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Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12

Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12

Titel: Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12
Autoren: Akif Pirinçci
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von ihm, sein Liebstes zu opfern. Da
zog der fromme Mann seine kleine Katze aus dem Ärmel seiner Kutte. Der Papst
winkte lächelnd ab und holte ebenfalls eine Katze aus dem Ärmel.
    Vor allem die einfachen Leute deuteten das Siegel
der Mutter Maria in das »M« auf der Stirn vieler getigerter Katzen hinein. Die
Katze war auch das einzige Haustier, das in den Klöstern einiger Nonnenorden
gehalten werden durfte. In frommen Darstellungen wurde der Jungfrau Maria immer
wieder auch ein Kätzchen beigesellt.
    Doch im frühen Mittelalter, als der Einfluß der
heidnischen Gottheiten endgültig dahinschwand und das Christentum seinen
historischen Siegeszug antrat, ereignete sich ein fataler Sinneswandel. Mit
einem Male begann das kirchliche Machtstreben, erbarmungslos alle Überreste des
gottesleugnerischen Volksglaubens auszurotten. Der Katze wurde nun besonders
grimmig nachgestellt, weil man sie mit verpönten Fruchtbarkeitskulten in
Verbindung brachte. Auf dem gleichen Tier, das zuvor als willkommenes Sinnbild
des Weiblichen und der Mütterlichkeit fungierte, lastete plötzlich der Ruf
eines »Höllenbiestes«. Von nun an blies ihr der eiskalte Wind der Verfolgung
entgegen.
    Der Franziskanermönch Bruder Berthold von
Regensburg predigte Mitte des 13. Jh. von der Kanzel, daß der Atem der Katze
die Pest verbreite. Zugleich eiferte er mit scharfen Worten gegen
Glaubensabtrünnige: »Der Ketzer heißt deshalb Ketzer, weil er in seiner Art
keinem Tier so gleicht wie der Katze!« Die friedliche Zeit des ungestörten
Mäusefangs und des gemütlichen Schlafens am warmen Herd war für Katzen
endgültig vorbei, als Papst Innozenz VIII. im Jahre 1484 den folgenschweren
Erlaß » Summis desiderantes affectibus «  herausgab. Darin verfügte
er die Verfolgung und Tötung aller Katzen und derjenigen, die Katzen
Unterschlupf boten. Letztere waren nach Ansicht der Kirche Hexer und Hexen, die
mit dem Teufel im Bunde standen.
    Zwischen dem 12. und 14. Jahrhundert wurden alle
abtrünnigen Sekten angeklagt, den Teufel in Gestalt einer großen schwarzen
Katze anzubeten.
    Glaubensgemeinschaften wie die Templer und Katharer
wurden diffamiert, unaussprechliche Rituale abzuhalten, die angeblich in
Kannibalismus, Opferungen von Kleinkindern, exzessiven Sexorgien und nicht
zuletzt dem feierlichen Analkuss einer schwarzen Katze mündeten.
    Zusammen mit Ketzern und »Hexen« wurden auch deren
Katzen in die Hölle verdammt und der Inquisition preisgegeben. Mit der nun
verstärkt einsetzenden Hexenverfolgung, die etwa 300 Jahre dauerte und im 16.
bis 17. Jahrhundert ihren Höhepunkt erreichte, mussten auch unzählige Katzen
durch Feuer, Schwert oder auf andere grausame Weise ihr Leben lassen. Oftmals
genügte sogar der Besitz einer Katze, vor allem wenn diese schwarz und ihre
Besitzerin alt und gebrechlich war, um als Hexe beschuldigt und verurteilt zu
werden.
     An kirchlichen Feiertagen wurden besonders
sadistische »Teufelsaustreibungen« an Katzen vorgenommen. Sie wurden allein
oder zusammen mit Hexen, Kindesmörderinnen, Räubern oder Gottesfrevlern
aufgehängt oder in Säcke eingeschnürt und im Wasser versenkt. Man übergoß sie
mit Pech, schnitt ihnen Ohren und Schwänze ab, warf sie in siedendes Wasser.
Zum Johannisfest wurden Katzen oft in einen Korb geworfen, den der Bischof
feierlich in Brand setzte. In Ypern im westlichen Flandern war es im
sogenannten »Katzenmonat« Februar üblich, lebende Katzen vom Kirchturm
herunterzuwerfen. Erst sehr viel später wurde aus diesem Spektakel ein
unbeschwertes Volksfest.
    Trotz dieser unerbittlichen Verfolgung hielten
viele Leute heimlich an ihren heidnischen Überzeugungen fest und schufen so die
Voraussetzung dafür, dass die alte Katzenmythologie die Inquisition überlebte.
So feiert die symbolische Querverbindung zwischen Frauen und Katzen in der
modernen Kultur fröhliche Urstände; in Nordeuropa gelten schwarze Katzen wieder
als Glücksbringer, und selbst die ägyptische Vorstellung vom göttlichen
Ursprung der Katze hat das Dunkle Zeitalter ansatzweise überstanden.
     
    6.
    »Der Mensch ist ein denkendes Tier«, behauptete der
römische Philosoph Seneca. Mit dem Schwimmen verhält es sich bei den Hauskatzen
ungefähr so wie mit dem Denken bei ihren zweibeinigen Herrchen: Sie können es
zwar, aber sie vermeiden es, wenn es irgendwie möglich ist. Die meisten
Stubentiger würden sich niemals freiwillig ins feuchte Element begeben, und
Salzwasser scheint ihnen besonders stark gegen den Strich
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