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Ferien mit Biss

Ferien mit Biss

Titel: Ferien mit Biss
Autoren: Franziska Gehm
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Szenen spielen sich in der Luft ab«, erklärte Silvania. Das war ein Grund, warum sie ihren Traum, eine berühmte Schauspielerin zu werden, vorerst aufgegeben hatte.
    »Richtig gut wird es, wenn eine Person in Ohnmacht fliegen oder tot umfallen muss«, fuhr Daka fort.
    Helene setzte sich auf eine Wolke. Daka hängte sich an ein samtenes Seil in der ersten Reihe und Silvania lehnte sich ans Papphochhaus. Es gab ein seltsames Knacken von sich.
    Eine Weile saßen sie schweigend im Theatnyk. Daka hatte noch eine Wildschweinborste unter ihrem Daumennagel entdeckt. Sie knabberte genüsslich daran. Silvania starrte in die Luft. Vor ihrem geistigen Auge spielte sich dort eine Liebesszene ab. Sie war die Herzensdame. Ihr Geliebter war stark, schön und verwegen.
    Helene fuhr sich über den rechten Arm. Der Strichvampir, den Murdo gemalt hatte, war noch immer zu erkennen. »Gute Besserung«, flüsterte sie.
    Daka, die die Schweineborste verputzt hatte, beobachtete Helene. »Sag mal, ist heute Nacht im Wald mit Murdo eigentlich etwas passiert?«, fragte sie.
    Helene blickte auf. »Nein. Was soll denn passiert sein?«
    »Na ja, immerhin ist Murdo ein Vampir«, sagte Daka.
    Silvania hatte sich von einer Sekunde auf die andere von ihrem Geliebten und der Traumszene verabschiedet. »Ein Transgigantus«, fügte sie hinzu.
    Helene zuckte die Schultern. »Er hat mir eine Grotte gezeigt. Wir sind Hand in Hand gegangen. Und dann wollte er, dass wir mit den Ohren kuscheln.«
    »Hand in Hand!«, rief Silvania.
    »Ohrenkuscheln!«, rief Daka.
    Helene lächelte versonnen. Wären die Wolken auf der Bühne nummeriert gewesen – Helenes hätte die Nummer sieben gehabt.
    »Aber ... das kannst du doch nicht machen!«, sagte Daka.
    »Weißt du denn nicht, wie gefährlich das ist?«, fragte Silvania.
    Helene verzog den Mund. »Ihr seid doch nur eifersüchtig!«
    »Was?« Silvania zog die Augenbrauen zusammen. Sie fand Murdo Dako-Apusenu so attraktiv wie eine grüne Gurke. Er war ihr einfach zu ... zu vampirisch. »Also ICH ganz sicher nicht.«
    »Ich auch nicht«, sagte Daka schnell.
    Helene sah sie eindringlich an.
    »Ich ... öhm ... war es höchstens mal. Ganz kurz. Und nur ein bisschen.« Daka rieb ihre Nase. Die juckte auf einmal. »Wirklichganzehrlichversprochenhochundheiligbeimeinemlieblingsblutegel! Du musst mir glauben, Helene. Als mir klar wurde, dass Murdo dich beißen, aussaugen, umbringen oder zum Vampir machen kann, wollte ich dich nur noch retten.«
    »Aber wieso wollt ihr mich denn retten?« Helene sah die Vampirschwestern verständnislos an.
    »Na, weil du unsere beste Freundin bist«, sagte Silvania.
    »Und unsere einzige«, fügte Daka hinzu.
    »Ich meine doch: Wovor wollt ihr mich retten? Es wäre doch richtig boibine, wenn Murdo mich beißt und ich ein Vampir werden würde. Dann könnte ich fliegen und flopsen wie ihr und wir könnten total verrückte Sachen zusammen machen.« Bei der Vorstellung bekam Helene eine rote Nasenspitze. Und bei dem Gedanken an Murdo.
    Den Schwestern blieb der Mund offen stehen. Sie sahen sich entsetzt an.
    Vielleicht war Helene das getrocknete Marderfleisch nicht bekommen, überlegte Silvania. »Geht es dir gut?«
    Helene nickte.
    Vielleicht, dachte Daka, war Helene im Wald mit dem Kopf gegen einen Baum gelaufen und konnte nicht mehr geradeaus denken. »Meinst du das ernst, das mit dem Vampirsein?«
    »Hundertprozentig total absolut vollkommen ernst«, erwiderte Helene und fügte bestimmt hinzu: »Vampirsein ist cool.«
    Silvania schüttelte sofort den Kopf. »Vampirsein ist nicht cool. Vampirsein ist unheimlich.«
    Daka konnte ihrer Schwester nur recht geben. Wie (beinahe) immer. Vor ein paar Wochen hatte sie sich selbst noch gewünscht, ein Vollblutvampir zu sein. Doch dann war sie mit Silvania im Orakulum Spektakulum gewesen. Der große Magier Ali Bin Schick erfüllte ihre Wünsche. Daka und Silvania waren danach jedoch alles andere als wunschlos glücklich. Im Gegenteil. Daka hatte daraus zwei Dinge gelernt. Erstens: Man war das, was man war. Und das war gut so. Und zweitens: Vertraue keinem Wahrsager mit lackierten Fußnägeln.
    Wusch-und-schwubb machte sie einen Felgaufschwung und setzte sich auf das Seil. »Helene, überleg doch mal: Du bist dann total lichtempfindlich und kannst kaum noch auf die Straße gehen. Nur nachts oder total verschleiert und mit dem Megasonnenblocker.«
    »Für echte Vampire, die es nicht anders kennen, ist das nicht so schlimm«, ergänzte Silvania. »Aber für
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