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Farben der Sehnsucht

Titel: Farben der Sehnsucht
Autoren: Judith McNaugth
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Schreibtisch nach seinem Bericht und stand sofort auf, als er ihn gefunden hatte. Er ging langsam auf die Tür zu, und in seinen Augen stand ein so bedrohliches Flackern, daß sein Vater und seine Schwester es für klüger hielten, zurückzuweichen und ihm den Weg freizugeben. Paul jedoch rührte sich nicht vom Fleck. »Wenn ich jetzt an Ihnen vorbeigehe, Richardson, und Sie dabei auch nur blinzeln sehe, werde ich das als versuchte Körperverletzung betrachten. Es wird mir ein Vergnügen sein, Ihren Hintern in diesem Fall höchstpersönlich über diesen Balkon nach unten zu befördern. Haben wir uns verstanden?«
    Die Reaktion des FBI-Agenten kam völlig unerwartet. Er tat einen weiteren Schritt in Noahs Büro, schob die Tür hinter sich zu und drehte den Schlüssel um, wodurch er nicht nur Douglas und Courtney, sondern auch den in diesem Moment die Treppen heraufpolternden Martin ausschloß. Dann lehnte er sich seelenruhig mit dem Rücken gegen die Tür, kreuzte die Arme über der Brust und sah Noah herausfordernd an.
    Von draußen waren die Stimmen von Courtney und Douglas zu hören, die Martin versicherten, daß er nicht gebraucht wurde, doch Paul zweifelte keinen Moment daran, daß Noah kräftig und wütend genug war, um es auch allein mit ihm aufzunehmen. Er vertraute jedoch auf die schlichte Tatsache, daß Noah seine fünfzehnjährige Schwester keiner Schlägerei aussetzen wollte, auch wenn sie sie nicht mit eigenen Augen sehen, sondern nur hören konnte. Bis Courtney sich entschließen würde, ihren Lauschplatz vor der Tür zu verlassen, war es ihm hoffentlich gelungen, Noahs Zorn zu besänftigen und so eine gewalttätige Auseinandersetzung zu vermeiden.
    »Noah«, sagte Paul endlich in einem fast vertraulichen Ton, »ich habe zwei verdammt lausige Wochen hinter mir. Es war so ziemlich die mieseste Zeit, die ich in den vergangenen fünf Jahren erlebt habe.«
    Noah lehnte sich mit der Hüfte gegen den Schreibtisch und lauschte aufmerksam, ob ein Geräusch hinter der Tür darauf hindeutete, daß Courtney noch immer dort stand. Die Muskeln an seinem angespannten Kiefer zuckten heftig, und es schien ihn einen harten Kampf zu kosten, nicht auf sein Gegenüber loszugehen.
    Paul war sich völlig im klaren darüber, was in Noah vorging, und er überlegte sich seine Worte sorgfältig, bevor er nun weitersprach. »Können Sie sich noch an den Fall Zachary Benedict erinnern, der vor fünf Jahren die Öffentlichkeit bewegte?«
    Noah sah ihn überrascht, aber immer noch voller Verachtung an. Die Geschichte über den preisgekrönten Schauspieler und Regisseur, der fälschlicherweise des Mordes an seiner Frau beschuldigt worden war, hatte weltweit Schlagzeilen gemacht. Benedict war damals aus dem Gefängnis geflohen und hatte eine Geisel namens Julie Mathison genommen, die bald darauf seine Geliebte geworden war. Später war er dann am Flughafen von Mexiko City - wo er sich trotz des Risikos, verhaftet zu werden, mit Julie treffen wollte - nach einer Schießerei wieder dingfest gemacht worden.
    »Aus Ihrem Gesichtsausdruck schließe ich, daß Sie sich noch gut an das Debakel erinnern können«, fuhr Paul fort. »Sie wissen aber wahrscheinlich nicht, daß ich selbst damals für Benedicts Verhaftung verantwortlich war. Ich habe Julie Mathison als Lockvogel benutzt und bin mit ihr nach Mexiko geflogen.«
    »Beantworten Sie mir eine Frage«, schnauzte Noah. »Waren Sie jemals hinter jemandem her, der tatsächlich schuldig war?«
    »Offensichtlich nicht in Ihrem Fall. Und auch mit Benedict ist mir ein Fehler unterlaufen. Als die ganze Sache damals vorbei und Benedict freigesprochen war, habe ich ihn aufgesucht und mich bei ihm entschuldigt. Ich habe damit auch erreicht, daß er Julie vergeben hat.«
    »Was zum Teufel hat das alles mit mir zu tun?«
    »Darauf wollte ich gerade zu sprechen kommen. Sehen Sie, es gibt zwei eklatante Unterschiede zwischen der Geschichte zwischen Julie und Benedict damals und der heutigen zwischen Sloan und Ihnen: Julie kam mit mir nach Mexiko City, um Benedict eine Falle zu stellen, weil ich sie von seiner Schuld überzeugen konnte. Es wäre mir aber niemals gelungen, Sloan davon zu überzeugen, daß Sie schuldig sind.«
    Erleichtert nahm Paul das Flackern in Noahs Augen wahr, das auf sein wachsendes Interesse zu deuten schien. »Tatsächlich habe ich das nicht einmal versucht. Sloan ist mit mir nach Palm Beach gekommen, weil ich hinter Carter Reynolds her war. Sie hatte keine Ahnung von meinem
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