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Faszination Menschenfresser

Faszination Menschenfresser

Titel: Faszination Menschenfresser
Autoren: Mario Ludwig
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Robben. Die Schwertwale schließen sich dazu in Gruppen zusammen und erzeugen gemeinsam so große Wellen, dass die Robben regelrecht von ihren Eisschollen gespült werden. Wie koordiniert die unterschiedlichen Tiere bei dieser Form der Jagd zusammenarbeiten, beschreibt sehr anschaulich die Neuseeländerin Dr. Ingrid Visser, eine der weltweit führenden Orca-Experten, als Kommentatorin eines von ihr selbst gedrehten Films über die Eisschollenjagd: »Ein Orca bleibt zurück und hält die Eisscholle in Position, die anderen schwimmen davon und hier kommen sie zurück, vier auf einmal, machen eine große Welle und spülen die Robbe von der Scholle, dann schnappen sie die Robbe und ziehen sie unter Wasser.«
    Wie die Kannibalen zu ihrem Namen gekommen sind
    Das Wort Kannibale verdanken wir, ebenso wie die vermeintliche Entdeckung Amerikas, dem Entdecker Christoph Kolumbus. Das erste Mal taucht der Begriff nämlich in einem Logbucheintrag des berühmten Genuesen vom 23. November 1492 auf, als Kolumbus auf seiner ersten Reise vor der Insel H ispaniola ankerte. Der Entdecker in spanischen Diensten notierte im Logbuch, dass die Einwohner Hispanolas »in ständiger Furcht vor den einäugigen, hundsgesichtigen Einwohnern der Nachbarinsel Bohío, den sogenannten › Caniba ‹ lebten, üblen Gesellen, die Menschen fräßen und alle, die sie fingen, köpften und ihr Blut söffen und ihnen die Geschlechtsteile abschnitten«. Wie wir heute wissen, handelte es sich bei den »Caniba« um den kriegerischen Indianerstamm der Kariben, Bewohner der westindischen Inseln, die regelmäßig über die friedlicheren Tainos herfielen und von diesen zu Recht oder zu Unrecht des Kannibalismus bezichtigt wurden. Später wurde dann das spanische »canibal« zu einem Synonym für Menschenfresser und verbreitete sich in vielen europäischen Sprachen. In Deutschland trat der Begriff »Kannibale« erstmals im Jahr 1508 auf.
    Kuru – oder warum es tödlich sein kann,
seine Mitmenschen zu verspeisen
    Auf Papua-Neuguinea mussten Anfang bis Mitte des letzten Jahrhunderts mehr als 2500 Ureinwohner ihren Hang zum Kannibalismus mit dem Leben bezahlen. Beim dort ansässigen Stamm der Fore war es nämlich bis Ende der 1950er-Jahre üblich, als Ausdruck des Respekts und der Trauer die Hirne der Verstorbenen bei deren Beerdigung zu verspeisen. Bei diesem für uns Mitteleuropäer doch etwas gruseligen Ritual infizierten sich die trauernden Kannibalen jedoch mit »Kuru«, einer infektiösen und unheilbaren Krankheit, die üblicherweise innerhalb eines Jahres zum Tode führt. Kuru gehört wie Rinderwahn und Creutzfeldt-Jacob zu den sogenannten Prionenerkrankungen und wird in erster Linie über den Verzehr infizierter menschlicher Organe übertragen. Nachdem Wissenschaftler Kannibalismus als Ursache für die Krankheitsübertragung erkannt hatten, verbot die australische Regierung das Trauerritual. Daraufhin ging die Zahl der Kuru-Erkrankungen auf Papua-Neuguinea stark zurück.
    So schmecken Menschen
    Die deutsche Anthropologin Olga Ammann fand bei ihren nur wenige Jahre zurückliegenden Studien auf Papua-Neuguinea noch ehemalige Kannibalen, die sich durchaus noch an den Geschmack von Menschenfleisch erinnern konnten, ja sogar – politisch sicherlich nicht ganz korrekt – zwischen Köstlichkeiten verschiedener Herkunft klar differenzieren konnten. So berichteten die Ex-Kannibalen einhellig, dass das Fleisch von Weißen zu stark gerochen hätte und auch zu salzig gewesen sei. Da hätten Japaner deutlich besser geschmeckt und seien geschmacklich nur noch vom Fleisch der eigenen Frauen übertroffen worden. Leider nur eine späte Genugtuung erhielt in diesem Zusammenhang der englische Missionar Thomas Baker, der 1867 auf Fidschi von wütenden Eingeborenen getötet und verspeist worden war, weil er das Haar eines Dorfältesten berührt hatte – damals auf Fidschi ein ungeheuerlicher Tabubruch. 2003 entschuldigten sich die Bewohner des entsprechenden Dorfes bei den Nachfahren Bakers in feierlicher Form für die Tat ihrer Altvorderen.
    Ein Kaiser als Kannibale?
    Jean-Bédel Bokassa (1921–1996), der ehemalige Präsident der Zentralafrikanischen Republik und spätere »Kaiser« des zentralafrikanischen Kaiserreichs, war sicherlich einer der schlimmsten Despoten, den der Schwarze Kontinent je gesehen hat. Nachdem er sich selbst zum Kaiser gekrönt hatte, sicherte sich Bokassa seine Macht durch Ausschaltung jeglicher Opposition und errichtete ein Terrorregime, das
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