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Ferdinand Graf Zeppelin

Ferdinand Graf Zeppelin

Titel: Ferdinand Graf Zeppelin
Autoren: Gunter Haug
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gar nie in dieselbe Richtung argumentieren. Ich kann ja verstehen, dass Colsman anderweitig expandieren will, solange die Neigung des Militärs, weitere Aufträge für unsere Luftschiffe zu vergeben, kaum vorhanden ist. Aber wenn es dumm läuft, dann kann es sogar passieren, dass diese »DELAG« sich vor lauter widerstreitenden Interessen selbst blockiert«, knurrte er – hielt sich aber zu Bellas Erstaunen dennoch an sein Versprechen, persönlich nicht mehr in vorderster Linie zu agieren.
    Weiterhin verfolgte er die Aktivitäten der »DELAG« mit kritischem Interesse. Zunächst hatte die neue Gesellschaft das in Bülzig beinahe in Flammen aufgegangene »LZ 6« angekauft und in Manzell mit einem dritten Motor ausrüsten lassen. Zahlreiche Fahrten mit über alle Maßen begeisterten – und zahlungskräftigen – Passagieren wurden damit erfolgreich absolviert.
    »Du scheinst nicht ganz recht behalten zu haben, was die Rentabilität der »DELAG« angeht, nicht wahr Ferdi«, erkundigte sich Bella, als Ferdinand eines Abends von einer Unterredung mit Colsman und Eckener nachdenklich zurückkam.
    »Nun ja, es scheint momentan zumindest so, dass die Rechnung doch aufgehen könnte –immerhin ergehen neue Aufträge zum Bau von Luftschiffen an unsere Werft in Manzell. Das ist ja das Wichtigste, dass es dort weitergeht. Und irgendwann wird dann auch die Militärverwaltung wieder kommen und neue Schiffe ordern. Schon allein aus diesem Grund müssen wir die Beschäftigung in Manzell aufrecht erhalten. Für die Zeit der notwendigen Überbrückung gebe ich Colsman mit seiner »DELAG« – Idee also durchaus recht.«
    »Aber wenn ich das richtig sehe, bewegst du gerade ganz andere Dinge im Herzen?«
    Verblüfft wandte sich Ferdinand um. »Woher weißt du denn das schon wieder?«
    »Weil man es dir an der Nasenspitze ansieht – und weil du schlichtweg nicht der Mensch bist, der untätig zu Hause sitzen kann und keine neuen Herausforderungen sucht.
    Also, was ist es, was dich umtreibt?«
    Selbst Bella staunte nun allerdings nicht schlecht über die neuen Pläne ihres Ehemanns. Schon im Frühjahr war Zeppelin von seinem langjährigen Wegbegleiter Hergesell zu einem Vortrag nach Frankfurt gebeten worden, bei dem ein junger Mann mit Namen Theodor Lerner über seine Erfahrungen auf einer Polarexpedition referierte. Voller Staunen und mit wachsender Faszination erfuhr das Publikum von den weiteren Planungen Lerners für die nächsten Jahre: eine Überwinterung in Spitzbergen – zusammen mit seiner Ehefrau – wollte er beispielsweise bewältigen, ebenso wollte er den Nordpol mit einem Luftschiff überqueren, wofür es sogar schon einen Vorvertrag mit dem Luftschiffbauer August von Parseval geben würde. Allein die Namensnennung seines Konkurrenten elektrisierte Zeppelin sofort, ohnehin hatte er sich schon zu Beginn des Vortrags äußerst interessiert an den Polarplänen gezeigt.
    Kurzerhand nahmen Zeppelin und der Meteorologe Kontakt mit Lerner auf und beschlossen unverzüglich die Durchführung einer eigenen Polarfahrt. Einzige Bedingung: Lerner müsse freilich seinen Vertrag mit Parseval kündigen. Dies geschah postwendend und somit wurde Theodor Lerner zum Generalsekretär der »Deutschen Arktischen Luftschiffexpedition« bestimmt, die unter Führung des Grafen Zeppelin sobald wie möglich, voraussichtlich aber spätestens im Sommer 1910, stattfinden sollte. Lerner erhielt den Auftrag, alles dafür Notwendige sorgfältig vorzubereiten.
    Schon nach wenigen Monaten gab es jedoch die ersten Meinungsverschiedenheiten zwischen den ungleichen Polarforschern und im Frühjahr 1910 kam es schließlich zum Eklat: der mit Lerners Vorarbeiten höchst unzufriedene Zeppelin entließ seinen Generalsekretär und begründete die Entlassung zusätzlich mit verschiedensten Mitteilungen über die äußerst zweifelhafte Vergangenheit des Polarforschers. Der Aufforderung Lerners, Namen zu nennen, um die Verleumder direkt zur Rede stellen zu können, kam der Graf jedoch nicht nach. Die Auseinandersetzung nahm an Schärfe zu und wurde mit allerhärtesten Bandagen geführt, so dass sich Zeppelin schließlich genötigt sah, Lerner zum Duell zu fordern! Beinahe wäre es auch soweit gekommen, wenn nicht eine Ehrenkommission im Hinblick auf das Alters des Grafen (beinahe 72 Jahre!) das Duell mit der Begründung verweigerte, Lerner sei tatsächlich Unrecht widerfahren. Zeppelin nahm daraufhin alle Schuld auf sich und entschädigte ihn finanziell.
    Sein Vorhaben
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