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Felidae 3 - Cave Canem: Ein Felidae-Roman

Felidae 3 - Cave Canem: Ein Felidae-Roman

Titel: Felidae 3 - Cave Canem: Ein Felidae-Roman
Autoren: Akif Pirinçci
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Keuchen und Jucken sind die besten Zeichen, daß das Immunsystem mit einer Katzenallergie gegen die Samtpfote revoltiert.
    Früher hat man zu Unrecht Haare, Schuppen und Speichel für das Debakel verantwortlich gemacht. Heute weiß man, daß der Körper gegen das Sebum, das fette Sekret aus den Talgdrüsen der Katze auf die Barrikaden geht. Der Talg ist die Hauptquelle für »Fel d 1« (für Felis domesticus , die Hauskatze), das übelste Katzenallergen, das anfälligen Atemwegen noch in unvorstellbar niedriger Dosierung Ärger macht. Das Sebum trocknet zu winzigen Partikeln, die nicht einmal zu Boden sinken, wenn sie von der Katze abgefallen sind. Zehnmal kleiner als Blütenpollen macht sich das schwebende Verhängnis auch Jahre nach dem Entfernen des Vierbeiners nicht aus dem Katzenstaub.
    Selbst da, wo nie eine Katze war, ist das Katzenallergen auf gespenstische Weise präsent. Studien haben gezeigt, daß die Hälfte aller Patienten mit Katzenallergie ohne einen Mausetöter an ihrer Seite lebt. In öffentlichen Schulen ist die Konzentration an Fel d l höher als in Haushalten, die keine Tiere halten. Offenbar wird der Übeltäter von Schülern und Lehrern eingeschleppt. Erst kürzlich haben Wissenschaftler herausgefunden, daß manche Katzen weniger von dem Staub des Anstoßes absondern als ihre Artgenossen. Leider gibt es bisher keine gesicherte Methode, diese »hypoallergenischen« Tiere im voraus zu identifizieren. Da winkt am Ende eine neue Rassenzucht!
    Das Tier jede Woche einmal waschen schraubt den Output an Fel d l nach neuen Befunden um 91 Prozent zurück. Manchmal erspart auch eine therapeutische Desensibilisierung die sonst notwendige Trennung von dem schnurrenden Lustobjekt. Doch in schweren Fällen schreibt der Selbsterhaltungstrieb ein katzenfreies Leben vor: Katzenallergien können mit der Zeit in Asthma übergehen und bei Asthmatikern lebensbedrohende Anfälle provozieren. Es gibt also eine realistische Möglichkeit, daß ein Mensch unter ungünstigen Umständen durch eine Katzenallergie und eine geballte Ladung Fel d l ums Leben kommt. Tatsächlich teilte der Wissenschaftsmoderator Jean Pütz vor kurzem im Fernsehen mit, daß einer seiner Freunde dieses tragische Schicksal erlitten habe.
     
     
    (2) Es steckt schon eine pikante Ironie dahinter, daß Hunde und Katzen sich gegenseitig meistens vom ersten Augenblick an »zum Kotzen« finden. Denn trotz ihrer animalischen Aversion füreinander sind die beiden Streitparteien durch ein mißliebiges Familiengeheimnis liiert: Sie sind stammesgeschichtlich aus dem gleichen Holz geschnitzt. Felidae und Canidae stammen beide von einem gemeinsamen Vorfahren ab, der vor 60 Millionen Jahren im Erdzeitalter des Paleozäns auf der Bildfläche der Evolution erschien. Die Dinosaurier waren gerade aus immer noch nicht genau geklärten Umständen von der Bühne abgetreten, da machte plötzlich mit dem kleinen, wieselähnlichen Miacis das erste Raubsäugetier sein Debüt.
    Miacis, der selbst aus der Sippe der Insektenfresser kam, stach unter anderem durch ein vergleichsweise großes Gehirn hervor. Außerdem besaß er Spreizfüße, was auf eine baumbewohnende Lebensweise schließen läßt. Vielleicht hat er deshalb im Dinopark überlebt, während es mit seinen am Boden lebenden Vettern, den Creodonten, den Bach hinunterging. Vor allem hatte sich der Urvater aller Hunde und Katzen aber als erster die vier Fangzähne zugelegt, mit denen sich ein echter Raubsäuger von allen anderen Fleischfressern abhebt. Durch diese phänomenale Errungenschaft grub Miacis allen anderen Beutegreifern im Kampf ums Dasein das Wasser ab.
    Obwohl das »Erfolgsmodell« Miacis rasch die Konkurrenz verdrängte, war ihm kein langer Triumph beschert. Der Prototyp wurde in rascher Folge von verschiedenen Varianten von »Miaciden« abgelöst, aus denen sich schließlich die heutigen Raubtiere ( Carnivora ) entwickelten, zu denen unter anderem die Hunde, Katzen und Bären gehören. Offenbar herrschte damals ein sehr starker Druck, sich auf separate Formen des Nahrungserwerbes zu spezialisieren. Die Katzenartigen fanden ihren Dreh als nachtaktive Jäger, die ihre Beute als Einzelkämpfer aus dem Hinterhalt anspringen. Die Hundeartigen, die ihre Beute durch Hetzjagd im Rudel fangen, belegten eine andere ökologische Nische mit Beschlag.
    Allerdings ist der Evolution die Schöpfung der modernen Carnivora nicht immer im Handumdrehen geglückt. Bären und Hundeartige waren eine Zeitlang nur in einer
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