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Farben der Sehnsucht

Titel: Farben der Sehnsucht
Autoren: Judith McNaugth
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wollen, daß er sie liebte. Gott sei Dank hatte er es nicht getan. Es wäre nur eine weitere Idiotie gewesen, die er jetzt zu bereuen hätte.
    Noah drehte sich schnell um und ging die Treppen wieder hinauf und zurück ins Haus. Er war wütend und enttäuscht, und er fragte sich verärgert, was sie nur an sich hatte und welche magische Kraft ihn mit ihr verband, daß sie unter den unzähligen Frauen, die er gekannt hatte, die einzige war, die er wirklich wollte.
    Er konnte einfach nicht verstehen, wie er so verdammt naiv hatte sein können. Es hatte eine Zeit gegeben, in der er seinen Kopf darauf verwettet hätte, daß sie ebensosehr in ihn verliebt war wie er in sie. Diese maßlose Dummheit hatte ihm nicht nur das Herz gebrochen, sondern würde ihn auch in finanzieller Hinsicht noch ein Vermögen kosten. Die Durchsuchung seiner Schiffe durch das FBI hatte ihm eine zweifelhafte Publicity eingebracht und seinen tadellosen Ruf ruiniert. Auch wenn sie nichts gefunden hatten, würde allein schon der Verdacht, der auf ihn gefallen war, auf Jahre hinaus im Gedächtnis der Öffentlichkeit bleiben.
    Sloan Reynolds war so schön und facettenreich wie eine Orchidee; sie war eine skrupellose Mata Hari mit Pferdeschwanz.
    Er blieb auf der Schwelle zum Wohnzimmer stehen und sah versonnen auf das Videoband, das aus dem Videorecorder ragte. Nach dem Mordanschlag auf Paris und Sloan hatte das Fernsehen tagelang Bilder von den Heldentaten übertragen, die Sloan in ihrer kurzen Polizeilaufbahn bereits vollbracht hatte. Courtney betrachtete Sloan zwar als gemeine Verräterin, war von diesen Bildern jedoch so fasziniert, daß sie alles auf Video aufgenommen und ihn in ihrer jugendlichen Unbesonnenheit auch noch dazu überredet hatte, sich die Filme mit ihr anzusehen.
    Es handelte sich um Dokumentaraufnahmen, die dem Zuschauer ein realistisches Bild der alltäglichen Polizeiarbeit vermitteln sollten. Sloan war darin unter anderem bei einer live mitgeschnittenen Drogenrazzia zu sehen.
    Noah konnte den Blick nicht von dem Videoband abwenden. Es war die letzte Gelegenheit, es vor seiner Abreise noch einmal anzuschauen. Courtney und Douglas waren in Bell Harbor, um Paris zu besuchen, und sie würden sicher nicht so bald zurückkehren. Widerstrebend ging er hinüber zum Fernsehgerät, schaltete es an und schob das Video hinein.
    Während der Bildschirm hell wurde und das Band zurückspulte, wurde Noah wieder von Zorn übermannt: Er hatte auch noch die maßlose Dummheit besessen, Sloan Schießunterricht anzubieten, damit der »liebe kleine Engel« keine Angst mehr vor Waffen zu haben brauchte...
    Auf dem Fernseher trug dieser Engel eine Polizeiuniform und kauerte - das Gewehr fest in der Hand - in geduckter Stellung neben einem Streifenwagen, während sich ihre Kollegen über den Hof auf ein Haus zupirschten.
    Im folgenden Filmausschnitt hatte sie sich ganz nach vorne gewagt und stand nun im Zentrum der Aufmerksamkeit neben der Haustür an die Wand gepreßt. Ihre Hände umklammerten immer noch entschlossen ihre Waffe, während sie gerade ihre Arme nach oben riß, um einen Warnschuß abzugeben.
    Noah ging mit verbitterter Miene zum Fernseher und schaltete ihn aus. Er haßte und verachtete diese Frau... Und doch: Wenn sie ihn nicht betrogen hätte, hätte er zugeben müssen, daß sie großartig war.
    Unwirsch schüttelte er den Kopf, um Sloan Reynolds für immer aus seinen Gedanken zu verbannen und sich auf seine bevorstehende Abreise zu besinnen. Als ihm einfiel, daß er in seinem Büro noch einen Bericht vergessen hatte, den er unbedingt mitnehmen wollte, ging er schnell nach oben. Er war gerade dabei, seinen Schreibtisch nach ihm abzusuchen, als er unten in der Eingangshalle Stimmen hörte, die sich schnell näherten. Verwundert sah er hoch und sah zu seinem maßlosen Erstaunen Paul Richardson auf der Türschwelle stehen, zu dessen beiden Seiten sich Courtney und Douglas aufgebaut hatten.
    Douglas unternahm unverzüglich den Versuch, seinen Sohn zu beschwichtigen, als er den wutschäumenden Ausdruck in seinen Augen bemerkte. »Noah, möchtest du dir nicht wenigstens anhören, was Paul dir zu sagen hat?«
    Statt ihm zu antworten griff Noah zum Telefon und drückte den Knopf für die Gegensprechanlage. »Martin«, sagte er zu seinem Chauffeur, der auch sein Leibwächter war, »ich habe einen Eindringling in meinem Büro. Kommen Sie sofort her, und schaffen Sie ihn mir vom Hals!« Ohne noch einmal aufzusehen, suchte er dann weiter auf dem
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