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Fast genial

Fast genial

Titel: Fast genial
Autoren: Benedict Wells
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bittere,
unglaubliche Entschlossenheit in sich aufsteigen. Das Spielfieber überkam ihn,
und er ließ es zu. Seine Angst war weg. Völlig ruhig setzte er die zehntausend
auf Schwarz, es kam Schwarz. Er nahm die zwanzigtausend und setzte fünfzehn
davon auf Rot. Wieder gewann er. Er steckte den Reserve-Chip mit den
fünftausend in die linke Hosentasche und spielte mit dem Rest ab jetzt volles
Risiko.
    Dreißigtausend auf Schwarz.
    Er gewann und hatte sechzigtausend. Alles ging so
schnell, zack, zack, zack. Auch sein Herz schlug immer schneller. Wenn er jetzt
wieder gewann, hätte er genug, um nach oben zu den High Rollern zu dürfen. Der
Croupier warf die Kugel in den Kessel, doch auf einmal fiel ihm nicht ein, was
er setzen sollte. Bis jetzt hatte er es immer gewusst, aber nun klemmte es. Rot
oder Schwarz? Es musste schnell gehen, nur noch wenige Sekunden. Rot oder
Schwarz, Rot oder Schwarz ...
    Francis wollte die sechzigtausend schon auf Rot setzen,
hielt sie aber noch im letzten Moment zurück und ließ zum ersten Mal eine Runde
aus. Die Kugel landete auf der schwarzen Einunddreißig.
    Glück gehabt.
    Aus irgendeinem teuflischen Wissen heraus war er sicher,
dass die Einunddreißig jetzt noch mal kam. Er überlegte, ob er den
Fünftausender-Chip in der Hosentasche auf die Zahl und den Rest auf Schwarz
setzen sollte, aber er entschied sich dagegen, setzte nur sechzigtausend.
    Als kurz darauf tatsächlich die Einunddreißig kam,
ärgerte er sich. Er hätte mit dem Reserve-Chip fast hundertachtzigtausend
zusätzlich haben können.
    Dann erst erwachte er aus seiner Trance und begriff,
dass er auch so hundertzwanzigtausend gewonnen hatte.
    Er hatte verdammt noch mal hundertzwanzigtausend!!!
    Francis jubelte und schrie und stürzte auf die Knie,
und natürlich schauten ihm alle zu, denn das sahen die Leute im Casino gern,
wenn sich jemand richtig freute. Mit der Hand fuhr er über seinen Kopf und
merkte, dass seine Haare klitschnass waren. Er nahm die hundertzwanzigtausend
an sich und nickte in die Runde. „Auf Wiedersehen, Ladies and Gentlemen, ich
habe noch was vor.“
    Einige lachten, vermutlich weil sie dachten, dass er
jetzt feiern ging, sie begriffen nicht, dass er das ganze Geld gleich wieder
aufs Spiel setzen würde. Francis atmete tief durch, dann nahm er die Chips an
sich und verließ den Tisch. Nun durfte er nach oben, zu den verdunkelten
Fenstern, die ihn seit zweieinhalb Jahren bis in den Schlaf verfolgt hatten.
     
    Im ersten Moment wollten ihn die beiden Angestellten
des Casinos nicht reinlassen. Sie wiesen ihn an, auf einem Stuhl im Vorraum
Platz zu nehmen, und kontrollierten seinen Ausweis. Dann meinten sie, dass er
ohne Jackett nicht reinkäme.
    „Weißt du, was da für Leute spielen?“, fragte ihn
einer der Mitarbeiter. Er war dunkelhäutig, trug eine schwarze Hose und ein
rotes Jackett mit goldenen Knöpfen. Auf seinem Namensschild stand Michael Finlay. „Wirtschaftsbosse,
Footballstars, Schauspieler, Börsengurus. Das sind geschlossene
Veranstaltungen, wenn man so will. Was sollen die denken, wenn da auf einmal
jemand wie du reinspaziert?“
    „Aber wieso machen Sie dann nicht einen Mindesteinsatz
von einer Million?“
    „Weil Leute wie du von diesen Räumen normalerweise
gar nichts wissen.“ Der Angestellte legte Francis die Hand auf die Schulter. „Du
hast an einem Abend über hunderttausend gewonnen. Das ist viel Geld, dafür
muss ich Jahre arbeiten.“
    „Es reicht aber nicht. Ich brauche mehr.“
    „Dich hat der Wahnsinn gepackt, das kann ich sehen.
Ich kenne Leute wie dich, ihr verzockt sofort wieder alles, was ihr gewonnen
habt. Geh mit deinem Geld nach Hause, solange du noch kannst!“
    „Ich muss aber weiterspielen. Bitte! Ich werde auch
nur dreimal setzen, wenn überhaupt. Danach bin ich wieder weg. Sie ahnen nicht,
wie wichtig das für mich ist.“
    Der Angestellte sah ihn lange an, dann wechselte er
einen Blick mit seinem Kollegen und seufzte. „Weißt du was? Ich lass dich rein.“
    „Danke, Mann. Danke, danke, danke.“
    „Sag das bitte erst, wenn du da drinnen nicht dein
Geld verloren hast.“ Mit diesen Worten öffnete er die Mahagonitür.
    Francis trat ein. Endlich war er da.
     
    6
     
    Seit Francis seinen Traum gehabt hatte, hatte er
sich oft gefragt, wieso es ausgerechnet Las Vegas sein musste. Wieso nicht
eine andere Stadt. Seit er jedoch hier gewesen war, vor allem aber, seit er
seinen Vater gesehen hatte, kannte er die Antwort. Weil Las Vegas das Herz und
das Mekka
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