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Felidae 3 - Cave Canem: Ein Felidae-Roman

Felidae 3 - Cave Canem: Ein Felidae-Roman

Titel: Felidae 3 - Cave Canem: Ein Felidae-Roman
Autoren: Akif Pirinçci
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mindestens drei Rippen gebrochen hatte. Dann flog ich im hohen Bogen die Wendeltreppe herunter (7).
    Während des Sturzes gelang es mir, den Kopf zum Boden zu richten, den Körper zu winden und die Vorderpfoten nach unten zu strecken, so daß ich den alten Dreh mit dem Auf-die-Füße-Fallen noch mit letzter Not hinbekam. Weniger glücklich verlief die Landung, obwohl ich, wie es der Zufall wollte, auf Hektors Leiche auftraf, die ein mechanisches Ächzen von sich gab, als freue sie sich, mich wiederzusehen. Weil die gebrochenen Rippen einem solchen Crash ausgesetzt wurden, explodierten infernalische Schmerzen in mir, trübten mein Bewußtsein und versetzen mich in eine kurzzeitige Lähmung. Wie hingeworfener Abfall blieb ich erst einmal auf meinem toten Partner liegen, unfähig, auch nur eine einzige Kralle zu rühren.
    Aus den Augenwinkeln registrierte ich, daß Amöbius Mars wie schwerelos die Wendeltreppe herunterschwebte, langsam zu mir schritt und sich schließlich über mir aufbaute. Er blinzelte kalt auf mich herab, und es fiel mir auf, daß seine Glatze selbst in der Dunkelheit wie poliert wirkte.
    »Siehst du, niemand kann den Krieg stoppen, Francis«, sprach er mit einer solchen Selbstgewißheit, daß einem ganz schlecht werden konnte. »Du nicht und ich nicht, niemand. Er ist ein Teil von uns, wie wir ein Teil von ihm sind. Keine Angst, kleiner Freund, ich werde dir nichts antun. Du wirst Schlimmeres erleben müssen als das. Wie Millionen und Abermillionen auf diesem kranken Planeten wirst auch du mitansehen müssen, wie dein Zuhause, wie deine geliebte Heimat sich unter dem Einfluß von Haß und Gewalt in einen Ort der Verdammnis verwandelt, und wie jene, die du liebst, allesamt zu Teufeln werden. Das Experiment ist geglückt. Mein Gott, bin ich gut!«
    Er blickte entrückt zum Himmel, und als ich seinem Blick folgte, sah ich, daß die Gewitterfront inzwischen abgezogen war und sich das Sternenzelt in seiner ganzen leuchtenden Pracht wieder aufgebaut hatte. Professor Amöbius Mars tat einen derart tiefen Atemzug durch die Nase, als inhaliere er den Duft eines riesigen Rosenhains.
    »Der Regen hat aufgehört. Es wird ein wunderschöner Sonnentag werden. Ich glaube, ich muß mich ein bißchen um meinen kleinen Garten kümmern - und natürlich um all die kleinen Teufel im Revier, die einstweilen noch die Rechtschaffenen mimen. Aber es wäre wohl zunächst angebracht, eine Mütze Schlaf zu nehmen. Das Kriegsspiel hat mich doch mehr angestrengt, als ich dachte. Adieu, Francis!«
    Er schlenderte davon, so entspannt, als spaziere er seinen Ferien entgegen. Dabei pfiff er eine verträumte Melodie, die nach schwülen Liebesnächten klang. Ich sah ihm hinterher, wie er ohne die Contenance zu verlieren den Hügel hinabstieg und dann mit dem gleichen lässigen Gang in den Schatten der vom vielen Regen gesättigten Bäume und Pflanzen verschwand.
    Der Mann hielt sich für einen Gott, einen bösen zwar, aber einen Gott. »Er ist unbesiegbar. Er besitzt keinen Schwachpunkt ...« hatte Hektor gesagt, bevor er in eine bessere Welt gegangen war. Nun, da ich zwar vor Schmerzen zitterte, doch allmählich eine gewisse Ordnung in meine Gedanken zu bringen vermochte, hätte ich meinem treuen Partner gerne widersprochen. Aber es war zu spät. Hektor hätte sich noch ein Weilchen in Geduld üben sollen, wie ich ihm geraten hatte. Denn ein so gefährliches und schlaues Monster ließ sich kaum mit roher Gewalt ins Jenseits befördern. Dazu bedurfte es einer gewissen Finesse. Trotz meines schwer angegriffenen Zustandes begann das vertraute Klickedi-Klickedi-Klick der grauen Zellen wieder ganz passabel zu funktionieren, und wie eine verschämte frohe Botschaft schlich sich allmählich die Gewißheit in mein Bewußtsein, daß Gott Mars mitnichten einen wunderschönen Sonnentag sehen, sondern im Gegenteil noch in dieser Nacht ins Gras beißen würde.
    Vor meinem geistigen Auge liefen die Geschehnisse der folgenden Stunde ab wie auf einer Großleinwand. Unter den gnadenlosesten Qualen, die ich je hatte ertragen müssen, würde ich mich gleich hochraffen und auf den Weg zu Moses machen. Ich würde ihm die ganze Wahrheit erzählen und ihn für die weitere Vorgehensweise instruieren. Moses würde daraufhin alle verfügbaren Mäusequäler des Reviers zusammentrommeln, hundert, vielleicht sogar zweihundert an der Zahl, und sich an ihre Spitze setzen. Während die Menschen in ihren Häusern noch in süßem Schlaf lagen, würde eine unheimliche
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