnyk«, sagte Silvania.
    Tante Karpa sah auf die Uhr. »Wenn ihr euch beeilt, schafft ihr das noch.«
    »Hast du Lust?«, fragte Daka.
    Helene nickte sofort. Obwohl sie noch mehr Lust hatte, das Hospitalnyk zu sehen.
    »Aber ihr weicht Helene keine Sekunde von der Seite. Verstanden?« Elvira Tepes sah ihre Töchter streng an. Das konnte sie sehr gut.
    »Ich will mit!« Woiwo sprang eine Bombe und landete auf der Couch. Nur wenige Zentimeter neben Elvira Tepes, die ihren Neffen erschrocken ansah.
    »Nici doi viati!«, rief Daka. Das hieß ›Nie im Leben!‹
    »Bittebittebittebittebitte!« Woiwos gelbe Augen wurden ganz groß und ganz traurig. »Ich lasse auch Pille und Palle zu Hause.« Pille und Palle waren Woiwos Haustiere. Sie waren Flöhe und kamen im Verhalten nach ihrem Herrchen. Sie verhielten sich, wie sie wollten.
    »Nehmt ihn doch mit«, sagte Tante Karpa. »Er hat sich so auf euch gefreut. Morgen ist er wieder ganz allein zu Hause.«
    Silvania musterte ihren Cousin. Wie er jetzt so dasaß und flehend guckte, sah er richtig süß aus. Natürlich wusste Silvania, dass das alles nur Tarnung war. In Wirklichkeit war Woiwo ein frecher Popelrotzi. Angeblich kam er nach Oma Zezci. Vielleicht war sie deshalb nach Jamaika ausgewandert. Sie wusste, was mit diesem Enkel auf sie zukam.
    Silvania sah ihre Schwester und Helene fragend an. Beide nickten. »Na schön. Dann kommst du eben mit.«
    Woiwo streckte die geballte Faust in die Höhe. »Hoi boi!«
    »Aber keine Popel schnipsen«, warnte Silvania.
    »Und versuch ja nicht, mit Pupsantrieb schneller zu fliegen«, fügte Daka hinzu.
    »Und lad mich nicht wieder als Essen ein«, sagte Helene, die sich an Woiwos letzten Annäherungsversuch erinnerte.
    Woiwo hob feierlich die Hand und sagte mit ernster Miene: »Nici doi viati.«

Stadtrundflug
    D er Flugparcours befand sich am Rande von Bistrien. Hier standen und hingen nur noch vereinzelt kleine Budnyks. Man hatte freie Flugbahn.
    Silvania und Helene saßen auf der Trainerbank. Woiwo und Daka führten Helene den Flugparcours vor. Zuerst flogen sie auf der Hindernisbahn um die Wette. Sie flogen mit Höchstgeschwindigkeit auf Holzwälle zu. Der obere Rand der Wälle war zur Erhöhung des Schwierigkeitsgrades mit Knoblauchzehen gespickt. In letzter Sekunde, kurz bevor sie auf einen Wall aufprallten, stießen Daka und Woiwo in die Höhe. Gleich danach schossen sie in die Tiefe und auf den nächsten Wall zu.
    »Das nennt man Steilflug«, erklärte Silvania.
    »Zensatoi futzi«, hauchte Helene. Sie sah Daka und Woiwo mit offenem Mund zu.
    Als Nächstes führten die beiden einen Schlängelflug vor. Sie hatten die Arme an den Körper gepresst, versuchten sich schmal wie eine Stricknadel zu machen und so schnell wie möglich um eine Reihe Stangen zu fliegen. Die Stangen folgten dicht aufeinander und reichten bis an die Höhlendecke. Woiwo gewann die Runde. Dabei hatte er noch nicht einmal den Pupsantrieb eingesetzt. Er war im Vorteil, weil er klein war und schneller um die Stangen herumkam.
    »Lahme Flugente!«, rief er seiner Cousine zu.
    Die streckte ihm die Zunge heraus. Damit war das geklärt.
    Nach einer kurzen Pause führten Daka und Woiwo die Käsewand vor. Sie war aus gelbem Schaumstoff und voller Löcher. Die Löcher hatten verschiedene Größen. Ziel war es, so schnell wie möglich auf die Käsewand zuzufliegen und ein Loch zu treffen. Je enger das Loch, desto besser
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher