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Ferien mit Biss

Ferien mit Biss

Titel: Ferien mit Biss
Autoren: Franziska Gehm
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erwartungsvoll an. »Wie ich es mit dieser ganzen verrückten Vampirfamilie aushalte?«, flüsterte sie.
    Helene schüttelte den Kopf. »Aber so ähnlich. Sie ... Sie sind doch mit ihrem Mann zusammen.«
    Elvira überlegte. »Ja, ich denke, das kann man so sagen. Wir sind verheiratet. Seit dreizehn Jahren.«
    »Und Ihr Mann ist kein normaler Mann«, fuhr Helene fort.
    »Das kann man wohl sagen.«
    »Er ist ...«, Helene holte Luft, »... ein Vampir.«
    Frau Tepes nickte langsam.
    Helene fuhr sich über den rechten Arm. »Aber wie können Sie mit einem Vampir zusammen sein?«
    »DAS frage ich mich auch manchmal.« Frau Tepes warf einen Blick auf die Couch. Mihai Tepes hatte sich wie ein Baby zusammengekauert und flüsterte dem Kissen etwas zu.
    »Ich meine, wieso hat Sie Ihr Mann noch nie gebissen und zum Vampir gemacht?« Helene musterte Frau Tepes. »Sie ... Sie sind doch kein Vampir, oder?«
    »Ich? Nein! Völlig unbissig.« Frau Tepes legte die Hand auf ihre Brust und setzte sich in den Fenstersims. »Als Mihai und ich uns zum ersten Mal trafen, hätte er mich am liebsten schon gebissen. Aber ich trug eine Halskrause. Das war mein Glück. Und seins auch. Denn so bin ich seine Frau geworden und nicht sein Abendbrot.«
    »Aber jetzt tragen Sie keine Halskrause mehr«, stellte Helene fest.
    »Nein. Die trage ich schon seit fünfzehn Jahren nicht mehr. "
    »Und wie geht das? Wie kann ein Mensch mit einem Vampir zusammenleben, ohne zum Vampir zu werden?«, fragte Helene.
    Elvira Tepes sah Helene nachdenklich an. Die Sekunden verstrichen. Schließlich beugte sich Frau Tepes zu Helene und flüsterte: »Wenn ein Mensch und ein Vampir sich wirklich lieben, wenn sie für immer zusammen sein, eine Familie gründen und den anderen bis ans Ende des Lebens begleiten wollen, dabei aber das bleiben wollen, was sie sind – also ein Mensch und ein Vampir, dann gibt es nur eine Möglichkeit.« Frau Tepes hielt inne.
    Helene sah sie mit großen Augen an.
    »Der Vampir und der Mensch müssen in einer traditionellen Zeremonie ihr Blut vereinigen«, fuhr Elvira Tepes leise fort.
    »So etwas wie Blutsschwestern?«, fragte Helene.
    »Ja, aber es hat schwerwiegende Folgen. Der Mensch bindet sich damit für sein ganzes Leben an den Vampir. Beim Vampir wiederum werden durch die Blutzeremonie einige seiner Eigenschaften und Fähigkeiten geschwächt. Oder er verliert sie vollkommen. So kann es sein, dass ein Vampir nach der Blutzeremonie nicht mehr fliegen oder flopsen kann. Natürlich ist das für einen Vampir ganz furchtbar. Wie ein Mensch, der nicht mehr rennen oder hüpfen kann. Verstehst du?«
    Helene nickte. Sie verstand.
    »Vor der Zeremonie weiß man nie, welche Eigenschaften und Fähigkeiten geschwächt werden und wie stark. Deshalb geht ein Vampir ein enormes Risiko ein, wenn er sich auf diese Weise mit einem Menschen verbindet. Es gibt nur eine Eigenschaft, die der Vampir auf jeden Fall verliert: seine Unsterblichkeit.«
    Helene riss die Augen auf. »Das heißt, Ihr Mann wird sterben?«
    Elvira Tepes sah zum Sofa. »Ich hoffe, nicht allzu bald. Er ist zwar schon 2676 Jahre alt, aber in Menschenalter umgerechnet sind das nur 43 Jahre. Mihai hat sich ausgerechnet, dass er 2716 Jahre alt werden könnte, würde er jetzt noch ein normales Menschenalter erreichen. Er war der Meinung, das reicht.«
    »Und welche Eigenschaften hat er verloren?«, fragte Helene leise.
    »Zum Glück hat sich beim ihm die Lichtempfindlichkeit abgeschwächt. Und er ist nicht mehr ganz so stark. Früher konnte er seinen Dacia mit einer Hand hochheben. Das geht jetzt nicht mehr. Manchmal habe ich den Eindruck, er hört nicht mehr so gut. Das könnte allerdings auch einfach am Alter liegen.« Elvira lächelte ihrem Mann auf dem Sofa zu. »Wenn ein Vampir mit einem Menschen die Blutzeremonie durchführt, ist das ein Zeichen sehr großer Liebe.«
    Vom Sofa her kam ein leises Grunzen. Ein sehr zufriedenes.
    Während Elvira den Anblick ihres schlafenden Mannes genoss, sah Helene nachdenklich aus dem Fenster. Sollte ihre Liebe zu Murdo und seine Liebe zu ihr wirklich stark genug sein, gab es also Hoffnung. Doch bis jetzt wusste sie nicht, ob Murdo sie liebte. Ob er sie überhaupt mochte. Oder vielleicht nur ihr Blut. Sie hatten Händchen gehalten. Und Ohren gekuschelt. Aber sie hatten sich ja noch nicht einmal geküsst. Und von Liebe war auch nie die Rede gewesen.
    Helene ließ den Blick über Bistrien schweifen. Sie erkannte das Rodnyk. Und das Theatnyk. Links neben
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