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Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12

Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12

Titel: Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12
Autoren: Akif Pirinçci
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Sperrgitter unterteilten
großen Raum mit tribünenartig ansteigenden Holzpodesten. Darauf standen
Puppenbettchen und Kissen, in denen sich zirka dreißig Art- und Leidgenossen
ins Delirium dösten. Diejenigen, die wach waren, stierten apathisch vor sich
hin. Überall auf dem Boden standen Futter- und Wassernäpfe sowie
Toilettenbehälter verteilt, so daß in der Luft ein Gestank hing, als habe sich
ein Riese soeben erbrochen und gleich drauf seine Notdurft verrichtet. Geradezu
depressionsauslösend wirkten »Spielzeuge« wie an Schnüren von der Decke
baumelnde Glöckchen, die so neu aussahen wie am Tag ihrer Erwerbung. Die hier
Weilenden spielten nicht mehr.
    Ich kam an einem grauköpfigen Perser vorbei, der in
einem dieser putzigen Püppchenbetten stand und die Decke im Auge behielt.
    »Was fesselt so deine Aufmerksamkeit, Bruder?«
sagte ich, von seinem heftigen Grimassieren, das zwischen Furcht und großer
Erwartung schwankte, gleichermaßen fasziniert.
    »Sie kommen immer näher«, antwortete er.
    »Wer?«
    »Na, die Mäuse.«
    Ich hob den Kopf und inspizierte die Decke nach
etwas Mäuseartigem. Ergebnislos.
    »Ich sehe dort oben aber keine Mäuse.«
    »Es sind keine normalen Mäuse.« Seine weißen
Schnurrhaare vibrierten unter Anspannung wie unter Starkstrom, ja, der ganze
verfilzte Kopf zitterte so fiebrig, als würde er jeden Moment explodieren.
    »Sie kommen vom Planeten Nagor-X und können sich
unsichtbar machen – und durch feste Materie dringen.«
    »Ich verstehe«, sagte ich, nickte mitleidig und
wollte ihn ganz seinem Studium des außerirdischen Mäusevolks überlassen.
    »Hör nicht auf den Spinner!«
    Ich wandte mich um und stand einer attraktiven
Ägyptischen Mau gegenüber. In ihren grünen Augen schienen sich die Algengründe
aller Ozeane wiederzuspiegeln. Ihr dunkel gemusterter Schwanz, der aus einem
sandfarbenen Körper mit Geparden-Tupfern wuchs, streifte über mein Gesicht.
    »Der Typ gehört längst eingewiesen«, sagte sie,
rückte ganz nah an mich heran und tat ungemein verschwörerisch. »Es gibt gar
keinen Planeten namens Nagor-X. Sie stammen in Wahrheit vom Planeten Harfohr-X.
Es sind auch keine Mäuse, sondern Kakerlaken. Außerdem können sie nicht durch
Materie dringen, wie dieser Idiot behauptet, nein, sie schießen aus ihren Augen
Laserstrahlen ab!«
    Soviel zum Geisteszustand der »Gäste« in diesem
Etablissement.
    »Hab’ mir so etwas Ähnliches schon selbst gedacht,
Liebste«, tröstete ich sie. »Aber es hätte schlimmer kommen können. Stell’ dir
vor, du müßtest Steuern zahlen!«
    Ich zog weiter.
    Ein roter Zeitgenosse, der meinen Weg kreuzte und
sich in einem ungefähren Wachzustand befand, legte tatsächlich gerade seine
Lebensbeichte ab.
    »… und da sagte Mama zu mir, entferne dich nicht so
weit von meinen Zitzen, Otti, o ja, ich kann mich genau erinnern, das sagte
sie, denn im Garten sind die Hunde, sagte sie, du weißt, was Hunde sind? mein
Kleiner, das sind ganz große Tiere, die ganz große Haufen machen, sie aber im
Gegensatz zu uns nicht verscharren, damit Menschen drauftreten, was die Hunde wiederum
total lustig finden, ich übrigens auch, sagte Mama …«
    Genausogut hätte mich Gustav auch in der Klapsmühle
abliefern können, was ihm, nebenbei bemerkt, wesentlich kostengünstiger
gekommen wäre, wenn ich seine aufgebrachte Feilscherei mit der Walpurgisnachthexe
richtig interpretierte. Reine Zeit- und Energieverschwendung. Denn eher hätte
ich mich durch den Verzehr eines Hundehaufens selbst vergiftet, als bei diesen
Irren auch nur eine einzige Stunde auszuharren.
    Deshalb schritt ich sogleich zum nächsten Abschnitt
meines Plans.
    Wie schon erwähnt, hatte Gustav allerhand zu tun,
die alte Hexe von einem Preisnachlaß zu überzeugen, bevor sich der Flieger mit
ihm in die Lüfte hob. Beide beachteten mich nicht, weil sie wohl selbstredend
davon ausgingen, daß es aus diesem Loch kein Entrinnen gab.
    Aber es gab eins, und was für ein simples!
    Verschwitzt und rotangelaufen vor lauter
Verhandlungsstreß, hatte Gustav den Rucksack inzwischen neben seinen Füßen
abgelegt. Das entscheidende Zeitfenster schien sich nun für mich geöffnet zu
haben. Für ein paar Atemzüge fühlte ich mich sowohl den Blicken der beiden
erregten Verhandlungspartner als auch der Klapsmühleninsassen entzogen. Die
Letzteren beobachteten ja ohnehin lieber die mannigfaltigen Bedrohungen aus dem
Weltall. Ich schlich mich ganz langsam zur Empfangstheke, und als ich endlich
in
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