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Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12

Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12

Titel: Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12
Autoren: Akif Pirinçci
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unmittelbarer Nähe von meines Dosenöffners Elefantenfußen angelangt war,
bestand keine Gefahr mehr, daß noch irgendwer meine geheime Aktivität bemerken
würde. So kroch ich in aller Gemütsruhe in den offenen Rucksack und machte es
mir darin gemütlich.
    Nach einer Weile vernahm ich durch den Stoff, daß
man handelseinig geworden war und nunmehr abschließende Nettigkeiten
austauschte. So langsam wurde auch meine Abwesenheit registriert. Gustav war
darüber ein bißchen besorgt, doch die abgefeimte Wärterin meinte, daß
gewöhnlich alle ortswechselgeschockten Neuankömmlinge sich die ersten Stunden
unter den Podesten verkriechen würden. Der Hunger würde sie bald wieder aus
ihren Löchern zu den Futternäpfen treiben.
    Dabei stieß sie einen kehligen Laut aus wie eine
Hyäne in tiefster Nacht, was sich wohl wie schelmisches Lachen anhören sollte.
Er solle zusehen, daß er seinen Flieger erwische, denn erfahrungsgemäß würde es
eine kleine Ewigkeit dauern, in diesem labyrinthischen Arrangement das Versteck
seines kleinen Freundes zu finden. Gustav tat noch einigermaßen beunruhigt,
aber in Gedanken schien er schon weit weg zu sein. Kurz, er ließ sich gern die
Alles-ist-in-bester-Ordnung-Botschaft einflößen. Oder anders ausgedrückt: Mein
Plan war aufgegangen. Doch als er auch noch die Unverfrorenheit besaß, mit
scheinheiliger Traurigkeit zu beteuern, daß er seinem lieben Francis noch so
gern ein inniges Lebewohl gesagt hätte, wäre ich am liebsten aus diesem verdammten
Rucksack herausgeplatzt, auf sein Nilpferdgesicht gesprungen und hätte meine
weit ausgestreckten Krallen innigst darin eingegraben!

2.
     
    Der Bruch einer Freundschaft gehört wohl zu den
schmerzlichsten Erfahrungen, die ein fühlendes Wesen je machen kann. Was
natürlich nicht bedeutet, daß man diese in die Binsen gegangene Freundschaft
nicht weiterhin nach Kräften ausbeuten sollte, solange es einem nützt.
    Nach dieser Devise verfuhr ich in Gustavs Rucksack,
eingequetscht zwischen schmutzigen Socken und Unterhosen, die dank ihrer Größe
einer klammen Fallschirmspringer-Schule leicht aus der Bredouille geholfen
hätten. Allzu bereitwillig den beruhigenden Worten der Walpurgisnachthexe
vertrauend, hatte mein Ex-Freund die »Pension Pfote« so fluchtartig verlassen,
als habe er sich seines kränkelnden Opas im Seniorenheim entledigt.
    Der Opa klebte aber immer noch an seinen Fersen
beziehungsweise steckte im Rucksack auf dem Rücksitz des Citroëns. Auf dem Weg
zum Flughafen hatte ich hin und wieder Gelegenheit, meinen Kopf herauszulüpfen
und den vorbeifliegenden monotonen Autobahnfilm zu betrachten, ohne selbst
gesehen zu werden. Schon an den freudig hin- und herschwingenden Bewegungen des
faltigen Nackens erkannte ich, daß der Fahrer das graue Einerlei hinter sich
und damit auch meine Wenigkeit längst vergessen hatte. Was mich in meinem
Vorhaben nur noch bestärkte! Nebenbei stellte ich mir das dumme Gesicht der
Pensionstante vor, wenn sie mich nach stundenlangem Suchen immer noch nicht in
ihrem »Arrangement« finden und ins Schwitzen darüber kommen würde, was sie
ihrem Kunden in einem Monat über das Verschwinden von dessen Liebling erzählen
sollte.
     
    Wir erreichten den Flughafen, parkten in einer
Sammelgarage und fuhren dann die Rolltreppe zum Terminal hoch. Obwohl ich
vorher noch nie einen Flughafen betreten hatte, war ich von der riesigen Anlage
nicht gerade überwältigt. Die Schule des Volkes, das Fernsehen, hatte auch mich
anscheinend der letzten erlebbaren Abenteuer beraubt. Nichtsdestotrotz nötigten
mir die Menschenansammlungen vor den Check-in-Schaltern doch ein paar
interessante Beobachtungen ab. In meiner langandauernden Zweisamkeit mit Gustav
hatte ich die Lebensart seiner Artgenossen ein wenig aus den Augen verloren,
zumal er vollkommen aus der Art geschlagen war. Nun sah ich zu meinem
Entsetzen, daß diese urlaubshungrigen, leichtbekleideten Menschen allesamt
tätowiert waren. Unglaublich, diese geschmacklose Entweihung des eigenen
Körpers, die einst von Matrosen und Zuchthäuslern gepflegt wurde, war in der Zwischenzeit
zum Schönheitsideal mutiert! Ich machte im Geiste einen Zeitsprung von dreißig,
vierzig Jahren in die Zukunft und in ein Altersheim, wo parkinsongeschädigte,
an Inkontinenz leidende Greise durch ihre welken Körperbemalungen auf
verschrumpelten Fleischwülsten bei den Pflegern immer wieder für
Heiterkeitsausbrüche sorgten. Und auch die Angestellten des
Bestattungsunternehmens
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