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Feine Milde

Feine Milde

Titel: Feine Milde
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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»Ich vermute, das Fahrzeug hat ihn von hinten erwischt. Er hat Prellmarken an den Unterschenkeln. Offenbar ist er hochgeschleudert worden und dann mit dem Schädel aufgeschlagen. Jedenfalls hat er einen Genickbruch. Er muß sofort tot gewesen sein.«
    Heinrichs wollte nichts mehr hören. Seine Zunge fühlte sich an wie Gummi, und der zähe Speichel schmeckte bitter.
    »Danke fürs erste. Schreiben Sie uns einen Bericht?«
    »Natürlich. Der liegt morgen bei Ihnen auf dem Schreibtisch.«
    »Kann nicht endlich mal einer den verdammten Köter abstellen?« brüllte Berns, aber keiner schien ihn zu hören.
    Heinrichs kannte den Hund gut. Franz-Josef war das Kind im Hause Breitenegger, und wenn seine Frau nicht daheim war, hatte Günther Breitenegger das Tier öfter mit ins Präsidium gebracht. Einmal war er deswegen sogar vom Alten abgemahnt worden, aber das hatte ihn nur wenig gekratzt. Man konnte nicht behaupten, daß Franz-Josef für alle immer nur ein Quell der Freude gewesen war. Heinrichs dachte daran, wie das Viech ihm einmal auf den Beifahrersitz seines neuen Autos gepinkelt hatte.
    Er öffnete langsam die Autotür und redete leise auf das Tier ein. Es sah ihn an und winselte. Vorsichtig streckte Heinrichs die Hand aus. Der Hund ließ sich anfassen, aber immer wenn Heinrichs mit dem Streicheln aufhörte, fing er sofort wieder an zu heulen.
    »Hörst du mal?« Van Appeldorn stand plötzlich hinter ihm, den aufgeschlagenen Notizblock in der Hand. Sein Gesicht sah aus wie immer.
    »Der Mofafahrer heißt Hermann Opgenoorth«, berichtete er. »Er ist Maurer, wohnt in Grafwegen und war auf dem Heimweg von der Arbeit. Sah Günther hier liegen, hat aber sonst nichts beobachtet. Ihm ist kein Fahrzeug entgegengekommen, und im holländischen Wagen war auch keiner. Er ist dann zum nächsten Haus zurückgefahren – die Adresse hab ich hier – und hat von da aus den Notarzt angerufen.«
    »Und wer hat die grünen Kollegen verständigt?«
    »Der Notarzt.«
    »Dann ist der Unfall schon eine ganze Weile her.«
    »Der Mann meint, es müßte so Viertel nach sechs gewesen sein, als er Günther gefunden hat. Aber das kriegen wir noch genauer, wenn uns die Leitstelle sagt, wann die Anrufe eingegangen sind.«
    Heinrichs biß sich auf die Unterlippe. »Er kann aber doch schon ewig da gelegen haben, oder? Hier ist doch kaum Verkehr.«
    »Ach doch, ist eine beliebte private Trainingsstrecke für Fahrschüler und der direkte Weg über die Grüne Grenze nach Holland.«
    Auch Heinrichs sah zum Transporter hinüber.
    »Der Mofamensch ist übrigens ziemlich blau«, sagte van Appeldorn leise, »aber ich dachte, unter diesen Umständen.«
    Heinrichs stutzte, nickte dann aber. »Laß ihn nach Hause fahren.« Er zog sein feuchtes Taschentuch aus der Hose und fuhr sich ein paarmal damit über den Nacken. »Hat schon jemand mit Günthers Frau gesprochen?«
    Van Appeldorn sah ihn unbehaglich an. »Noch nicht. Ich dachte, ich meine, du kennst sie am besten.«
    Heinrichs seufzte. »Kommst du mit?«
    »Okay. Was wird mit dem Hund?«
    »Den müssen wir wohl mitnehmen.« Er beugte sich in den Wagen und nahm die Leine. »Komm Franzi, komm, wir gehen zu Frauchen.« Der Hund wurde still und sah ihn aufmerksam an. »Zu Frauchen«, wiederholte Heinrichs und ruckte fragend an der Leine. Das Tier folgte sofort und trippelte neben Heinrichs her auf die Absperrung zu.
    Ein blauer BMW bog zügig in den Kartenspielerweg ein und kam mit quietschenden Reifen zum Stehen. Flintrop setzte hastig seine Dienstmütze auf und winkte abweisend mit beiden Händen. Der Fahrer kurbelte die Scheibe runter. »Ist da was passiert?«
    Aufmerksam betrachtete er die Autos und das Gewimmel der Leute und schrabbte sich mit den Fingernägeln durch seinen dicken Bart. »Ich muß unbedingt nach Grafwegen.«
    Flintrop legte seine Rechte auf das Autodach und beugte sich hinunter. »Da müssen Sie leider über Kranenburg fahren.«
    »Sieht schlimm aus.« Der Mann deutete auf den Leichenwagen. »Daß diese Holländer auch immer so rasen müssen.«
    »Nee, nee«, meinte Flintrop. »Der Holländer da hat wohl nix damit zu tun.«
    Heinrichs versuchte, den Hund dazu zu bewegen, in van Appeldorns Auto zu springen, aber Franz-Josef sah ihn nur traurig an. Schließlich hob Heinrichs ihn auf und setzte ihn auf die Rückbank.
    Van Appeldorn kam im Laufschritt. Sein khakifarbenes Hemd war am Rücken und unter den Achseln dunkel vom Schweiß.
    »Hast du Helmuts Urlaubsadresse?« fragte er, als er den
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