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Feinde der Zeit: Roman (German Edition)

Feinde der Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Feinde der Zeit: Roman (German Edition)
Autoren: Julie Cross
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erklärte, dass es noch einen anderen Weg gab.
    Mason zeigte mit dem Finger auf Emily. »Du hast das getan! Du hast uns extra hierhergelockt, hab ich recht?«
    Emily brach in Tränen aus. »Nein, nein, hab ich nicht! Ich schwöre!«
    Ich legte eine Hand auf ihre Schulter und versuchte sie zu trösten. Mir war nicht klar, ob sie das mit Absicht getan hatte, aber es war auch ganz egal, denn sie war noch ein Kind.
    Mein Blick wanderte von Courtney über Mason zu Holly; sie alle sahen gleichermaßen schockiert aus. Wir saßen in der Falle.
    »Man hat euch reingelegt«, sagte die Rothaarige, als hätte sie meine Gedanken gelesen. »So wie man uns reingelegt hat. Das ist ihre Art, sich Zeitreisender zu entledigen, die sich der Organisation nicht fügen und versuchen, die Geschichte zu verändern. Wenn das Wetter wechselt, wissen wir immer schon, dass wieder jemand Neues kommt. Wir versuchen dann, sie irgendwie zu warnen, aber es hat noch nie funktioniert.«
    Das Gras und die Häuser und der Bach, all das drehte sich vor meinen Augen. Healy. Er hatte mich reingelegt, hatte alle meine Schwächen gegen mich verwendet. Dad, Holly, Adam. Die Tränen in Courtneys Augen und die, die Holly, wie ich wusste, mühsam zurückhielt, trafen mich schwer.
    Das alles war meine Schuld. Ich hätte mich mit Stewart treffen und alles mit ihr besprechen sollen. Sie hätte mich davor bewahrt, alles zu vermasseln, uns in eine derart ausweglose Situation zu bringen. Ich schloss frustriert die Augen und zwang mich, mich auf das Jahr 2009 zu konzentrieren.
    Bitte, bitte, mach, dass es funktioniert.
    Plötzlich spürte ich einen unerträglich stechenden Schmerz zwischen den Augen. Ich fiel auf die Knie, jeder Muskel in meinem Körper zitterte, und ich bekam kaum noch Luft.
    »Jackson!«, rief Dad und kam zu mir gelaufen. Er schob meine Ärmel hoch und schaute die rothaarige Frau mit Panik im Blick an, als er meine Blutergüsse sah. Jetzt erging es mir genau wie Cassidy … und dem EOT unten im Keller des Plaza.
    Ich legte die Arme um meinen Brustkorb und drückte fest zu in der Hoffnung, die Schmerzen dadurch lindern zu können. Holly schlug die Hand vor den Mund. Wir sahen uns an, und plötzlich war da etwas, was ich an dieser Holly noch nie gesehen hatte. Etwas, das mir den Atem raubte und mich alles andere vergessen ließ. Ich zog sie mit meinem Blick an wie ein Magnet. Einen Schritt weiter in meine Welt hinein, in die einmal sie und ich gehört hatten.
    Schau mich einfach weiter so an, und es geht mir gut. Ich fuhr mir mit der Hand durchs Gesicht und nahm vage die klebrige Flüssigkeit wahr, die an meinen Fingern haften blieb. Dann wedelte ich mit der Hand vor meinen Augen herum, um den Blickkontakt zu Holly zu durchbrechen und mich zurück in die nüchterne, kalte Realität zu holen.
    »O nein!«, stöhnte Dad. »Nein, Jackson, ist es zu spät?«
    »Nein«, sagte die rothaarige Frau entschieden. »Blake, lauf und hol Hilfe!«
    Blake? War das der Junge mit dem Pferdeschwanz?
    »Mason, begleite ihn!«, rief Dad.
    Die Welt vor mir schwand bereits dahin, verlor ihre Konturen. Das Gesicht der Rothaarigen verschwamm und überschnitt sich mit dem von Dad. Courtney stand direkt neben ihm. Aus ihrer Miene sprach Panik, doch ich sah nur, dass sie wusste, was nun kam. Ebenso wie ich es gewusst hatte, als sie mir vor vielen Jahren entglitten war. Sie spürte es, wie ich damals. Der Schmerz ließ nach, und obwohl mir klar war, dass das kein gutes Zeichen war, begrüßte ich es. Lass es nur schnell gehen. Lass mich die Augen schließen und einfach einschlafen …
    Courtneys Schluchzen versetzte meinem Herzen einen kurzen, fünfsekündigen Elektroschock. Der Schmerz kehrte kurzzeitig zurück, driftete dann jedoch wieder davon. Während ich mich ganz auf Courtneys Gesicht konzentrierte, fragte ich mich, ob sie denselben Kampf ausgefochten hatte, ob auch sie darum gekämpft hatte, am Leben zu bleiben, wo es doch so viel leichter war, einfach loszulassen. Würde sie dieselbe Leere empfinden wie ich damals nach ihrem Tod? Ich wünschte, ich hätte Dad oder Adam oder meiner Holly erzählt, was mir passiert war. Ich wusste, dass es real war; es musste real sein.
    Ich hatte ein Gedicht geschrieben im Jahr 2009, ohne dass es meine Absicht gewesen war. Es waren eher unbewusste Gedanken gewesen, die über die Tastatur irgendwie den Weg in meinen Computer gefunden hatten und dann in die Hände einer allzu dramatisch veranlagten Lehrerin gelangten. Ich hörte Stimmen um
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