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Der Himmel schweigt

Der Himmel schweigt

Titel: Der Himmel schweigt
Autoren: Martin Delrio
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Teil 1
    Northwind, Winter 3132-3133
    Kriegsgerüchte
    Das Fort, Tara City, Northwind Präfektur III, Republik der Sphäre
    November 3132, Winter
    Tara Campbell, Countess of Northwind und Präfektin der Präfektur III, steht allein in der Kriegerhalle des Forts der Northwind Highlanders. Die heutige Sitzung ist vorüber und die Kammer ist leer. Kein ernster, würdevoller Krieger schaut mehr von einer der Bänke aus antiker polierter Eiche herab, über Datenkonsolen und Kommunikatorbänke, deren Leuchtschirme und metallische Reflexionen dem altehrwürdigen kargen Versammlungsraum einen Hauch von Modernität verleihen, der so gar nicht zum Rest der Atmosphäre passt.
    Die einzige Beleuchtung in der Kammer stammt aus Leuchtplatten in Decke und Wänden. Um diese Tageszeit, zu der keine Versammlung anberaumt ist, liefern sie nur ein schwaches, schummriges Licht. Draußen vor der Kriegerhalle wärmen noch die letzten Strahlen der Abendsonne die wuchtigen Steinmauern des Forts, während sie langsam hinter den Rockspire Mountains versinkt und den Himmel über Northwinds Hauptstadt mit dramatisch orange- und blutroten Farbstreifen verziert.
    Im Norden des Festungskomplexes liegt die Neue Kaserne. Das ist der gängige Ausdruck für die weitläufige Ansammlung von Steinbauten, in denen die Hauptelemente der Northwind Highlanders Quartier bezogen haben, seit sie nicht mehr draußen im All als Söldner dienen und stattdessen heimgekehrt sind, um ihre Heimatwelt zu verteidigen. Auch die Hauptrüstkammer und die Trainingssimulatoren sind in der Neuen Kaserne untergebracht, genau wie eine Wohnung für den Präfekten, wann immer er sich auf Northwind aufhält. Noch vor wenigen Monaten hätte sie Katana Tormark zur Verfügung gestanden, doch Herzogin Tormark hat den Treueschwur gebrochen, den sie auf die Republik der Sphäre geleistet hat, und sich öffentlich zu Haus Kurita und Des Drachen Zorn bekannt.
    Nicht zu fassen, dass ich lauter gejubelt habe als jeder andere, als diese Frau Präfektin wurde, denkt Tara verbittert. Mir würden die nötige Erfahrung und Lebensweisheit fehlen, habe ich gesagt, als mein Name für die Position ins Gespräch kam, und ich habe also Katana Tormark empfohlen. Sie erfüllte alle Voraussetzungen: Akademietraining, Verwaltungserfahrung, eine beeindruckende Militärkarriere. Alles, außer Loyalität. Aber das ahnte damals noch niemand, jetzt ist sie fort, und ich stehe hier an ihrer Stelle. Und alles, was ich damals über mich festgestellt habe - dass ich verglichen mit Herzogin Tormark jung, unerfahren und mit dieser Aufgabe möglicherweise überfordert bin -, stimmt heute immer noch ganz genauso.
    Aber wenigstens bin ich loyal.
    Sie kehrt dem Rednerpodest den Rücken und geht durch die Halle zu der flachen Steintreppe, die hinauf zum Doppelportal am anderen Ende des Saals führt. Auch der Flur vor dem Saal der Krieger ist leer, wenn auch moderner gehalten und erheblich besser ausgeleuchtet.
    »So spät noch bei der Arbeit, Ma'am?«
    Bei der Frage des Wachsoldaten, der vor der Kammer postiert ist, zuckt sie zusammen. Sie ärgert sich über ihre Schreckhaftigkeit.
    »Ja, war ich«, antwortet sie. »Aber jetzt bin ich fertig.«
    »Möchten Sie eine Eskorte zu Ihrem Quartier?«
    »Nein, danke«, lehnt sie ab. Der Weg bis zur Kaserne ist nicht weit und führt mitten durch die Festungsanlage. »Behalten Sie hier alles im Auge.«
    »Aye. Gute Nacht, Ma'am.«
    Tara ist sich bewusst, wie laut ihre Schritte durch den Gang hallen, als sie den Korridor entlang zum Aufzug in der dunklen Nordrotunde geht.
    Der Lift ist eine gläsernen Kabine, die an der Wand in die untere Empfangshalle hinabgleitet. Aus irgendeinem Grund erscheint er Tara hier fehl am Platze. Eine Stimme in ihren Gedanken besteht darauf, dass ein Aufzug dieser Art in den Senat auf Terra gehört und nicht hierher nach Northwind. Sie befiehlt der aufdringlichen Stimme, den Mund zu halten, und steigt in die Kabine.
    Die Tür schließt sich und die Liftkabine setzt sich in Bewegung.
    Überall ist das Licht gedämpft. Außerhalb des Gebäudes wird es inzwischen sicher schon tiefe Nacht sein, und der ganze Bau ist menschenleer. Noch ein Irrtum , denkt sie. Das Fort ist niemals völlig verlassen. Schließlich ist es eine Militärinstallation. Tag und Nacht stehen hier Soldaten auf Posten und Offiziere halten Wache.
    Sie ärgert sich darüber, dass ihre Gedanken von unbedeutenden Kleinigkeiten festgehalten werden.
    Auf dem Weg hinab in die Dunkelheit sieht
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