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Feine Milde

Feine Milde

Titel: Feine Milde
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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hat.«
    »Ich weiß«, nickte van Appeldorn. »Er hat die Sachen aber schon zum BKA geschickt. Wenn’s da auch nur das kleinste bißchen Lack gibt, dann finden die das auch.«
    »Das kann Wochen dauern«, meinte Heinrichs deprimiert. »Und bis dahin können wir nichts tun. Keine Autowerkstätten abklappern, nichts, gar nichts.«
    Aber van Appeldorn ließ sich nicht darauf ein. »Red doch keinen Quatsch! Es ist hart, klar, wir hängen alle durch, trotzdem ist das ein Fall wie jeder andere. Berns und van Gemmern haben genug Spuren gesichert, um den Wagentyp auf alle Fälle rauszukriegen.«
    Heinrichs sah ihn nicht einmal an.
    »Herrgott!« stöhnte van Appeldorn. »Wenn Nimwegen sich gemeldet hat, fahren wir noch mal zum Kartenspielerweg. Vielleicht ist dem Opgenoorth ja doch noch was eingefallen, als er wieder klar im Kopf war, oder einer der Anwohner hat was von dem Unfall mitgekriegt. Autowerkstätten abklappern können wir immer noch.«
    »Ach!« winkte Heinrichs nur ab.

    Der ED war schon seit früh um sieben im Labor. Gestern abend noch hatte van Gemmern Breiteneggers Kleider und Schuhe aus der Pathologie in Emmerich abgeholt und sich gleich an die Arbeit gemacht. Viel Schlaf hatte er nicht gekriegt. Er schob seine Brille hoch und rieb sich die trockenen Augen.
    »Hier, guck selbst«, winkte er Berns heran, »das Reifenprofil vom Laster paßt nicht zu den Spuren auf der Straße. Der Wagen, der Günther erwischt hat, war auf jeden Fall ein PKW.«
    Berns schwieg verbissen, griff sich dann seine Tasche und ging hinaus.
    »Na gut, der Vollständigkeit halber«, murmelte van Gemmern und machte, daß er hinter Berns herkam; schließlich wäre es schwachsinnig gewesen, mit zwei Autos zum Abschleppunternehmen zu fahren.
    Es war schwül, und schon jetzt am Morgen lief einem der Schweiß, sobald man in die Sonne kam. Die Sträucher auf dem Parkplatz sahen aus wie bepudert, und in der rissigen, grauen Erde ließen Fuchsien und Tagetes jämmerlich ihre Blätter hängen.
    Berns lehnte sich rüber und entriegelte die Beifahrertür, um van Gemmern einsteigen zu lassen. Während der Fahrt sagte keiner ein Wort. Bei der Autoverwertung wurde heute nicht gearbeitet, aber sie hatten einen Schlüssel für das rostige Tor. Der Mercedestransporter stand in der prallen Sonne. Van Gemmern schwang sich in die Fahrerkabine und packte Pinsel, Puder und Folie aus. Berns ging um den Wagen herum zum Laderaum und entriegelte die Tür, aber in dem Moment schnarrte sein Autotelefon. Es war van Appeldorn.
    »De Witt ist immer noch nicht aufgetaucht, Paul, aber die Kollegen bleiben dran.«
    »Dann machen wir hier auf jeden Fall weiter«, antwortete Berns.
    »Ich würde sagen, ja. Walter und ich fahren noch mal raus zum Kartenspielerweg. Bis später dann.«
    Berns legte wortlos den Hörer auf, ging zum Laster zurück und öffnete die beiden Türflügel.
    Mein Gott, dachte er, in der Kiste wird man ja lebendig gegrillt.
    Es stank nach Fahrradöl und Metall, aber ganz fein nahm er noch einen anderen Geruch wahr, den er nicht einordnen konnte. An den Seitenwänden rechts und links standen neue, dick eingefettete Hollandräder, geradeaus, ein ganzes Stück von der Wand entfernt, waren unordentlich ein paar alte Kartons gestapelt. Berns schnupperte und wußte plötzlich, was er da roch; schließlich hatte er fünf Enkel. Auf Zehenspitzen stieg er in den Wagen, bemüht, nichts zu berühren. Der Geruch wurde durchdringend. Vorsichtig schob er den obersten Karton zur Seite.
    »Klaus!« brüllte er und rührte sich nicht. »Komm her!«
    Der Wagen schaukelte leicht, als van Gemmern aus dem Führerhaus sprang.
    »Was ist denn?«
    »Kinder«, stammelte Berns, ohne den Kopf zu wenden.
    »Zwei Säuglinge. Tot.«

    Walter Heinrichs hatte zwar sein ganzes Leben lang am Niederrhein gewohnt, in Grafwegen war er trotzdem noch nie gewesen. Der Ort bestand aus zweieinhalb Straßen, einer Handvoll Häuser und einer Kneipe am Ende des Weges, der am Wald entlang führte.
    »Links ist Holland, geradeaus ist Holland und rechts vorne auch«, zeigte van Appeldorn. »Wenn du hier rechts abbiegst, fährst du quasi auf der Grenze lang nach Kranenburg.«
    »Und hier kann man einfach so rüber?«
    Van Appeldorn nickte, setzte den Wagen ein Stück zurück und bog in eine schmale Straße ein. Auf der linken Seite standen schmucke Einfamilienhäuser, rechts wogte ein Gerstenfeld. »Das Feld müßte eigentlich zu Holland gehören, aber ganz sicher bin ich nicht.«
    Van Appeldorn ließ
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