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Ferdinand Graf Zeppelin

Ferdinand Graf Zeppelin

Titel: Ferdinand Graf Zeppelin
Autoren: Gunter Haug
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Bosch, für sich zu gewinnen. Nur schweren Herzens hatte Bosch sein zähneknirschendes Einverständnis erteilt und seinen wichtigsten Mann gehen lassen. Nicht ohne ihm das Versprechen abzunehmen, eines Tages wiederzukommen.
    Die Produktion wurde nach Staaken im Bezirk Spandau verlegt und Klein ging mit einem wahren Feuereifer daran, vom Gelände der »Flugzeugwerft Staaken« den ersten Transatlantikflug tatsächlich zu realisieren. Für dieses sogenannte R-Flugzeug benötigte man sogar fünf Maybach-Motoren!
    Unmöglich! Niemals würde ein derart schweres Flugzeug vom Boden abheben können. Dennoch waren die ersten Probeflüge geglückt. Die Motoren waren jedoch noch immer nicht stark genug, um Klein vollständig zufriedenzustellen. Und so resümierte er Anfang des Jahres 1917:
    »2000 PS sollten es schon sein, Exzellenz. Meinen Sie, die Firma Maybach wird das schaffen?«
    Zeppelin nickte zuversichtlich. »Sie werden auch das schaffen. Da bin ich ganz zuversichtlich. Und ich freue mich jetzt schon auf das Telegramm von ihnen, mit dem Sie mir in nicht allzu ferner Zukunft kabeln werden, dass sie wohlbehalten in Amerika gelandet sind.«
    Mitten in der Unterhaltung verzog der alte Graf plötzlich sein Gesicht zu einer schmerzhaften Grimasse und tastete mit seiner rechten Hand über den Bauch. »Diese elenden Bauchschmerzen. Ich fürchte, ich muss doch bald einmal einen Arzt aufsuchen, so ungern ich das auch mache. Es wird in letzter Zeit eher schlimmer als besser, obwohl ich auf Anraten meiner Frau eine strenge Diät einhalte.««
    »Das sollten sie unbedingt tun, Exzellenz«, entgegnete Klein und beobachtete mit sorgenvoller Miene, wie Ferdinand von Zeppelin vor Schmerzen heftig die Lippen zusammenpresste. »Je früher, desto besser, wenn ich mir diese Anmerkung noch erlauben darf, Exzellenz.«
    Zeppelins Bauchschmerzen wurden stärker – vor allem unmittelbar nach den Mahlzeiten. So blieb ihm trotz aller innerlichen Gegenwehr schließlich nichts anderes übrig, als am 1. März 1917 doch den Arzt rufen zu lassen, der ihn nach einer kurzen Untersuchung sofort ins Krankenhaus einweisen ließ. »Es ist der Darm, Exzellenz. Sie müssen so schnell wie möglich operiert werden!«
    »Mit 78 Jahren eine Operation. Mann, da operiert man doch nicht mehr!«
    »Es muss aber leider sein, fürchte ich.«
    Die Krankenhausärzte bestätigten die Diagnose und bereiteten den Patienten unverzüglich zur Operation vor, die am Tag danach stattfand.
    Es war eine komplizierte Operation, bei der sich ernste Komplikationen ergaben. Zu allem Übel zog sich der Graf im Krankenbett nun auch noch eine Lungenentzündung zu.
    Am 8. März 1917 ist Ferdinand von Zeppelin in Berlin gestorben.
    Einen Tag später verunglückte Gustav Klein bei einem Erprobungsflug mit dem neuen Riesenflugzeug tödlich.

Am 12. März 1917 fand in Stuttgart das Staatsbegräbnis für Ferdinand von Zeppelin statt.
    Ganz Stuttgart befand sich an diesem traurigen Tag im Ausnahmezustand. Schon am frühen Morgen hatte sich eine riesige Menge von Menschen aus allen Schichten der Bevölkerung am Pragfriedhof versammelt, die ihrem verehrten Luftgrafen unbedingt persönlich die letzte Ehre erweisen wollten. Aus diesem Grund kam der Trauerzug nur langsam voran – erst recht, als er endlich das Spalier der mit Lorbeer umwickelten Säulen am Pragfriedhof erreichte, auf deren Spitzen Feuerschalen entflammt worden waren. Wieder und wieder konnten sich die Ordner nur durch den groben Einsatz ihre Fäuste Respekt verschaffen, um den Zug nicht gänzlich ins Stocken geraten zu lassen. Dem Sarg voran schritten württembergische Soldaten, die auf samtbezogenen Kissen die zahlreichen Orden und Ehrenzeichen präsentierten, die Ferdinand von Zeppelin zu dessen Lebzeiten verliehen worden waren. Auch für König Wilhelm II. war es Ehrensache, an diesem traurigen Tag von seinem bewunderten ehemaligen Erzieher und langjährigen Wegbegleiter persönlich Abschied zu nehmen. Traurig beugte er sich über das offene Grab, verharrte kurz im stillen Gebet, dann warf er mit einer schwungvollen Bewegung den Blumenstrauß in seiner Hand hinunter. Im selben Moment war es geschehen: sein Ehering hatte sich vom Ringfinger gelöst und war zusammen mit den Blumen im Grab gelandet. Keiner der Umstehenden hatte das Malheur bemerkt, das dem Monarchen passiert war. Niemand konnte sich deshalb einen Reim darauf machen, warum der König sekundenlang wie erstarrt schien, bis die Aufmerksamkeit der Trauergäste gleich
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