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Farben der Sehnsucht

Titel: Farben der Sehnsucht
Autoren: Judith McNaugth
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Fernsehsender richteten ihr Augenmerk vor allem auf den Wagemut und den Scharfsinn von Detective Sloan Reynolds und Officer Jess Jessup, während sie die Heldentaten zweier FBI-Agenten, die maßgeblich an der Rettung der beiden Schwestern beteiligt gewesen waren, großmütig übersahen. Die nationalen Medien hingegen fanden es besonders hervorhebenswert, daß einer dieser FBI-Agenten erst wenige Tage zuvor durch die Beschlagnahmung und Durchsuchung von Noah Maitlands Yachten für Schlagzeilen gesorgt hatte.
    Kurz nach Morgengrauen kam die von allen Seiten freudig aufgenommene Nachricht, daß Paris Reynolds das Bewußtsein wiedererlangt hatte. Das Krankenhauspersonal hoffte inständig, daß die Trauben von Reportern, die die Türen und Gänge des Hospitals bevölkerten, nun nach und nach abziehen und sich anderen Skandalnachrichten zuwenden würden.
    »Mr. Richardson?« fragte die Krankenschwester lächelnd, als sie das Privatwartezimmer im dritten Stock betrat. Um Kimberly und Sloan nicht zu wecken, senkte sie die Stimme, als sie dann zu Paul sagte: »Miss Reynolds ist jetzt wach. Wenn Sie sie für ein paar Minuten allein sehen möchten, sollten Sie gleich zu ihr gehen.«
    Paul stand sofort auf. Stunde um Stunde hatte er voller Besorgnis darauf gewartet, daß Paris das Bewußtsein wiedererlangte. Doch jetzt, da es endlich soweit war, wußte er nicht, was er ihr sagen sollte.
    Paris hatte die Augen geschlossen, als er ins Zimmer trat. Er setzte sich an ihr Bett und sah sie sorgenvoll an, doch als er bemerkte, daß ihr Atem gleichmäßig und kräftig war und daß auch ihre Wangen schon wieder etwas Farbe angenommen hatten, entspannte er sich ein wenig.
    Als er es endlich wagte, ihre Hand zu ergreifen, schlug sie die Augen auf und sah ihn verwirrt an. Erst nach und nach wurde ihr bewußt, was geschehen war und wo sie sich befand. Paul wartete mit angstvoller Spannung auf den Moment, da sie den Mann an ihrem Bett erkannte - und ihn mit dem Bastard identifizierte, der ihre Ehrlichkeit und Liebenswürdigkeit in Zweifel gezogen und schließlich auch noch die schreckliche Ungerechtigkeit begangen hatte, sie des Mordes an ihrer geliebten Urgroßmutter zu bezichtigen. Erst jetzt wußte er, wie sehr er es verdient hatte, daß sie ihn bei seinem letzten Besuch geohrfeigt und ihm die Tür vor der Nase zugeknallt hatte.
    Als sich ihre Blicke trafen, verschwand der verwirrte Ausdruck in ihren Augen. Sie schluckte mühsam und wandte all ihre Kraft auf, um nach zwei Tagen der Bewußtlosigkeit den Mund zu öffnen. Paul legte sein Ohr an ihre Lippen, um ihr leises Flüstern zu verstehen. »Wo warst du denn so lange?« fragte sie mit einer kaum wahrnehmbaren Andeutung ihres wunderbaren Lächelns.
    Er stieß ein heiseres Lachen aus und drückte unendlich erleichtert ihre Hand.
    »Wurde ich angeschossen?« fragte sie.
    Er nickte und erinnerte sich mit Grauen an den Moment, als während der Schießerei eine Kugel an der Wand abgeprallt war und der Querschläger ihren Kopf gestreift hatte.
    »Wer hat auf mich geschossen?«
    Paul lehnte seine Stirn gegen ihre ineinander verschlungenen Hände und schloß die Augen, bevor er ihr die Wahrheit sagte. »Ich glaube, das war ich.«
    Sie lag ganz still; dann erbebte ihr zierlicher Körper leicht unter einem verhaltenen Lachen. »Das hätte ich mir denken können.«
    Paul sah ihr tief in die Augen und versuchte zu lächeln. »Ich liebe dich«, sagte er dann.

53
    Paris konnte das Krankenhaus schon am Ende der Woche verlassen und sich im Haus ihrer Mutter, die sich rührend um sie kümmerte, erholen. Paul hatte Urlaub genommen, um bei ihr sein zu können, und Sloan kam jeden Tag auf Besuch.
    Kimberly und Paris schienen sich glänzend zu verstehen und bester Laune zu sein. Sloan jedoch wurde mit jedem Tag magerer und blasser, und Paul brauchte nicht lange zu überlegen, um zu wissen, daß der Grund ihres Kummers die Sache mit Maitland war.
    Paul fühlte sich immer noch schuldig für das Zerwürfnis zwischen den beiden, und obwohl man ihn angewiesen hatte, Maitland fernzubleiben, nahm er sich heimlich vor, früher oder später eine Versöhnung herbeizuführen. Für den Moment waren ihm allerdings die Hände gebunden, da Maitland sich weigerte, ihn zu sehen. Paul hatte ihn zweimal angerufen und um eine Aussprache gebeten, doch seine Sekretärin hatte ihn jedesmal abgewimmelt.
    An einem sonnigen Nachmittag etwa zwei Wochen nach Ediths Tod saßen Paris, Sloan und ihre Mutter in Kimberlys Wohnzimmer und
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