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Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12

Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12

Titel: Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12
Autoren: Akif Pirinçci
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gelehrt. Denn nichts
vermißte ich plötzlich mehr, als die Nähe des schwarzen Süßen mit dem
keilförmigen Gesicht und den großen Trichterohren.
    Nun aber dürstete es mich nach der geliebten
Sancta, bei der ich mein Versprechen einlösen mußte. Ich schätzte, daß Gustav
im Forum Romanum noch gut zwei, wenn nicht sogar drei Monate beschäftigt sein
würde, so daß ich mich mit meiner lateinisch plappernden Göttin noch den ganzen
Sommer über beschäftigen konnte. Und ich wollte nicht Francis, der Klugscheißer
heißen, wenn ich durch meine Körpersprache Gustav nicht dazu brachte, zu
kapieren, daß ich, Francis, ja sein Francis, dieses Weib und kein
anderes für immer und ewig an meiner Seite haben wollte. O Gott, am Ende
strebte ich doch nicht etwas an, was bei meiner Art nie und nimmer vorgesehen
war: Heiraten! Brrrr!
    Wie auch immer, alles würde sich zeigen. Die Luft
roch nach frischgepflückten Zitronen und nach dem Angstschweiß römischer Mäuse,
die meinen Ruf bestimmt schon vernommen hatten. Mein Urlaub lag vor mir wie ein
unbeschriebenes Blatt Papier und die Zukunft so appetitlich wie ein randvoller
Teller mit pagliata, coratella und trippa. Ich riß die
Augenlider auseinander und blickte geradewegs in die helle Morgensonne, daß es
richtig wehtat. Und ich rief in die Ewige Stadt meiner Träume hinein: Salve
Roma!
     
     
    Ende

Anhang
     
    1.
    Unsere Spezies konnte sich lange Zeit damit
brüsten, eine in der Natur einmalige Sonderfähigkeit zu besitzen: Ähnlich wie
eine Wahrsagerin, die in die Kristallkugel schaut, nimmt der Mensch im Geist
planend die Zukunft vorweg. Intellektuell niedere Organismen scheinen dagegen
nie über den Horizont des momentanen Augenblicks zu schauen und wirken
sklavisch auf die Gegenwart fixiert. Die Gehirnteile, die bei der Entwicklung
zum Menschen am stärksten ausgebaut wurden, sind auch tatsächlich mit der
Vorbereitung zukünftiger Projekte befaßt. Es war daher eine Lektion in
Bescheidenheit, als sich vor einiger Zeit herausstellte, daß auch viele unserer
Mitgeschöpfe das geistige Rüstzeug für Futurismus und Zukunftsplanung besitzen.
Afrikanische Schimpansen unternehmen zum Beispiel manchmal sehr lange
Wanderungen, um an Granitsteine zu gelangen, die sie benötigen, um bestimmte
schmackhafte Nüsse zu knacken. Dahinter steckt nicht nur ein vorausschauendes
Denken und das Verständnis für Werkzeug, sondern auch die Fähigkeit, ein
abstraktes Handlungsziel (Steine finden) im Hinterkopf zu bewahren, wenn gerade
ganz andere Anforderungen (den Weg auskundschaften) bewältigt werden müssen.
    Mittlerweile haben Forscher auch bei anderen Tieren
den Sinn für kommende Zeiten entdeckt. Zum Beispiel bei afrikanischen
Elefanten, die in weiser Voraussicht Wallfahrten zu entlegenen Wasserlöchern
unternehmen, lange bevor der große Durst sich regt. Oder beim Eichelhäher, der
je nach Bedürfnislage und mit überraschender Flexibilität Nahrungsvorräte für
drohende Hungerzeiten vergräbt. Jeffrey M. Masson, ein bekannter
Psychoanalytiker und Katzenexperte aus dem kalifornischen Berkeley, spricht
auch unseren Haustigern »strategisches« Denken zu. Katzen verharren manchmal
für sehr lange Zeit in der Nähe eines Loches, in dem eine Maus Unterschlupf
gefunden hat. Diese Geste ist sogar ein Inbegriff für den Kern des kätzischen
Wesens. Die gesamten Hirnfunktionen und Denkvorgänge der Katze sind sehr stark
auf die Bedürfnisse eines einzelgängerisch lebenden Raubtieres zugeschnitten,
das blitzschnell die Jagdsituation analysieren und seiner Beute immer einen
Schritt voraus sein muß.
    Selbst wenn sie gerade behaglich neben der Heizung
dösen, rappeln sich Katzen zwischendurch immer wieder ohne erkennbaren Grund
auf und folgen irgendeinem rätselhaften Impuls. Es kann zum Beispiel sein, dass
sie nur mißtrauisch den Futternapf inspizieren (ohne zu essen) und befriedigt
in Morpheus’ Arme zurückkehren, wenn die Welt in Ordnung ist. Wenn man das Tier
abfängt und mit irgendwelchen Spielereien ablenkt, bevor es seine Absicht in
die Tat umgesetzt hat, gerät diese oft in Vergessenheit – und die Katze haut
sich unverrichteter Dinge aufs Ohr. Das bedeutet indes, daß das Tier von Anfang
an nur einen vagen Gedanken im Kopf hatte und nicht von starken äußeren Reizen
oder intensiven Trieben geleitet wurde.
    Dem Analytiker Masson war einmal ein putziger
Streuner zugelaufen. Der Besucher, dem es bei den Massons zu gefallen schien,
machte es sich in der Nacht auf dem Bauch
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