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Ferdinand Graf Zeppelin

Ferdinand Graf Zeppelin

Titel: Ferdinand Graf Zeppelin
Autoren: Gunter Haug
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weiter Ferne der Alarmruf der Menge in sein Bewusstsein drang. »Feuer! Es brennt! Du lieber Gott! Bringt euch in Sicherheit! Rette sich wer kann!«
    Kaum waren die ersten Rufe erschallt, da hatte das Feuer schon den ganzen Schiffsrumpf erfasst und sich durch die hellgelbe Baumwollhülle gefressen, die sich in lodernden Fetzen von dem glühenden Aluminiumskelett löste. Es war ein einziges flammendes Inferno, das den gewitterdüsteren Augusthimmel in einer bizarren Szenerie erleuchtete.
    Seltsamerweise war es bisher zu keiner Explosion gekommen, nur zu diesem infernalischen Feuer – trotz der gewaltigen Wasserstoffmengen in den Gaszellen.
    »Da schaut nur: der arme Mann, der versucht hat, den Zeppelin zu landen …«
    »… ja, tatsächlich. Er ist noch am Leben!«
    Schemenhaft konnten einige der noch weit vom Unglücksort entfernten Menschen mit Hilfe ihrer Ferngläser erkennen, wie sich die winzige Gestalt in der vorderen Gondel hektisch hin und her bewegte. Die Gaszüge hatte Schwarz längst losgelassen – verzweifelt schien er abzuwägen, was zu tun war.
    »Er scheint abspringen zu wollen!«
    »Aber die Gondel ist noch zu hoch in der Luft!«
    »Dann wird er verbrennen!«
    »Er muss springen – das ist seine einzige Möglichkeit!«
    In diesem Augenblick ertönte ein lauter Knall. »Die Benzintanks! Sie sind in die Luft geflogen!«
    Jetzt überschlugen sich die Ereignisse: Von der Wucht der Detonation wurde der Monteur aus der Gondel gerissen und landete unsanft auf dem Boden. Offenbar war er weitgehend unverletzt, denn zum Erstaunen der Beobachter rappelte sich Schwarz unmittelbar nach seinem unsanften Bodenkontakt taumelnd auf und rannte aus der Feuersbrunst. Immer wieder geriet er dabei ins Stolpern, schaffte es aber irgendwie dennoch, auf den Beinen zu bleiben und rasch 30, 40 Meter Abstand zwischen sich und dem brennenden Schiff zu bekommen.
    Ein lauter Knall. Dann noch einer. Und ein weiterer. Durch die enorme Hitze zerbarsten jetzt die ersten Gaszellen.
    »Da ist ja noch einer!« Fassungslos deutete einer der Beobachter mit weit ausgestrecktem Arm in Richtung des lichterloh brennenden Luftschiffgerippes.
    »Tatsächlich. Jetzt sehe ich ihn auch!«
    »Aber was macht der Mann denn da?!«
    Auch Schwarz hatte den anderen offenbar bemerkt und war stehen geblieben. Einer der Soldaten aus der Haltemannschaft! Das Gesicht mit Ruß beschmiert, die Uniform teilweise versengt. Irgendwie hatte es der Soldat beim Beginn des Dramas offenbar geschafft, in das Innere des Luftschiffs zu gelangen.
    »Wieso rennt der den anderen einfach um?«
    »Wahrscheinlich ist er in der Hitze wahnsinnig geworden.«
    »Sie müssen weg von dort – schnell!«
    Inzwischen waren die beiden Männer wieder aufgestanden und einer der beiden, der Soldat, deutete jetzt wild gestikulierend hinter sich – auf das rotglühende Wrack.
    »Was soll denn das? Was will der denn dort? Die müssen doch schauen, dass sie schnell Abstand bekommen. Nicht stehen bleiben. Auf geht’s! Hierher müsst ihr! Hierher.«
    Doch das Gegenteil war der Fall.
    »Nein, das gibt es doch gar nicht: sie rennen zurück!«
    »Sie laufen in den sicheren Tod!«
    Der Menge stockte der Atem.
    »Jetzt … Jetzt bleiben sie stehen. Und nun … Mist! Ich kann kaum etwas erkennen. Wenn ich nur ein bisschen näher dran wäre …« Angestrengt kniff der Mann am Fernglas die Augen zusammen. »Aha – deswegen: da ist noch ein dritter Mann. Er liegt am Boden. Bewegungslos … Wahrscheinlich ist er bewusstlos.«
    »Und jetzt?«
    »Was passiert jetzt?«
    »Sie ziehen ihn hoch und nehmen ihn in die Mitte. Sie schleifen ihn mit sich. Jetzt sehe ich ihn besser. Du meine Güte! Sein Gesicht ist voller Blut. Womöglich ist er tot. Mensch Leute, beeilt euch, die Hitze dort vorne muss ja unerträglich sein!«
    »Wenn die beiden das nur nicht mit ihrem eigenen Leben bezahlen müssen!«
    Am Ende waren Schwarz und der Soldat ihrer Flammenhölle mit knapper Not entkommen – und auch der dritte Mann, den sie schließlich als einen ihrer Kollegen, den Luftschiffmonteur Laburda, identifizieren sollten, war am Leben geblieben. Zusammen mit den beiden verletzten Zuschauern wurden sie ins Stuttgarter Katharinenhospital gebracht und von den dortigen Ärzten erfolgreich behandelt. Am Ende hatten alle überlebt! Mit Fug und Recht durfte man später von einem Wunder sprechen: kein einziger Mensch war in der fürchterlichen Feuerkatastrophe von Echterdingen ums Leben gekommen.
    Das ganze Drama war innerhalb
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