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Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12

Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12

Titel: Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12
Autoren: Akif Pirinçci
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Vergnügen zusammenhängt.« Um so einfacher die Lebewesen sind, um so
schwieriger wird es, an ihren Reaktionen Ekstase und Liebesglut abzulesen. Die
Probleme sind noch größer als bei einem menschlichen Casanova, der auch schon
das Wort von Madame für bare Münze nehmen muß.
    Auf jeden Fall zeigen die meisten Säugetiere ein
auffallendes Interesse an Sex und sind bereit, Strapazen zu ertragen, um ihn zu
bekommen. Das ist das beste Zeichen dafür, daß er ihnen Spaß bereitet. Die
männliche Ratte erweckt mit ihrem ganzen Habitus den Eindruck, dass sie beim
Koitus einen phantastischen Abgang hat. Nach der Ejakulation stößt sie noch
einmal kräftig zu, richtet sich langsam mit den Hinterbeinen auf und bekommt
einen glasigen Blick, der nur wenig zu deuten übrig läßt. So glauben denn auch
die meisten Wissenschaftler, daß zumindest die männlichen Säuger –
einschließlich der Kater – den Gipfel der sexuellen Wollust erklimmen. Es war
allerdings in der Stammesgeschichte auch sehr sinnvoll, den männlichen Tieren
die aufpeitschende Gier nach dem Orgasmus einzuflößen. Männchen können nämlich
ihre genetische Fitness steigern und mehr lebensfähige Nachkommen erzeugen,
wenn sie lüstern viele sich bietende Sex-Gelegenheiten beim Schopf ergreifen.
Weibchen, die die Hauptlast bei der Fortpflanzung zu tragen haben, wären
hingegen schlecht beraten, wenn sie sich auf jedes unverbindliche Abenteuer
einließen.
    Ob die Evolution auch den weiblichen Säugetieren
die »Fortpflanzungsarbeit« mit der ultimativen Lustprämie des Orgasmus versüßt,
erscheint vielen Gelehrten zweifelhaft. »Der weibliche Orgasmus scheint bei den
meisten Arten durch Abwesenheit zu glänzen«, konstatiert der amerikanische
Psychologe Roy E. Baumeister, »und es gibt weithin viele Anzeichen dafür, dass
männliche Tiere dem Sex mehr Lust abgewinnen können als weibliche.«
    Immerhin können Frauen ohne Orgasmus und sogar ohne
angenehme Empfindungen befruchtet werden. Bei männlichen Säugetieren schlägt
das vegetative Nervensystem regelrecht Purzelbäume, wenn der Same unter
euphorischen Zuckungen aus dem erigierten Penis schießt. So schnellt der
Blutdruck männlicher Hunde im Augenblick der Ejakulation steil nach oben. Bei
der Hündin weist der Blutdruck zwar auch einige Schwankungen auf, doch nähert
sich keine von ihnen auch nur entfernt dem plötzlichen Ansteigen, das beim
Rüden im Augenblick der Ejakulation zu verzeichnen ist. Ein Kulminationspunkt
der Erregung, der auch bei der Menschenfrau den Eintritt des Orgasmus markiert,
ließ sich bisher im Tierreich nur bei Äffinnen dingfest machen.
    Früher zogen einige Forscher noch die Möglichkeit
in Betracht, daß das bizarre postkoitale Verhalten der weiblichen Hauskatze auf
eine orgiastische Erfahrung hinweist. Direkt nach dem arttypischen »Quickie«
geben Katzen-Damen nämlich einen explosionsartigen Schrei von sich und wenden
sich plötzlich voller Zorn gegen ihren »Beglücker«. Die arabischen Naturkundler
des frühen Mittelalters schlossen daraus, daß der Deckkater seiner Gespielin
ein ätzendes Ejakulat einverleibt. »Sie hat große Schmerzen, weil das Sperma
brennt, und sie schreit so lange, bis sie dies ausgestoßen hat.« Dann windet
sich die Katze heftig und wälzt sich halb krampfartig umher. Wiederholt wird
die Vulva geleckt, und das Weibchen lässt sich nicht mehr besteigen, bis das
seltsame »Nachspiel« beendet ist. Ob dieses Verhalten tatsächlich eine
Erregungsklimax widerspiegelt, die dem männlichen Orgasmus entspricht, bleibt
allerdings zweifelhaft. Der abrupte Sinneswandel dürfte eher eine andere Erklärung
haben. Der Penis des Katers ist an seiner Spitze mit zahlreichen Dornen
bespickt, die in der Scheide vermutlich eine schmerzhafte Reizung hervorrufen.
Diese Traktierung löst bei der Katze den sogenannten »induzierten« Eisprung
aus.
     
    Weiterführende Informationen: Rolf Degen Vom
Höchsten der Gefühle. Wie der Mensch zum Orgasmus kommt.
    Eichborn Verlag, Frankfurt, Herbst 2004
     
    4.
    Von den reproduktiven Fähigkeiten der Katze könnten
sich ältere Herrschaften unserer Spezies noch eine Scheibe abschneiden. Kater
erledigen das »Fortpflanzungsgeschäft« bis in ein hohes Alter, in dem viele
gestandene Mannsbilder nur noch mit Hilfe von Viagra die Macht der Schwerkraft
überwinden. Ältere Katzendamen bleiben bis zu einem Zeitpunkt fruchtbar, den
die Frauen unserer Gattung nicht einmal mit den fortgeschrittensten
Reproduktionstechnologien
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