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Felidae 3 - Cave Canem: Ein Felidae-Roman

Felidae 3 - Cave Canem: Ein Felidae-Roman

Titel: Felidae 3 - Cave Canem: Ein Felidae-Roman
Autoren: Akif Pirinçci
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Gewicht.
    »Na, wen haben wir denn da? Einen Deserteur! Solltest du nicht längst in irgendeinem Kriegsgebiet sein und ein paar abgehackte Köpfe unter der Erde erschnüffeln? Ach was soll's, scheiß der Hund drauf, wie man bei deiner Sorte zu sagen pflegt. Schließlich sind Völkermorde heutzutage so inflationär wie Soapoperas.«
    Er löste den Griff, und Hektor stürzte aus einer Höhe von etwa acht Metern genau vor meine Pfoten, wo er regungslos liegen blieb. Das Mordwerkzeug, das sich im Fall gelöst hatte, sprang klimpernd auf den Boden. Ich bemerkte, daß die zwei Stiche sich durch das Hängen an der Kralle zu beachtlichen Rissen ausgeweitet hatten, aus denen so viel Blut schoß, als sei im Innern dieses Riesenviehs ein Staudamm gesprengt worden.
    »Hektor«, weinte und schrie ich und beugte mich über sein angegrautes Teddygesicht. »Partner, halt durch, halt um Himmels willen durch! Ich hole General Horche. Irgendwie werde ich mich ihm verständlich machen. Vielleicht sucht er dich auch schon. Du darfst jetzt nicht aufgeben, wie soll ich denn zukünftig in meinem Alter und ohne deine Hilfe all die vielen Fälle lösen? Du siehst, Partner, ich habe durchaus egoistische Gründe, daß du am Leben ...«
    Er röchelte irgend etwas. Ich neigte mein Ohr ganz dicht an seine Schnauze.
    »Sieh zu, daß du verschwindest, Francis«, brachte er unter Qualen hervor. »Er ist unbesiegbar. Er besitzt keinen Schwachpunkt. Er ist der Krieg ...«
    Ein Blutschwall quoll aus seiner Schnauze, der schnell eine große und in der Düsternis pechschwarz aussehende Lache um seinen Kopf bildete. Dann atmete er zum letzten Mal aus. Ein Geräusch, das sich wie ein Windhauch im Frühling anhörte, wie der letzte Flügelschlag eines Engels, bevor er in den Himmel entschwindet.
    Ich wurde von einem Weinkrampf erfaßt. Mein Körper bebte über dem meines Partners, während meine Augen sich längst in Wasserhähne verwandelt hatten, aus denen der Tränenstrom nur so zu Boden schoß. Und mit einem Mal merkte ich, daß ich seinen Geruch mochte, daß ich den verdammten Geruch dieses alten, kaputten Zausels mehr mochte als alles andere auf der Welt. Immer wenn ich ihn gerochen hatte, war ich in Sicherheit gewesen, hatte gewußt, daß ich dem Tod abermals eine lange Nase hatte drehen dürfen. Hektor war mein Beschützer gewesen und mein Freund - und ein Kläffer. Wie töricht doch meine Feindseligkeit gegenüber seiner Rasse vor unserer Begegnung gewesen war, wie widerlich meine Vorurteile. Nun wußte ich: Der andere , er war wie ich, und das, was ihn für mich so anders, so bedrohlich, so abstoßend und so hassenswert gemacht hatte, beruhte nur auf den verderblichen Suggestionen des Parasiten in mir, von dem der Mörder erzählt hatte. Es war erschreckend und traurig zugleich zu erkennen, daß ich mich zeit meines Lebens keinen Deut anders verhalten hatte, als all die Philister auf der Welt mit ihrer unterschwelligen Intoleranz. Doch während ich Hektor zwischen meinen Pfoten beschnupperte, ihn mit meinen heißen Tränen wusch, ihn leckte und küßte, hatte ich im Gegensatz zu den anderen Kriegslüsternen im Geiste einen Trost: Ich war geheilt!
    Aber noch ein weiteres Gefühl beschlich mich, während ich um meinen Partner trauerte. Ich empfand unbändige Wut gegen den Menschen, der diese Situation geschaffen, der nicht nur ein paar wenige, sondern letzten Endes uns alle im Herzen getötet hatte. Ein signalroter Schmierfilm legte sich plötzlich über meine Augen, und bevor Vernunft oder Furcht ein Mitspracherecht bei meinen Handlungen erhalten konnten, sprang ich los und rannte zur Wendeltreppe. Ich hastete die Stufen hinauf, obwohl klar war, daß ich nicht einmal den Hauch einer Chance besaß. Ich war jedoch entschlossen, oder um bei der Wahrheit zu bleiben, es war mir alles einerlei.
    »Hoho, da rollt ja schon die nächste Angriffswelle!« prustete der Professor los, als ich die Stufen schon so weit empor geeilt war, daß ich durch die Lücken seine Schuhsohlen ausmachen konnte. »Nimmt denn dieser Krieg nie ein Ende?«
    Als ich um den Spiralabschnitt bog, auf dem Amöbius Mars stand, sah ich aus der Froschperspektive seine irr lachenden Augen hinter den nassen Brillengläsern und sofort danach einen auf mich zuschießenden Fuß. Er traf mich mit voller Wucht und zerschmetterte meine linke Flanke mit der Brutalität einer Abrißbirne! Ich spürte einen höllischen Schmerz und wußte im gleichen Augenblick mit tödlicher Gewißheit, daß er mir
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