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Felix Castor (01) - Den Teufel im Blick

Felix Castor (01) - Den Teufel im Blick

Titel: Felix Castor (01) - Den Teufel im Blick
Autoren: Mike Carey
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denn sie erledigte im Moment meinen Job. Es war der andere Weg, einen Geist dazu zu bringen, diesen Ort zu verlassen und sich einen anderen zu suchen. Ich gab ihnen nur, was sie sich wünschten. Ich verknüpfte für sie die losen Enden und vermittelte ihnen die Gewissheit, dass am Ende alles gut sein würde.
    Ich erinnerte mich an Damjohns Offerte. »Ich verfüge über Wissen, das einen Preis hat, den viele als zu hoch empfinden würden.« Ja, viel zu hoch, Kumpel. Ich würde auf meine eigene Art dahinterkommen und mir dafür Zeit lassen.
    Nach etwa einer halben Stunde kehrte ich nach unten zurück. Rosa saß allein auf der Matratze und sah fast genauso erschöpft und gelähmt aus wie Rich. Ich streckte eine Hand aus, aber sie nahm sie nicht. Sie befand sich in ihrer eigenen Welt.
    »Sie ist weg«, sagte sie mit einer Betonung, die die Bemerkung wie eine Frage klingen ließ.
    »Ja«, bestätigte ich. »Sie ist weg. Sie musste sicher sein können, dass Sie sich aus diesem Sumpf befreit haben. Jetzt ist sie glücklich.«
    Rosa schien nicht überzeugt zu sein. Sie sah mich stirnrunzelnd an. »Wohin ist sie gegangen?«, fragte sie ruhig.
    »Darüber reden wir noch«, versprach ich. »Irgendwann.«

24
    E iner der Gründe, weshalb ich es nie schaffte, meinen Papierkrieg auf den aktuellen Stand zu bringen, war, dass ich keine Arbeit fand, in der ich einfach Schluss machen und sagen konnte, alles sei erledigt. Vielleicht lag es auch an mir. Alles in meinem Leben gewann eine rauere äußere Form und verlor sich am Ende in Pathos, Bockmist und bittersüßer Absurdität.
    Die Schlagzeilen beschäftigten sich nur mit einem einzigen Thema, wobei der Aufmacher der Sun – BLUTBAD IM HAFEN VON CHELSEA – mein persönlicher Favorit war, allerdings dicht gefolgt vom Star mit BLUTORGIE IN CHELSEA. Alle Artikel beschäftigten sich ausführlich mit Damjohns fragwürdigem Ruf und seiner vermuteten Beteiligung an verschiedenen Formen des organisierten Verbrechens, für die auch nur mit einer einzigen Verurteilung büßen zu müssen, ihm erspart geblieben war. Nun hatte an Bord einer Jacht, die auf ihn registriert war, eine Art Bandenkrieg stattgefunden, mehrere Männer waren tot, und Damjohn selbst war abgetaucht. Sie identifizierten einen der Toten als einen bekannten Geschäftspartner Damjohns – einen Mann, der sich (nunmehr posthum) des Namens Arnold Poultney erfreute. Das war vermutlich Wieselgesicht. Die drei restlichen Toten waren John Grass, Martin Rumbelow und ein gewisser Mister Gabriel Alexander McClennan, der eine trauernde Witwe und eine Tochter hinterließ.
    Das war ein verstörender Gedanke. Ich hatte bis zu diesem Zeitpunkt nicht die geringste Ahnung gehabt, dass McClennan geheiratet, geschweige denn Nachkommen gezeugt hatte. Es sollte Gesetze geben, die so etwas verhinderten, aber da es solche Gesetze nicht gab, hatte ich soeben – zusammen mit dem uneinsichtigen Bastard selbst – eine gesamte Familie abgeschossen. Ich dachte daran, mir von Dodson oder eher von Nicky eine Adresse zu besorgen und sie zu besuchen, aber was zum Teufel hätte ich ihnen sagen sollen? Ich habe Ihren Ehemann, deinen Vater, getötet, aber das ist ganz gut so, denn er hatte es verdient? Ich verzichtete darauf. Das war eine Konfrontation, zu der ich noch nicht ganz bereit war.
    Aber von all diesen Unwägbarkeiten mal abgesehen bereitete es mir schon ein gewisses Vergnügen, den dicken Stapel Tageszeitungen auf Alice’ Schreibtisch zu packen und ihr zu sagen, sie könne dieses Material gerne in die Bonnington-Sammlung mit aufnehmen. Es war Alice’ Schreibtisch, denn Peele arbeitete schon fürs Guggenheim, das so scharf darauf gewesen war, ihn für sich zu gewinnen, dass es sein Bonnington-Gehalt zahlte, damit er schon als Guggenheim-Angestellter seine Kündigung verfassen konnte, und Alice war, wo sie schon immer hatte sein wollen. Es war ein Happy End, bei dem nach Cheryls Beurteilung kaum ein Auge trocken blieb.
    »Das ändert nichts«, erklärte Alice kühl. »Der Fakt, dass seit vergangenem Sonntag niemand den Geist gesehen hat, beweist nicht, dass er verschwunden ist oder dass, wenn er verschwunden ist, Sie ihn exorziert haben. Wie ich es sehe, schulden Sie uns immer noch dreihundert Pfund – und Sie können von Glück reden, dass ich im Zusammenhang mit dem Diebstahl meiner Schlüssel nicht die Polizei hinzugezogen habe.«
    Ich ließ mir dadurch nicht die Stimmung verderben. »Sie haben recht«, sagte ich. »Wo Sie recht haben, haben
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