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Ferien, Flirten & Flamingos

Ferien, Flirten & Flamingos

Titel: Ferien, Flirten & Flamingos
Autoren: Jochen Till
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sagt mein Vater und kratzt sich verlegen am Hinterkopf, „wir dachten eigentlich, er kann unten im Keller in der Kartoffelkiste schlafen. Da ist es schön dunkel und außer den Ratten stört ihn niemand.“
    â€žWie bitte?“, schreit Frau Dengler entsetzt auf. „Sie wollen unseren Matthias im Keller …“
    â€žNein, nein!“, beschwichtigt sie mein Vater. „Nur ein Spaß, Frau Dengler! Nur ein Spaß! Sie wissen doch, was Spaß ist, oder?“
    â€žIch muss sagen, Sie haben einen recht fragwürdigen Humor, Herr Frohwein“, sagt Herr Dengler mit missbilligendem Blick zu meinem Vater. „Ich bin mir nicht sicher, ob diese Umgebung die richtige für unseren Sohn ist. Matthias ist ein zartes, sensibles Pflänzchen, das uneingeschränkte Aufmerksamkeit und gewissenhafte Pflege braucht.“
    â€žNun machen Sie sich mal keine Sorgen, Herr Dengler“, sagt mein Vater. „Matthias wird es bei uns an nichts fehlen. Ich verspreche Ihnen, ich werde gut auf Ihr zartes Pflänzchen aufpassen. Sagen Sie mir nur noch kurz, wie oft am Tag ich ihn gießen soll, und Sie können sich ganz beruhigt auf den Heimweg machen.“
    Ich muss mich die ganze Zeit über schon tierisch beherrschen, nicht laut loszulachen. Matthias hingegen sieht nicht so aus, als hätte er gerade Spaß. Er steht zwischen seinen Eltern und wirft mir flehende Blicke zu. Wahrscheinlich hat er Angst, seine Eltern könnten ihn wieder mitnehmen. Ich gebe meinem Vater einen kleinen Stoß mit dem Ellenbogen in die Seite, als Zeichen, mit dem Blödsinn aufzuhören.
    â€žGenug gescherzt“, sagt er. „Ich versichere Ihnen, Matthias wird es bei uns gut gehen, und ich werde alle Ihre Anweisungen befolgen.“
    Die Denglers werfen sich einen langen, skeptischen Blick zu, dann nicken sie beide. „Nun gut“, seufzt Herr Dengler und streckt meinem Vater eine große Reisetasche entgegen. „Unser Familientherapeut hat schließlich gesagt, wir müssen auch mal loslassen können.“ „Dabei haben wir ihn doch letztes Jahr schon in dieses Ferienlager gelassen“, knurrt Frau Dengler. „Und was war das Ergebnis? Er kam völlig verwahrlost und mit einem inakzeptablen Wortschatz im Gepäck wieder zurück. Ich habe von Anfang an gesagt, der taugt nichts, dieser komische Wald-und-Wiesen-Therapeut. Aber du musstest natürlich wieder …“
    â€žLass gut sein, Schatz“, unterbricht Herr Dengler sie rasch. „Das gehört nicht hierher. Das können wir nächsten Mittwoch in der Paartherapie thematisieren.“
    Mein Vater greift nach der Reisetasche.
    â€žHolla!“, sagt er. „Ganz schön schwer. Ich dachte, Matthias bleibt nur eine Woche. Das fühlt sich an, als hätten Sie für eine dreimonatige Weltreise gepackt.“
    â€žWie bitte? Nein, nein“, versichert ihm Herr Dengler. „Da sind doch nur seine Medikamente und die Inhalatoren drin. Und sein Röntgenanzug. Und die Sauerstoffflasche, für Notfälle. Die Tasche mit seiner Kleidung ist noch im Auto. Augenblick, ich hole sie.“
    Mein Vater wirft mir einen fassungslosen Blick zu. Matthias schaut nervös in unsere Richtung, während seine Mutter an ihrem Daumennagel knabbert.
    â€žSo, hier ist alles drin“, sagt Herr Dengler, als er zurückkommt und eine noch größere Reisetasche vor meinem Vater abstellt. „Die Unterhosen sind an den Etiketten nummeriert“, erklärt Frau Dengler. „Die 1 steht für Montag, nicht für Sonntag. Bitte packen Sie sie nach Benutzung zurück in die ebenfalls nummerierten Hygienebeutel. Und bitte waschen Sie auf gar keinen Fall eines der Kleidungsstücke. Wir haben eine Spezialreinigung gleich um die Ecke.“
    â€žÃ„h … ja“, sagt mein Vater und schnappt sich die zweite Tasche. „Dann wollen wir Sie mal nicht länger aufhalten. Und die Jungs haben bestimmt ganz viel zu bequatschen. Nicht wahr, Jungs?“
    Matthias und ich nicken heftig.
    â€žNa schön“, seufzt Herr Dengler und tätschelt Matthias die Schulter. „Dann sehen wir uns in einer Woche wieder, Sohn. Sei tapfer.“
    â€žUnd vergiss nicht“, sagt Frau Dengler, während sie Matthias fest an sich drückt, „ein Anruf genügt und wir holen dich sofort hier raus.“
    â€žJa, Mutter“, sagt Matthias und streckt mir mit verzweifeltem Blick eine
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